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Bauboom an Dresdens Schulen

15 Gebäude werden derzeit saniert oder neu gebaut. Aber nicht für alle maroden Häuser ist Geld da.

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© Christian Juppe

Dresden. Die zerfledderten Markisen wedeln im Wind. Dass die morschen Fensterrahmen einmal blau waren, lässt sich an den noch nicht abgeblätterten Farbresten erahnen. Die ehemalige Außenstelle der Berufsschule für Gesundheit in der Südvorstadt verfällt, noch zumindest. Denn bis zum Januar 2017 will die Stadt das Haus für mehr als 300 Oberschüler komplett sanieren lassen. Rund 259 Millionen Euro gibt Dresden in diesem und im nächsten Jahr aus, um stadtweit Schulplätze zu sichern und neue zu schaffen. Aber nicht alle Baustellen werden rechtzeitig fertig.

Warum ist der Ausbau der Schulen gerade jetzt so wichtig?

Dresden ist Geburtenhauptstadt und zieht Familien an. Wie viele, das versucht die Stadt alle zwei Jahre vorherzusagen. Laut neuester Prognose sollen in fünf Jahren gut 500 Erstklässler mehr eingeschult werden als dieses Jahr. Die Oberschulen und Gymnasien rechnen für Herbst 2019 mit fast 800 Fünftklässlern mehr als heute. Die bestehenden Schulen reichen nicht, um künftig alle Kinder aufzunehmen.

Wo befinden sich derzeit die größten Schulbaustellen?

Kaum war das Gymnasium Bühlau 2010 fertiggebaut, da wurde der Stadt bewusst, dass die Plätze nicht reichen werden. Auf dem ehemaligen Park-and-Ride-Platz entsteht nun ein Erweiterungsbau für 8,3 Millionen Euro, damit in Zukunft sechs statt vier Klassen pro Stufe in die Schule passen. Fertigstellung: Februar 2016.

In der letzten Phase der Komplettsanierung befindet sich die 6. Grundschule am Comeniusplatz. „Der Schulbetrieb wird im Herbst beginnen können, allerdings werden wir bis dahin nicht alles fertig bekommen“, sagt Projektleiter Tino Flügel. Einige Nebenräume müssen bis zum Spätherbst warten, ebenso die Bepflanzung des Schulgeländes. Rund 9,8 Millionen Euro kosten die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Bau, dessen Speisesaal eine Sonnenterrasse erhalten wird. Fünf Klassen sind an der Schule geplant, darunter zwei mit körperbehinderten Schülern. Noch verhüllen weiße Planen den Neubau an der Schiller-Oberschule in Loschwitz. Teils unterirdisch entsteht bis Februar eine Sporthalle, oben sind sieben neue Klassenzimmer geplant, unter anderem für Kunsterziehung und Physik. Kosten: 9,9 Millionen Euro. Wenn der Neubau im Februar 2017 fertig ist, soll der Altbau instandgesetzt werden.

Welche Schulen werden später fertig als gedacht?

Die größten neuen Schulen werden in Pieschen und Tolkewitz gebaut. Für 62 Millionen Euro entsteht in der Gehestraße ein gemeinsames Gebäude für 840 Oberschüler und 1 120 Gymnasiasten. Geplante Fertigstellung: 2018. So eine Gemeinschaftsschule ist auch auf dem Gelände des ehemaligen Tolkewitzer Straßenbahnhofs geplant. Dort sollen schon in zwei Jahren rund 2 000 Schüler lernen. Doch bei beiden Projekten wackelt das Datum. „Es wird knapp“, sagt Schulbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). So richtig losgehen werde der Bau an beiden Standorten erst nächstes Jahr. Einen Plan B gibt es schon: Für die Pieschener ist unter anderem ein Container-Ausweichquartier in Mickten im Gespräch, gegenüber des UCI-Kinos. Darüber verhandelt die Stadt derzeit mit dem Eigentümer der Fläche. In Tolkewitz könnte ein Übergangsquartier in der Berthelsdorfer Straße über die Bauphase hinweghelfen.

Was passiert mit dem geplanten Gymnasium Prohlis?

Die Gründung des Prohliser Gymnasiums zum Herbst ist gescheitert, weil nur zehn Schüler angemeldet wurden. Wie es nun weitergeht, wollen Bildungsagentur und Stadt im September entscheiden. „Wir sollten uns fragen, ob wir die Schule nicht dauerhaft als Ausweichstandort bereithalten wollen“, sagt Lehmann. Es sei richtig, dass die Schule andere Gymnasien entlasten könnte, an denen die Klassenobergrenze von 28 Schülern erreicht ist. Allerdings rechnet der Bürgermeister nicht damit, dass eine Umlenkung nach Prohlis auf Verständnis bei den Eltern trifft. CDU und Grüne im Stadtrat hatten letzte Woche auf die Öffnung der Schule gedrängt. Sie ist für den gesamten Dresdner Südosten wichtig, sagte Christdemokratin Heike Ahnert.

Für welche sanierungsbedürftigen Schulen gibt es noch kein Geld?

Dringend saniert werden müssen auch die 30. Grundschule in der Hechtstraße und die 19. Grundschule am Jägerpark. Bis 2017 gibt es dafür aber kein Geld. Am Dreiköniggymnasium läuft es auf eine Sanierung in Etappen hinaus, so Lehmann. Das Gymnasium Plauen sei mittelfristig eingeplant, also erst nach 2016. Darüber hinaus fehlen der Stadt elf Millionen Euro an Fördermitteln, die für Schulhäuser im Haushalt eingeplant waren. „Wir haben mit mehr Geld vom Land gerechnet, als es nun gibt.“ Ohne dieses Geld droht einigen Projekten eine Zwangspause.