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Batman würde staunen

Der Freitaler Ortsteil Kleinnaundorf richtet die Deutsche Meisterschaft im Seifenkistenrennen aus. Mehr als 120 Helfer sind im Einsatz.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Freital. Die berühmteste Fledermaus der Welt bekommt ein neues Auto. Gebaut wird das Batmobil allerdings nicht im düsteren Gotham-City, sondern im freundlichen Kleinnaundorf, auf einem Hof und in einer Garage auf dem Glockenplatz. Von Batman und Robin selbst. Die Jungfernfahrt ist am Sonnabend, beim Trainingslauf zur 7. Deutschen Meisterschaft im Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf.

© Grafik: SZ

Bis dahin haben die zwei Helden noch allerhand zu tun. Aber sie sind handwerklich begabt: Batman ist Schlosser im Kompressorenbau Bannewitz, heißt im bürgerlichen Leben Alexander Thiel und wohnt in Kleinnaundorf. Weil er mit 41 fünf Jahre jünger ist als Thiel, gibt der Bannewitzer Dirk Müller, der als Bauleiter arbeitet, den Robin. Seit Wochen bauen die Männer nach einer Vorlage aus dem Internet an ihrem aufwendigen Batmobil, das vorher ein steinzeitliches Gefährt für Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer war. Also für sie selbst: So nämlich waren Thiel und Müller in den vergangenen drei Jahren bei den Seifenkistenrennen dabei. Und erfolgreich: zwei zweite und zwei dritte Plätze in der Gaudi- und Designklasse sowie in der Gleichmäßigkeitsklasse sprangen heraus.

In diesen Kategorien rechnen sich Thiel und Müller auch in diesem Jahr gute Chancen aus, wenn sie am Wochenende in stilechten Kostümen die 750 Meter lange Rennstrecke herunterrollen. Einen Motor gibt es bei Seifenkisten bekanntlich nicht. Auf Schnelligkeit, sagt Müller, käme es ihnen auch nicht an, sie starten ja deshalb in der Gleichmäßigkeitsklasse, die der gewinnt, der seine vier Wertungsläufe in möglichst identischer Zeit absolviert.

Rennleiter Bernd Peschel indes hofft auf schnelle Seifenkisten, um den Zeitplan halten zu können: 109 Starts sind bei jedem Wertungsrennen zu absolvieren, das heißt, selbst wenn jedes Gefährt nur eine Minute für die steile Abfahrt braucht, dauert jeder Lauf etwa zwei Stunden. Peschel rechnet nach bisherigen Erfahrungen mit Spitzenzeiten um die 50 Sekunden, allerdings waren manche Seifenkisten auch schon zwei Minuten lang auf der Strecke. Es sind ja auch Kinder dabei, die jüngste Teilnehmerin ist erst sechs.

„Wir sind bissel verrückt, aber gut vorbereitet“, sagte Ortsvorsteher Thomas Käfer am Montagabend zur Ortschaftsratssitzung in der Schule. Was vor vier Jahren als Spinnerei zur Belebung des mit 1100 Einwohnern eher kleinen Freitaler Stadtteils begann, hat sich binnen kürzester Zeit zu einer handfesten Großveranstaltung entwickelt. Neben der Sachsenmeisterschaft und dem Pokallauf der Großen Kreisstadt Freital findet nun sogar die Deutsche Meisterschaft im Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf statt – zum ersten Mal in Sachsen überhaupt. Rundfunk, Fernsehen und Presse, auch überregional, interessieren sich dafür, Werbespots laufen in Supermärkten und Straßenbahnen, 15 000 Flyer sind verteilt und 3000 Programmhefte gedruckt.

Fahrer aus ganz Deutschland und Tschechien

Käfer hofft auf 3000 bis 5000 Zuschauer, die an den Renntagen die Strecke säumen und die Fahrer anfeuern, die aus ganz Deutschland und Tschechien kommen. Drei Streckensprecher kommentieren den Rennverlauf, der zudem live auf Monitore und eine LED-Wand übertragen wird.

Mehr als 120 ehrenamtliche Helfer sind bereits ab Donnerstag im Schichtsystem im Einsatz, um eine der größten Veranstaltungen in der Geschichte Kleinnaundorfs abzusichern. Neben dem Heimatverein und dem Ortschaftsrat, die den Hut aufhaben, helfen zum Beispiel der Karnevalsverein Bannewitz, die Feuerwehr Cunnersdorf, Schule und Kindergarten, der Sportverein, der Trabiclub Freital und die Kirchgemeinde Bannewitz. Käfer dankt auch den Sponsoren, die neben den zu erwartenden Eintrittsgeldern wesentlich zur Finanzierung beitragen. Der Ortsvorsteher, zugleich Vorsitzender des Heimatvereins, schätzt die Kosten auf rund 50 000 Euro.

„Die ganze Welt schaut auf Kleinnaundorf!“, scherzte Käfer am Montag und schaut nach vorn: Die Bewerbung um die Europameisterschaft im Jahr 2021, wenn Freital seinen 100. Geburtstag feiert, ist bereits raus. Bis dahin werden Alexander Thiel und Dirk Müller ihr Batmobil wohl wieder verwandelt haben. Wohlweislich haben sie ihrem Team jetzt einen neutralen Namen gegeben, um sich nicht festzulegen: „Speed Junkies“, was etwa mit „Geschwindigkeits-Süchtige“ übersetzt werden könnte. Obwohl es ihnen ja auf Schnelligkeit nicht ankommt. Vielleicht starten sie ja dann mit einer Rennschnecke.

Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf, 19. bis 21. August; Sonnabend: 10 Uhr Trainingslauf, 13 und 15.30 Uhr Wertungsläufe; Sonntag: 10 und 13.15 Uhr Wertungsläufe, 15.30 Uhr Abschlussfahrt; Eintritt: Tagesticket 4, Wochenendticket 6, Kinder 1,50 Euro; das ganze Programm: