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Batman ist weg

Robert Koch meint, bei Dynamo alles mitgemacht zu haben. Die Lust auf neue Abenteuer zieht ihn nach Nürnberg.

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© Robert Michael

Von Tino Meyer

Das Pokerspiel ist vorbei. Wer sich aber in diesem Transfergeschacher um Robert Koch als Sieger fühlen darf, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Der 1. FC Nürnberg, der also doch die Freigabe für seinen Wunschspieler erhielt? Die ewig klamme SG Dynamo Dresden, die sich über eine unverhoffte Einnahme freuen kann? Oder der Spieler selbst, der beim Bundesliga-Absteiger einen gut dotierten Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat?

Als der Wechsel des 28-Jährigen gestern Punkt 13.34 Uhr offiziell vermeldet worden ist, haben sich sicherheitshalber gleich mal alle drei Parteien als Gewinner feiern lassen. In Nürnberg preist man den Neuzugang, der sich eingekleidet mit weinrot-schwarzer Trainingskluft prompt auf der Vereinshomepage der Franken präsentiert, als „gestandenen Profi, der viel Erfahrung mitbringt und uns weiterhelfen wird“. Sagt Valerien Ismael, Trainer des Bundesliga-Absteigers.

Auch wenn über die genauen Vertragsmodalitäten das in solchen Fällen bekannte Stillschweigen vereinbart worden ist, mindestens 300.000 Euro soll Koch den Nürnbergern wert gewesen sein. „Robert war in Dresden Führungsspieler und teilweise Kapitän und kennt die zweite Liga bestens“, erklärt Sportvorstand Martin Bader die Beweggründe für den nicht unbedingt logischen Transfer.

Zwar hat Koch in den vergangenen drei Jahren immerhin 72 Zweitliga-Spiele für Dynamo bestritten, aber zumindest in der abgelaufenen Saison nicht mehr zu den wirklichen Stammspielern gezählt. Wieso er trotzdem zu dem Neuanfang passt beim Club mit seinen inzwischen 18 Ab- und 14 Zugängen, beschreibt Bader so: „Er bringt eine hohe Motivation mit. Man hat in den Gesprächen sofort gespürt, dass er heiß auf diese Aufgabe ist.“

Das bestätigt indirekt auch Ralf Minge, der vergangene Woche den Transfer noch vehement ausgeschlossen hatte. „Letztlich war sein Wechselwunsch jedoch so stark, dass wir es für richtig hielten, die Freigabe zu erteilen“, sagt Dynamos Sportvorstand, der bereits im Fall von Thorsten Schulz so gehandelt hat und sich am Ende doch für die Ablösesumme entschied.

Ob die für den sportlichen Verlust entschädigt, bleibt hypothetisch. „Es nutzt nichts, wenn ein Spieler nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache ist“, sagt Minge und bestätigt damit einmal mehr die These, dass Verträge im Fußball dazu da sind, gebrochen zu werden. Da macht auch eine Identifikationsfigur, als die Koch gestern von Minge noch einmal gewürdigt worden ist, keine Ausnahme. Kochs Kontrakt, nach dessen Abwanderungsgedanken im Sommer 2012 vorzeitig verlängert zu für Dynamo-Verhältnisse beachtlichen Konditionen, lief noch bis 2015.

Und er hatte eigentlich Großes vor, wie der gebürtige Löbauer im Interview für das Magazin Schwarz-Gelb gesagt hat: „Ganz klar, wir wollen Dynamo Dresden wieder in den Profifußball bringen. Mein Ziel war es auch, irgendwann mal in die Bundesliga aufzusteigen.“

Ein Platz in den Vereinsannalen

Binnen einer Woche hat Koch seine Meinung nun geändert, jedenfalls etwas. Denn Teil zwei der ehrgeizigen Ansage lässt sich in Nürnberg natürlich eher umsetzen als bei Dynamo.

Einen Platz in den Vereinsannalen hat der offensive Mittelfeldspieler, der mit 21 Jahren noch für Neugersdorf in der Landesliga gespielt hat, dennoch sicher. 2011 schoss er den Verein mit seinen beiden Toren in der Relegation gegen Osnabrück in die zweite Liga – und drei Jahre später nun bei der 2:3-Niederlage gegen Bielefeld das vorerst letzte Zweitliga-Tor. Das eine, findet er, sei der schönste Moment seiner Karriere gewesen, das andere der schlimmste. Was soll, was kann also noch kommen? „Ich habe in den Jahren in Dresden alles erlebt und bin nun gespannt auf ein neues, interessantes Kapitel in meiner Karriere“, meint Koch, der zuletzt oft mit Batman-Kappe aufgetreten ist – und nun offenbar seinen Auftrag erfüllt sieht.

Der Superheld zieht weiter, bei Dynamo spitzt sich die Personallage dagegen so kurz vorm Saisonstart zu. Nach dem kurzfristigen Abgang des früheren Kapitäns umfasst der Kader zwar 22 Spieler. Darunter befinden sich mit Cristian Fiel und Tobias Müller aber zwei Verletzte sowie vier, die zuletzt Bundesliga gespielt haben – allerdings für Dynamos A-Jugend. Vor allem im Offensivbereich fehlen Alternativen.

Mit Quirin Moll hat Dynamo indes gestern einen defensiven Mittelfeldspieler verpflichtet. Der 23-Jährige, der neun Jahre für Bayern München spielte, kommt vom Ligakonkurrenten Unterhaching.

Weil auch eine enttäuschende Saison aufgearbeitet werden muss: Schwarz-Gelb. Die Dynamo-Saison 2013/2014. editionSZ. 148 Seiten, 7,90 Euro.