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Bart oder Brandschutz?

Drei-Tage-Bart und Co. sind Trend. Feuerwehrleute im Landkreis Görlitz sollten aber zum Rasierer greifen – aus Sicherheitsgründen.

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© Daniel Bockwoldt/dpa

Von Marcus Scholz

Träger von Atemschutzgeräten der Feuerwehren im Landkreis Görlitz gehen dort hinein, wo es brennt und qualmt. Meistens geht es bei solchen Einsätzen um Leben und Tod. Nicht nur für die Betroffenen in einem brennenden Haus oder Auto, sondern auch für die Einsatzkräfte. „Atemschutzgeräteträger üben eine der anspruchsvollsten Tätigkeiten bei der Feuerwehr aus“, sagt Kreisbrandmeister Peter Eichler. Die speziell ausgebildeten Kameraden müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen einhalten. Und dazu zählt auch, sich regelmäßig zu rasieren.

Seit den 1970er Jahren gilt für Atemschutzgeräteträger der sogenannte Barterlass – aus Sicherheitsgründen. „Schnauzbärte sind in Ordnung, Vollbärte nicht“, sagt Kreisbrandmeister Eichler. Warum das so ist, erklärt Harald Sedlacek von der Feuerwehr Zittau. „Im Dichtbereich einer Atemschutzmaske darf kein Bartwuchs sein“, sagt er. Das sei wichtig. Andernfalls könnte das für die Einsatzkräfte fatale Folgen nach sich ziehen. „Die Maske wäre dann durchlässig und Schadstoffe könnten eindringen“, sagt Sedlacek, der für den Landkreis Görlitz schon jahrelang Atemschutzgeräteträger ausbildet.

Mitte der 1990er Jahre hat der Landkreis Görlitz damit begonnen, für Berufsfeuerwehr, aber auch freiwillige Feuerwehren die speziellen Lehrgänge anzubieten. Bartträger damals zu überzeugen, ihr geliebtes Gesichtshaar abzurasieren, sei schwierig gewesen, so Sedlacek. Heutzutage ist weniger Überzeugungsarbeit nötig. „Im Laufe der Jahre hat sich das eingespielt“, sagt der Ausbilder. Wer zur Feuerwehr kommt und mitmachen möchte, würde in der Regel sofort von den jeweiligen Wehrleitern auf die Vorschriften hingewiesen. Wer dennoch weiter Vollbart oder akkurat gestutztes Gesichtshaar tragen möchte, wird deshalb aber nicht gleich wieder nach Hause geschickt. Für sie gibt es andere Verwendungen. „Zum Beispiel als Maschinist“, sagt Kreisbrandmeister Peter Eichler.

Rasierte Gesichter kommen bei Wehrleitern trotzdem besser an. Das liegt daran, weil es ganz einfach zu wenig ausgebildete Atemschutzgeräteträger gibt. Auch bei der Löbauer Feuerwehr. „Es könnten schon mehr sein“, sagt Leiter Heiko Biernoth. Schuld am Mangel sei aber nicht nur der Barterlass. Viele ärztliche Untersuchungen und Tests würden ihr Übriges dazu beitragen, dass nur wenige für die Aufgabe zu begeistern sind. Kritisieren will Biernoth die Bestimmungen aber nicht. „Sie gibt es völlig zu Recht“, sagt er.

Ausbilder Sedlacek ist gleicher Meinung. Atemschutzgeräteträger würden eine immer wichtigere Rolle bei den Einsätzen der Feuerwehren einnehmen. „Ein Großteil der Einsätze ist ohne die Geräteträger gar nicht mehr zu machen“, sagt er.

Den Barterlass einzuhalten, sei besonders für berufstätige Kameraden von freiwilligen Feuerwehren gar nicht so einfach. „Man weiß ja nicht, wann die Einsätze sind“, sagt Sedlacek. Deswegen könne es durchaus vorkommen, dass jemand unrasiert zum Einsatzort kommt, weil er kurzfristig von der Arbeit weg musste. In solchen Fällen sei ein Drei-Tage-Bart auch mal in Ordnung, so der Ausbilder von der Zittauer Feuerwehr. Sedlacek appelliert dennoch an alle seine Kollegen, sich regelmäßig ins Bewusstsein zu rufen, was an ihrem Job – egal ob hauptberuflich oder freiwillig – alles dranhängt.