Merken

Bauboom zwischen Elbepark und Sternstraße

Auf einer Freifläche planen Investoren ein Großprojekt. Das bringt auch Probleme mit sich.

Teilen
Folgen
© Visualisierung: Townscape One

Von Marcus Herrmann

Noch ist das riesige Areal nördlich der Kaditzer Flutrinne komplett unbebaut. Obwohl das Gelände, das vom Elbepark bis zur Sternstraße reicht, schon seit 2011 als mögliches Wohnquartier auf der Agenda der Stadtplaner steht, hatte sich lange Zeit nichts getan.

Derzeit gibt es hier nur Wiese und Bäume
Derzeit gibt es hier nur Wiese und Bäume © Norbert Millauer

Doch jetzt erreicht der Bauboom auch Mickten und Kaditz. Anfang Oktober haben Vertreter eines Gemeinschaftsunternehmens ihre Pläne dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau vorgestellt. Es soll unter dem Arbeitstitel Mickten-Kaditz-Quartier, kurz MiKa-Quartier, verwirklicht werden. Die beiden Planungsgesellschaften haben sich dazu zur MiKa-Quartier GmbH zusammengeschlossen. Dahinter verbergen sich die Iserlohner Immobilien-GmbH Sassenscheidt sowie die deutsch-schweizerische Investmentgruppe Townscape One. Letztere hatte in den letzten Jahren vor allem in Immobilien im westdeutschen Raum und Berlin investiert. Das vorgesehene Baufeld hatte die neu gegründete GmbH in diesem Jahr von der Stuttgarter Züblin-Gruppe erworben. „Wir haben dann zeitnah mit der konkreten Planung begonnen und die Ergebnisse den Dresdner Stadtplanern vorgestellt“, sagt MiKa-Geschäftsführer Erik Sassenscheidt. Konkret sei vorgesehen, in einem ersten Bauabschnitt bis Ende 2017 circa 180 Wohnungen auf einer Fläche von 15 500 Quadratmetern zu errichten. Der Baubeginn ist – vorbehaltlich des Erhalts einer Baugenehmigung – für das Frühjahr 2016 angesetzt. Die Häuser sollen sechsgeschossig werden. Dagegen hatte sich unter Pieschener Ortsbeiräten Widerstand formiert. Deswegen brachte die CDU-Fraktion den Ergänzungsantrag ein zu prüfen, ob im Sinne eines harmonischen Ortsbildes nicht höchstens Viergeschosser errichtet werden sollten. Letztlich liegt die Entscheidung aber bei der Stadtverwaltung.

Zumindest im zweiten Bauabschnitt möchten die Verantwortlichen der MiKa-GmbH nicht nur mehrgeschossige Häuser bauen. „Wir wollen in diesem Abschnitt auch Reihenhäuser errichten. Insgesamt sollen in den nächsten fünf bis sechs Jahren bis zu 900 Wohnungen auf drei Baufeldern entstehen“, so Sassenscheidt. Damit werden in Zukunft Wohnhäuser und nicht mehr Grünflächen die Landschaft unweit der Elbe prägen. „Natürlich wird sich das Viertel nach dem Bau anders darstellen. In meiner Brust schlagen hier zwei Herzen“, sagt der Pieschener Ortsamtsleiter Christian Wintrich. Zwar sei es mit Sicherheit ein Einschnitt, dass plötzlich relativ hohe Häuser in einem Gebiet entstehen, das sonst eher durch Drei- und Viergeschosser geprägt ist. „Trotzdem braucht die Stadt dringend Wohnraum.“

Ein Problem wird auf einige der etwa 60 Gewerbetreibenden zukommen. So gibt es an der Sternstraße einen Steinmetz-Betrieb und eine Schweißerei, die auch nachts ihre Maschinen laufenlassen. „Uns wurde bereits seitens der Stadtverwaltung vermittelt, dass wir mit Auflagen rechnen müssen, weil nachts ein bestimmter Lärmpegel nicht überschritten werden darf“, sagt Nick Steinmetz vom gleichnamigen Steintechnik-Betrieb. Über kurz oder lang werden sich viele Gewerbetreibende deshalb nach einem anderen Standort umsehen müssen, ist sich Steinmetz sicher. Das sei aber für seinen Betrieb schwierig. „Die Aufträge laufen super. Wir sind das nächste Jahr komplett ausgebucht, können nicht bei laufender Produktion einfach so umziehen.“ Das Amt für Wirtschaftsförderung bietet zwar Alternativen. Aber ein Umzug sei teuer. Die Stadt müsse nun entscheiden, wie sie verantwortungsvoll mit der Situation umgeht. „Wir produzieren seit Jahren für Dresden Natursteine. Uns jetzt wegen eines Wohnprojektes mehr oder weniger zu vertreiben, wäre einfach schlechter Stil“, so Steinmetz.