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Bastelfee und Wichtel

Bei Bettina Palme kommt nur selbst Gemachtes unter den Weihnachtsbaum: Marmelade, Likör und auch Gestricktes.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Birkau. Lichterloh brennen die Holzscheite im Kamin. Davor ratzt Vegas. Die Französische Bulldogge streckt alle Viere von sich und bekommt noch einen liebevollen Blick von Bettina Palme. Für Streicheleinheiten hat die Birkauerin keine Zeit. Auf dem Küchentisch wartet ein Holzbrett. Umgedrehte Weingläser mit Kugeln im Kelch dienen als Kerzenständer. Das Strickzeug liegt griffbereit wie Bastelzubehör in Keramikschälchen. Der Raum verströmt Gemütlichkeit. Es duftet nach Tee. „Wenn ich bastele, mache ich es mir immer schön“, sagt die 44-Jährige. An diesem Nachmittag sollen Weihnachtswichtel entstehen.

Gar nicht mal aufwendig und dennoch nett anzusehen: Bettina Palmes Weihnachtswichtel. Wie sie gebastelt werden, verrät sie den SZ-Lesern.
Gar nicht mal aufwendig und dennoch nett anzusehen: Bettina Palmes Weihnachtswichtel. Wie sie gebastelt werden, verrät sie den SZ-Lesern. © Uwe Soeder

Bettina Palme lehnt sich zurück. In der Dunkelheit vor ihrem Haus biegen sich im Garten die Äste an den Bäumen. Sie nimmt ein Stück Holz in die Hand. „Wir haben unsere Esche verschnitten. Da dachte ich gleich, das kann ich noch verwenden“, sagt die Bastelfee. So nennt sie sich selbst. Und der Blick über den Tisch würde auch keinen Widerspruch erdulden. Da warten schon die ersten selbst gemachten Weihnachtsgeschenke auf die Beschenkten. In einem Minigewächshaus liegt ein gestrickter Kürbis. Daneben sitzt eine gestrickte Maus. Für die Schwestern gibt es einen gestrickten Froschkönig und ein gestricktes Schwein. Planung ist das halbe Leben.

Die Heißklebepistole hinterlässt auf einem zweiten Brett einen Klebeklecks. Das heißt, die Bastelei kann beginnen. Bettina Palme greift nach einer orangengroßen Styroporkugel. Auf das Holz kommt ein Tupfer Kleber. Dann setzt sie beides zusammen. „Ich habe scwww Stricknadeln in die Hand. „Meine eine Oma arbeitete in der Landwirtschaft. Sie hatte nur abends Zeit für Handarbeiten. Die andere Oma war Kranführerin im Wetro-Werk. Von ihr habe ich das Sockenstricken gelernt“, sagt sie.

Der Kopf sitzt fest auf dem Holz. Nun bekommt der Wichtel seinen Bart. „Meine Anregungen hole ich mir in Zeitschriften oder im Internet. Oftmals braucht man gar nicht viel zum Basteln und kann es sich aus der Natur holen. Die simpelsten Sachen sind oft am schönsten“, sagt Bettina Palme. In diesem Augenblick betritt Vegas den Bastelraum. Nach der Hitze vor dem Kamin braucht der Hund einen großen Schluck Wasser. Mit ihm geht die Birkauerin mindestens zweimal am Tag raus. Dabei findet sie Eicheln, Bucheckern und Rinde. Alles auf einen Kranz geklebt und golden besprüht, macht das eine wunderbare Herbstdeko. Diese Bastelei musste inzwischen den goldenen Tannenzapfen im Lichterglas auf dem Küchenschrank weichen.

Der Wichtel muss was sehen

Der Bart aus Kunstfell sitzt am Kobold aus Holz und Styropor. Eine Mini-Holzkugel ist die Nase. Sie wird mit ein bisschen Kleber in den Bart gesetzt. „Als Kind habe ich zuerst Topflappen und Schals gestrickt. Dann hat sich meine Zwillingsschwester mal eine gestickte Tischdecke mit Kirschen gewünscht. Aber Sticken mache ich nicht so gern“, sagt die Bastlerin und nimmt Nadel und Faden in die Hand. Aus zwei Filzdreiecken näht sie eine Seite der Mütze zusammen. Die andere Naht verklebt sie, so bekommt der Hut einen kessen Aufschlag. Der Wichtel muss ja auch etwas sehen.

Die Bastlerin beschaut sich ihre jüngste Kreation. „Wir haben irgendwann in der Familie beschlossen, dass wir uns Weihnachten nur noch selbst Gemachtes schenken“, sagt Bettina Palme. Deshalb beginnt für sie eigentlich schon im Januar wieder die Suche nach etwas Passendem für ihre Lieben. Dabei greift sie auch gern auf ihren Garten zurück. Im Frühjahr kommen die ersten Himbeeren in den irdenen Steintopf. Ihnen folgen Brombeeren, Erdbeeren, Mirabellen und alle Früchte, die Bäume und Sträucher noch hergeben. Angesetzt mit einer Zimtstange, braunem Zucker und Korn wird daraus ein wunderbarer Weihnachtslikör. Das samt-rote Getränk landet in kleinen Fläschchen.

Experimente mit Holz oder Wolle

Deren Verschluss bekommt bei der Birkauerin selbstverständlich noch ein selbstgehäkeltes Hütchen. Selbst gemachte Weihnachtsmarmelade, eingelegte Peperoni und selbst gemachte Kork-Pinnwände stehen auch unter dem Weihnachtsbaum - und jetzt erst mal auf dem Basteltisch. Einige ihrer Kreationen zeigt sie auch auf ihrer Facebook-Seite „Made by Mäh“. Und Bettina Palme gibt ihre Bastelleidenschaft auch weiter. Den Nachbarn zeigt sie zum Beispiel bei gemütlichem Kerzenschein den richtigen Kniff für das Sockenstricken. Außerdem lädt sie regelmäßig die Frauen aus dem Dorf zum Experimentieren mit Holz, Wolle, Filz und Co. ein. Der nächste Bastelnachmittag ist am 14. Dezember. Selbstverständlich werden dann auch Weihnachtswichtel gemacht.

Weihnachtszeit ist Bastelzeit. Wer zu Hause bäckt, faltet, strickt, stickt, drechselt oder andere Handarbeiten macht, kann sich gern bei der SZ Bautzen unter 03591 49505010 oder per Mail unter [email protected], Stichwort „Kreative Leser“ melden.

Die Bastelanleitung für Weihnachtswichtel gibt es natürlich auch.