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Bauboom auf Dresdens teuerster Blumenwiese

In Mickten entstehen über 1 300 neue Wohnungen. Gebraucht werden mehr – Platz wäre da.

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Von Sandro Rahrisch

Dresden braucht Wohnungen. Glaubt man der Bevölkerungsprognose, müssen bis 2025 jährlich etwa 2 000 neue geschaffen werden. Reichlich Platz ist noch in Mickten. Ein Großteil des Areals zwischen Elbepark und Flutrinne liegt brach. Nun sollen dort gleich mehrere Quartiere mit mehr als 1 300 Wohnungen aus dem Boden gestampft werden. Auch eine Firmenansiedlung ist geplant.

Grüne Dächer und Gauben: So sollen die ersten drei Häuser im neuen Mika-Wohnquartier aussehen.
Grüne Dächer und Gauben: So sollen die ersten drei Häuser im neuen Mika-Wohnquartier aussehen. © Visualisierung: Townscape/Sassenscheidt

Projekt 1: 900 Wohnungen im Mika-Wohnquartier

Drei Baufelder hat sich die Mika-Quartiersgesellschaft gesichert. Auf dem ersten zwischen Brockwitzer Straße, Flößerstraße und Elbaue sind rund 180 Mietwohnungen in drei sechsgeschossigen Häusern geplant. Im Januar hat der Bauausschuss den Weg für das Projekt freigemacht. „Wir werden nun den Bauantrag einreichen und auf die Genehmigung warten“, sagt Franziska Ilbring, Sprecherin des Investors. Im dritten Quartal könnten die Arbeiten beginnen. Spätestens Mitte 2018 wären die Wohnungen bezugsfertig.

Im Anschluss soll es auf der zweiten und dritten Fläche weitergehen. Dort plant Mika teils einen Mix aus Gebäuden mit Mietwohnungen sowie Stadthäusern. Insgesamt 900 Wohnungen sowie Tiefgaragen will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren bauen und dafür 38 Millionen Euro ausgeben. Hauptzielgruppe sind Familien. Der Bauausschuss hatte zuletzt den Wunsch geäußert, dass eine Kita integriert wird. „Damit haben wir grundsätzlich kein Problem, wenn es Bedarf und ein Nutzungskonzept gibt“, sagt Franziska Ilbring. Die Kita könnte aber frühestens mit dem zweiten Bauabschnitt entstehen. Dasselbe gilt für dauerhaft günstige Mietwohnungen. Der Bauausschuss spricht von 15 Prozent, die gesichert werden sollen. „Das ist keinesfalls schon fest“, so Ilbring. „Wir haben uns geeinigt, das zu prüfen.“ Wegen der unmittelbaren Nähe zum Elbepark wollen die Investoren auf Läden im großen Stil verzichten. So soll es bei Kleinstgewerbe bleiben, etwa einem Bäcker oder einem Café. „Mit den Bauprojekten schließen wir große Brachflächen, die Stadt wächst zusammen“, sagt SPD-Stadtrat Hendrik Stahlmann Fischer, der Mitglied im Bauausschuss ist.

Projekt 2: 460 Wohnungen an

der Sternstraße

Nur einen Steinwurf entfernt schließt sich ein weiteres Baugebiet an. Zwischen Flutrinne und Sternstraße plant die Sternstraßen Grundstücksgesellschaft mit Sitz in Freiburg im Breisgau 460 Wohnungen. Die Häuser bekommen nur fünf Geschosse und ein Staffelgeschoss, damit keine dunklen Straßenschluchten entstehen. Bis zu 100 Millionen Euro kostet das Vorhaben laut Investor. Die Mietpreise sollen zwischen 8,50 und 10 Euro liegen. Auch hier ist eine Kita vorgesehen, an deren Bau sich der Investor mit 300 000 Euro beteiligen will. Wie auch die Mika-Flächen war die Brache an der Flutrinne beim Hochwasser 2002 überschwemmt. Deshalb planen die Bauherren an dieser Stelle ebenfalls höher liegende Erdgeschosse. Zuletzt hatte der Naturschutzbund das Projekt kritisiert. Die Fläche stelle einen natürlichen Überschwemmungsraum dar. Die Bebauung versiegele die Brache, die Hochwassergefahr für die Gebiete weiter abseits der Elbe steige somit an. Bis Ende Januar lag der Bebauungsplan für den neuen Wohnpark aus. Nun muss sich die Stadt mit eventuellen Einwänden beschäftigen, bevor der Stadtrat grünes Licht geben kann. Der Investor würde gern im Sommer mit den Arbeiten beginnen. Für den ersten Abschnitt sind eineinhalb bis zwei Jahre Bauzeit vorgesehen. Bis 2020 soll alles fertig sein.

Projekt 3: Möbellager an der Lommatzscher Straße

Gegenüber des Elbeparks an der Lommatzscher Straße hatte Elbepark-Eigentümer und Höffner-Besitzer Kurt Krieger ein markantes Bürohaus sowie ein Sconto-Möbelhaus geplant. Diesen Wunsch gab er vor zwei Jahren auf. Auch weil viele Büros in Dresden leer stehen. Nun soll auf der dreieckigen Brachfläche, derzeit ein wilder Parkplatz, ein Lager für im Internet bestellte Höffner-Waren entstehen. Aktuell stellt die Stadt den vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf.

Wann gebaut werden kann, ist noch unklar. Für die Gebäude- und Fassadengestaltung war das Rathaus im Januar mit der Vorbereitung eines Werkstattverfahrens beschäftigt, teilte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) mit. Das heißt, die Stadt will mehrere Vorschläge einholen. Im Bauausschuss war der vorgeschlagene Quader kritisiert worden. Projektträger für das Lager ist die Möbel Walther Aktiengesellschaft, die zu Höffner gehört und die Sconto-Möbelhäuser betreibt.

Die Zukunftspläne: Platz für

2 500 Wohnungen

Den jahrelangen Stillstand auf der Fläche zwischen Elbepark und Flutrinne hat der FDP-Fraktionsvorsitzende Holger Zastrow im vergangenen Jahr scharf kritisiert. Seit der Wende sind dort nur ein Haus für die Sparkassenversicherung, ein Wohnblock und ein Firmengebäude entstanden. Das Areal ist bereits komplett erschlossen. Das heißt, Straßen sind angelegt, Versorgungsleitungen in den Boden gebracht, Beleuchtung eingerichtet und Bäume gepflanzt worden. Das alles hat bislang rund 35 Millionen Euro gekostet, wobei der Anteil Dresdens bei etwa zehn Millionen Euro liegt. Als „teuerste Blumenwiese Dresdens“ bezeichnete er die Brache deshalb.

Das Gebiet ist schon mehrmals auf der Expo Real-Immobilienmesse in München beworben worden. Im Sommer war die Stadt laut eigener Aussage mit mehreren privaten Investoren im Gespräch. Eigentümer der Flächen sind die Stadt und Privatleute, darunter die Baufirma Züblin, die auch die Mika-Flächen verkauft hat. Die Verwaltung schätzt, dass Platz für insgesamt 2 500 Wohnungen ist.