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Bauboom in Wilsdruff

In der Stadt sind wieder neue Wohnhäuser geplant. Dass Wilsdruff so beliebt ist, hat mehrere Gründe.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Schon morgens um sieben stehen sie alle auf der Matte: Elektriker, Fliesenleger, Fensterbauer, Dachdecker, Gärtner. Kaum ein Grundstück gibt es an der Löbtauer Straße in Wilsdruff, wo nicht gebaut wird. Innerhalb von zwei Jahren wurde hier Haus um Haus hochgezogen, fast 40 Gebäude dürften es inzwischen sein. Das passt ins Bild: In Wilsdruff ist das Baufieber ausgebrochen und wird wohl noch eine Weile anhalten. Denn neulich in der Sitzung des Technischen Ausschusses wurden 31 weitere Bauanträge behandelt.

Die Liste reichte vom Carport über das Gartenhäuschen bis hin zum Wohnhausbau. Sie war auch wegen der Sitzungspause in den Sommerferien etwas lang geworden, aber nicht nur, wie sich Bürgermeister Ralf Rother (CDU) freute: „Wir haben in Wilsdruff eine erhöhte Bautätigkeit. Und das nicht nur in den neuen Wohnbaugebieten, sondern es werden jetzt auch viele Lücken geschlossen.“ Mit anderen Worten: Es wird alles ausgereizt, was geht.

So an der Nossener Straße 18. Ein Flügel des ehemaligen Dreiseithofes war 2011/12 bereits zum Ärztehaus mit Apotheke umgebaut worden. Nun plant der Eigentümer, im gegenüberliegenden Gebäude fünf Wohnungen und zwei weitere Arztpraxen einzurichten. Nur zwei Gehminuten von der Nossener Straße 18 entfernt soll am Gezinge ebenfalls ein ehemaliger Hof wiederbelebt werden. Ein altes Wohnhaus wird saniert, hier entstehen sechs Wohnungen. Anstelle eines bereits abgerissenen Flügels kommt zudem ein Neubau mit 15 Wohnungen. Und das ist nur der Auftakt von Wilsdruffs derzeitigem Bauboom.

Mehrere Einfamilienhäuser werden gebaut

So werden im neuen Grumbacher Baugebiet oberhalb des Bahnhofrings schon die ersten Einfamilienhäuser errichtet. Das Gelände ist in 31 Baugrundstücke aufgeteilt. Im benachbarten Kesselsdorf gibt es zudem noch zwei kleinere Baugebiete, wo sich bereits die Bagger drehen. Das wäre das Gelände auf dem Kappelsberg mit zwölf Parzellen für Einfamilienhäuser, hier läuft die Erschließung. Und das bereits erschlossene Areal an der Oberhermsdorfer Straße mit neun Baugrundstücken.

In Herzogswalde will ein Investor auf dem Areal zwischen Golfplatz, Landbergweg, Dorfstraße und Rosengarten zehn Wohnhäuser mit bis zu 33 Wohneinheiten errichten. Und es gibt eine Bauvoranfrage für ein Gelände am Südhang in Mohorn. Wo heute noch Schrebergärten sind, bietet es Platz für acht Einfamilienhäuser.

Damit setzt sich der Wilsdruffer Bauboom der vergangenen Jahre nahtlos fort. Dass es dabei mittlerweile um Größenordnungen geht, wird an den Einwohnerzahlen deutlich. In den vergangenen Jahren verzeichnete die Stadt immer ein leichtes Plus, was sich über die Jahre gerechnet zu einer stolzen Summe addiert. Anfang 2010 lebten 13 638 Menschen in Wilsdruff, Anfang 2013 bereits 13 747 und im Juni 2015 vermeldete Wilsdruff 14 066 Einwohner.

Günstig und gut gelegen

Dass die Stadt als Wohnort so attraktiv ist, hat mehrere Gründe. Zum einen sind es die hohen Grundstücks- und Mietpreise in Dresden bei knapper werdendem Angebot. Das treibt viele Wohnungssuchenden und Häuslebauer über den Stadtrand hinaus. Wilsdruff kann dabei mit seiner guten Lage punkten. Nahe der Autobahnen und der B 173 ist die Kommune für Pendler hervorragend an die Landeshauptstadt angebunden.

Zum anderen schlägt sich der wirtschaftliche Aufschwung in der Region auf den Zuzug nieder. Zahlreiche Firmenansiedlungen bringen gut bezahlte Arbeitsplätze in die Region. In den vergangenen zehn Jahren ist so die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in Wilsdruff um 1 200 gestiegen und liegt jetzt bei mehr als 6 100 Arbeitsplätzen insgesamt. Im benachbarten Klipphausen haben sich im Gewerbegebiet seit 1992 an die 100 Unternehmen angesiedelt und um die 3 000 Arbeitsplätze geschaffen. Und die nächste Großinvestition ist bereits angekündigt: Der deutsche Medizintechnik-Konzern B. Braun möchte in Wilsdruff ein Werk errichten, in dem Blutwäsche-Dialysatoren hergestellt werden. Zunächst sollen 80 Arbeitsplätze entstehen, Produktionsstart ist 2018.

Wer hier arbeitet, möchte auch in der Nähe wohnen, das spart Zeit und Geld fürs Pendeln. So folgen die Familien den Arbeitsplätzen und sorgen für ein Baufieber in Wilsdruff. Die Stadt tut seit Jahren einiges, um dies zu unterstützen und für Familien gute Rahmenbedingungen zu schaffen. So wurden die Kindergärten immer wieder erweitert, ebenso die Grundschulen in Wilsdruff und Oberhermsdorf. Vorgesehen ist zudem, das in der Region dringend benötigte zweite Gymnasium in Wilsdruff zu bauen.