Merken

Bau der Ex-Aufkaufstelle geht voran

Eine DDR-Ruine in Kamenz verschwindet. Ab Juni sind die ersten Wohnungen bezugsfertig. Noch gibt es Kapazitäten.

Teilen
Folgen
© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Noch fehlt der Außenputz am Haus. Aber die neuen Dachschindeln leuchten bereits. Am Seitengiebel verheißt ein großes Glasfenster einen super Ausblick über Kamenzer Altstadtdächer. Die Balkone zum Hof sind in Vorbereitung. Vor allem wer die obere Wohnung an der Hoyerswerdaer Straße 22 bezieht, darf sich freuen. Und Bauherr Egon Sämann freut sich auch: Dass der Terminplan bislang passt. Dass der Estrich letzte Woche hintereinander gegossen werden konnte. Und dass es nicht so eisig war diesen Winter. Dass es dank Bauheizung langsam trocknet im Haus. Dass es nächste Woche weitergehen kann mit dem Innenausbau.

Die Außenhaut der Hoyerswerdaer Straße 22 wird in den kommenden Wochen gemacht. Der Putz bekommt dann einen zart gelben Anstrich, wie man schon im oberen Bereich sehen kann. Fotos: Matthias Schumann
Die Außenhaut der Hoyerswerdaer Straße 22 wird in den kommenden Wochen gemacht. Der Putz bekommt dann einen zart gelben Anstrich, wie man schon im oberen Bereich sehen kann. Fotos: Matthias Schumann © Matthias Schumann

Schließlich sollen die drei neuen Wohnungen im Juni oder Juli bezugsfertig sein. Die Mittlere ist bereits fest vermietet. Für die anderen beiden gibt es zwar Interessenten, aber noch keine vertraglichen Abschlüsse. „Je eher sich potenzielle Mieter entscheiden, umso mehr können sie noch bei der Ausstattung mitreden“, sagt Sämann. Im Erdgeschoss wartet eine knapp 46 Quadratmeter große, fast barrierefreie Wohnung auf Senioren oder Singles. Unterm Dach eine großzügige, helle 68 Quadratmeter-Wohnung mit schöner Aussicht. Denn der erste Bauabschnitt ist fast vollbracht. Was in der nächsten Zeit folgt, sind letzte Innenausbauarbeiten. Zeit für einen Baureport vor Ort. Egon Sämann zeigt voller Stolz auf das Geschaffene. Beim ersten Besuch im letzten Juni sah hier alles ziemlich ruinös aus. Der Abriss hatte zwar bereits begonnen. Man konnte aber viel von den maroden Voraussetzungen erahnen.

Seit der Wende steht das Gebäude leer

Zu DDR-Zeiten war das alles nämlich VEAB-Gelände – Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb. Hier konnte man seinen Überschuss an Kaninchen herbringen. Oder Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Aber auch Eier, Geflügel und Felle gingen über den Ladentisch. Nach der politischen Wende im Land brach dieses System zusammen. Seitdem stand das mehrere Tausend Quadratmeter große Gelände leer. Und verwaiste auf hässlichste Art. Bereits vor neun Jahren begannen die ersten Verkaufsverhandlungen für das riesige Areal mitten in der Kamenzer Innenstadt. Zu dieser Zeit gehörte es gerade einem anderen Privatbesitzer, der es jedoch nicht umbauen wollte und sicherlich letztendlich nicht konnte. Auch dank der Verhandlungen der Stadtverwaltung Kamenz kam es 2014 zum Verkauf an Egon Sämann. Dieser wollte trotz seines Alters von 74 Jahren noch einmal richtig loslegen. „Das macht mir eben Spaß, das ist doch kein Stress“, sagte er. Acht Monate später hat er die Entscheidung immer noch nicht bereut. Das erste der beiden Wohnhäuser ist bald fertig. Auch die großzügig geschnittenen Garagen der künftigen Mieter stehen bereit. „Wir wollen bis zum Bezug noch den Innenhof pflastern“, so Egon Sämann. Auch eine gemütliche begrünte Ecke wird entstehen. Die Mieter sollen sich wohlfühlen. Ruhig ist es an der Hoyerswerdaer Straße auf jeden Fall. Und das Zentrum der Altstadt ist in wenigen Gehminuten erreichbar. Das komplette Gelände liegt übrigens als eines der Letzten an der Hoyerswerdaer Straße noch im Sanierungsgebiet.

Wenn das erste Wohnhaus fertig ist, folgt der zweite Bauabschnitt ein paar Meter weiter. Dort wartet die größere Herausforderung auf Sämanns, denn das Gebäude ist noch verfallener. Die Abrissfläche zwischen den Gebäuden wird natürlich auch wieder geschlossen. „Hier ist dann Platz für unser Firmenlager, weitere Garagen und Fahrräder der Mieter“, erzählt der Bauherr. Die Sandstein-Plastik „VEAB“ über der früheren Eingangstür hat man übrigens gerettet. Die bekommt einen Ehrenplatz im künftigen Lager der Bauschlosserei.

Kontakt: Egon Sämann, 03578 307893

[email protected]