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Bart ab, Hof weg

Sachsens neuer Minister für Umwelt und Landwirtschaft gibt seinen Agrarbetrieb auf. Thomas Schmidt mag nun mal keine Interessenkonflikte.

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© Thomas Kretschel

Von Georg Moeritz

Ein zupackender Schnauzbart-Träger im Getreidefeld – so zeigt sich der Landtagsabgeordnete Thomas Schmidt (CDU) auf seiner Internetseite. „Bei der Arbeit als Landwirt“ steht drunter. Doch den Bart hat Schmidt schon vor fünf Jahren abgenommen, und nun steigt er auch noch aus der Landwirtschaft aus. Seinen Posten im Vorstand des Landesbauernverbandes habe er gleich niedergelegt: Da bestehe die Gefahr von „Interessenkonflikten“.

Schmidt weiß natürlich, dass ein Landwirtschaftsminister mit eigenem Acker leicht als Lobbyist in eigener Sache kritisiert werden könnte. Bauernpräsident Wolfgang Vogel gratulierte ihm gar mit den Worten, Schmidt habe „stets die Interessen der Landwirte zum Maßstab seines Handelns gemacht“. So etwas kommt nicht gut an bei der Opposition, etwa bei Wolfram Günther, dem agrarpolitischen Sprecher der Grünen im Landtag: Der klagt, Schmidt komme aus der „konventionellen“ Landwirtschaft, und die Landesregierung fördere zu sehr die Massentierhaltung. Allerdings sei Schmidt offen und gesprächsbereit, und diesen Eindruck teilt erfreut auch Kornelie Blumenschein, die den Ökolandbauverband Gäa leitet.

Thomas Schmidt sagt, er habe „großen Respekt vor Öko-Betrieben“. Für seine eigene Arbeit in der Landwirtschaft aber sei eine Umstellung auf Bio-Produktion nicht infrage gekommen – schon gar nicht in den vergangenen zehn Jahren, in denen er als Landtagsabgeordneter schon viel Zeit in Dresden verbrachte. Ein Biobauer müsse täglich auf dem Hof sein. Denn der könne „nichts mehr korrigieren“, weil er auf bestimmte Pflanzenschutzmittel und Medikamente verzichten müsse. Schmidts Vorgänger Frank Kupfer (CDU) hat zum Ende seiner Amtszeit die Subventionen gekürzt, die Landwirte in den ersten Jahren der Umstellung auf Bio bekommen. Schmidt will darüber „noch einmal nachdenken“.

Der 53-jährige Diplom-Agraringenieur aus Burgstädt in Mittelsachsen war bisher gleich auf zwei Bauernhöfen zu Hause, in Tauscha und Taura nördlich von Chemnitz. Zum einen arbeitete Schmidt als angestellter Betriebsleiter der Gruma Agrar GmbH in Tauscha, einem Ortsteil von Penig. Ein paar Kilometer entfernt war er Mitbesitzer der Agrar GmbH Taura mit gut 300 Hektar Land. Die Anteile an diesem Betrieb hatte er von seinem Vater übernommen.

In Schmidts Betrieb in Taura kennt sich auch ein anderer bekannter Landwirtschaftspolitiker gut aus: Sachsens Europaabgeordneter Peter Jahr aus Burgstädt unterschrieb als Geschäftsführer die jüngsten Jahresberichte gemeinsam mit Schmidt. Jahr habe dort schon zur Zeit seines Vaters gearbeitet, sagt Schmidt. Das Wissen aus der landwirtschaftlichen Praxis sei gut für die Arbeit in der Politik. Doch nun werde er alle Anteile am Bauernhof abgeben. Um Vorwürfen aus dem Weg zu gehen, will er die Äcker nicht in seiner Familie lassen. Thomas Schmidt und seine Frau Heike haben einen Sohn, der in der Schweiz Betriebswirtschaft studiert, und eine Tochter, die noch zur Schule geht.

Fachgebiet des heutigen Ministers war stets die Pflanzenproduktion, auch wenn sein Betrieb in Taura zusätzlich Jungrinder aufzog und sich finanziell am benachbarten Milchbauernhof Landgut Chursdorf beteiligte. Auf seinen Traktoren und Mähdreschern hat Schmidt in den vergangenen Jahren kaum noch gesessen: „Das war nicht meine Aufgabe“, sagt er. Schmidt ist längst zum Anzugträger geworden und möchte auch nicht in Gummistiefeln auf dem Hof fotografiert werden. Handwerkliches Geschick hat er aber: Sein Haus in Burgstädt hat er zu DDR-Zeiten gebaut und bei der jüngsten Renovierung im Treppenhaus auch sparsame LED-Lampen angebracht. Mit mehr privaten Öko-Leistungen angeben kann und will der neue Umweltminister allerdings nicht – doch ihm fällt auf Nachfrage noch ein, dass er moderne Pumpen angeschafft und sich danach über die niedrige Stromrechnung gefreut hat. Als Hobbys nennt er den Chemnitzer FC, Skifahren und seinen großen Garten.

Schmidt betont immer wieder, dass sein Ministerium mit 400 Mitarbeitern nicht nur für die Landwirtschaft zuständig ist. Gerne spricht er vom „Lebensministerium“ – eine Zeit lang stand dieser Begriff schon mal als Untertitel auf Veröffentlichungen der Behörde. Offiziell heißt sie Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Gewässerschutz gehöre zu den Aufgaben, sagt Schmidt, auch Strahlenschutz. Für die Geflügelpest allerdings ist Verbraucherschutzministerin Barbara Klepsch (CDU) zuständig.

Manchmal sagt Schmidt Sätze wie: „Ich bin der Wirtschaftsminister für den ländlichen Raum.“ Förderbescheide zu übergeben gehört zu seinen angenehmen Aufgaben. Gerne spricht er von den enormen Möglichkeiten des Technologie-Transfers. Aber für Wirtschaft ist doch Martin Dulig von der SPD zuständig? Mit dem vertrage er sich gut, beeilt sich Schmidt zu sagen. Das mit dem Wirtschaftsminister für den ländlichen Raum sei nicht als Konkurrenz gemeint. Kein Interessenkonflikt.

www.thomas-schmidt-online.de; smul.sachsen.de