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Bastei droht der Abriss

Viele Strehlaer haben beim Bau der Gaststätte mitgeholfen. Jetzt soll sie Eigenheimen weichen. Nur einer hat noch Einwände.

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© Lutz Weidler

Von Eric Weser

Strehla. Geht in Strehla eine Ära zu Ende? Möglich wäre es, denn die Bastei könnte abgerissen werden. Das leer stehende Restaurant an der Bundesstraße, gegenüber vom Stadtpark, soll aktuellen Plänen zufolge einem Mini-Eigenheim-Standort weichen. Vier Bauplätze plus privater Erschließungsstraße sollen entstehen.

Das kommt für viele überraschend – und ruft auch Trauer hervor. „Es blutet einem das Herz“, kommentierte Stadtrat Heiko Zscheile (FWG) die Bauanfrage zur Bastei, die am Montag in Strehlas Technischem Ausschuss diskutiert wurde. Die emotionalen Worte verwundern nicht: Viele Strehlaer haben mit dem früheren Restaurant eine enge Beziehung. Mancher nicht nur als ehemaliger Gast: Als das Gebäude Ende der 70er entstand, packten viele mit bei den Bauarbeiten an. Für sie ist der Flachbau an der Torgauer Straße nicht irgendein Gebäude, sondern „ihre Bastei“.

Die hatte es aber in den vergangenen Jahren schwer. Ende 2012 machte der Wirt aus Altersgründen das Lokal zu. Mit 69 Jahren , erzählt er am Telefon.

„Gerade so wirtschaftlich“

Einen Nachfolger habe er trotz aller Versuche nicht gefunden. „Es will doch keiner mehr in der Gastronomie arbeiten“, so der Ex-Inhaber und Besitzer des Grundstücks.

Vor etwas mehr als einem Jahr war das Restaurant zusammen mit dem benachbarten Wohnhaus zwangsversteigert worden, da es damals noch Belastungen im Grundbuch gab. Bieter fanden sich nicht. Immerhin: Das Ende der 90er gebaute Wohnhaus ist zwischenzeitlich verkauft. Das Wirtshaus dagegen ist und bleibt ein Ladenhüter. Was auch am Gebäudezustand liegen könnte. Vom „erhöhten Unterhaltungs- und Reparaturstau“ war schon im Wertgutachten zur Zwangsversteigerung die Rede.

Doch selbst wenn sich jemand fände, der die nötige Sanierung auf sich nimmt: Ob die Kleinstadt ein weiteres Restaurant benötigt, scheint fraglich. Allein in Strehlas Innenstadt gibt es drei weitere Gaststätten: den Lindenhof, den Nixstein und das Restaurant Müller. „Eine Gaststätte in der Größe der Bastei wird für unsere Region wahrscheinlich nicht mehr gebraucht“, meinte nicht nur Stadtrat Heiko Zscheile. Die jetzigen Pläne seien wohl „alternativlos“, wenn das Gebäude nicht weiter verfallen soll.

Das würde aber passieren, sollten die Behörden das Projekt mit den Wohnbauflächen kippen, so der jetzige Bastei-Besitzer. Und tatsächlich könnte es sein, dass die Behörden dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen. Laut CDU-Stadtrat und Bauplaner Detlev Goldbach hat das zuständige Landratsamt Bedenken. Vier Eigenheime auf dem Bastei-Grundstück würden bedingen, dass zwei Bauparzellen in zweiter Reihe liegen. Der Kreis möchte aber, dass straßenbegleitend zur B 182 gebaut wird, will der Planer beim Kreis erfahren haben. Das würde das Aus für das Projekt bedeuten. Denn wenn nur zwei Grundstücke an der Straße vermarktet werden können, lohne sich das ganze Vorhaben wirtschaftlich nicht mehr. Schon mit dem Verkauf von vier Bauplätzen rechne sich alles „gerade so“, so Goldbach im Ausschuss. Der Abriss müsse finanziert werden, dazu noch die gesamte Erschließung – und die Vermarktung.

Die Stadt hat den Plänen für vier Eigeheim-Plätze zugestimmt. Dass der Landkreis das Projekt doch noch mitträgt, darauf hofft nun auch der Bastei-Besitzer. Sollte das

klappen, wäre er seine Sorgen um das 3 700-Quadratmeter-Areal und die leere Restaurant-Immobilie wohl los.