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Barockgarten auf Linie gebracht

Beim Arbeitseinsatz rückten am Sonnabend 50 freiwillige Helfer den Zabeltitzer Park wieder ein Stück näher ans historische Vorbild heran.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Zabeltitz. Die Hainbuchenhecken an der Palais-Rückseite mussten weichen. Sie entsprechen nicht den Gestaltungsplänen aus dem 18. Jahrhundert, an denen sich die Stadt Großenhain bei der Wiederherrichtung des Barockgartens orientiert. Deshalb wurden sie am vergangenen Sonnabend gerodet und zum Teil an anderer Stelle wieder eingepflanzt – dort, wo sie dem historischen Vorbild am ehesten entsprechen. „Wichtig ist, dass die Fluchten exakt stimmen“, erklärt Stadtkultur-Amtsleiter Matthias Schmieder. Denn klare Linien und Symmetrien seien die grundlegenden Elemente barocker Parkgestaltung.

Geschäftsbereichsleiter Matthias Schmieder bespricht mit Landschaftsarchitektin Kathrin Franz die Arbeiten.
Geschäftsbereichsleiter Matthias Schmieder bespricht mit Landschaftsarchitektin Kathrin Franz die Arbeiten. © Klaus-Dieter Brühl
Unerwartete Hilfe kam vom Promnitzer Schlossverein mit Rico und Rosemarie Käseberg und Michel Schneider.
Unerwartete Hilfe kam vom Promnitzer Schlossverein mit Rico und Rosemarie Käseberg und Michel Schneider. © Klaus-Dieter Brühl

Das hinzubekommen, ist gar nicht so einfach. Denn auch die alten Pläne sind nicht hundertprozentig exakt. Die Röderbrücken neben dem Palais zum Beispiel wurden in alten Zeiten etwas schief gebaut, so dass die Parkgestalter nun etwas Mühe mit den Sichtachsen in Richtung Obstgarten haben. Aber man kann ja ein bisschen mit den Pflanzreihen oder dem Baum- und Heckenschnitt improvisieren, um das auszugleichen.

An die 50 freiwillige Helfer waren am Sonnabend zum Parkpflegeeinsatz gekommen. Vor allem Einwohner von Zabeltitz griffen zu Harke und Spaten. Seit das Barock-Ensemble von der Deutschen Bahn an die Stadt Großenhain übereignet wurde, haben die Leute wieder eine Art Miteigentümer-Gefühl entwickelt. Beim Parkseminar vor drei Jahren ging ein deutlicher Ruck durch die Bürgerschaft; viele wollten bei der Verschönerung mithelfen. Und diese Hilfe wird dringend gebraucht.

Allein die laufenden Pflegearbeiten mit dem Heckenschnitt kosten 170 000 Euro pro Jahr. Das kann die Stadt Großenhain allein auf Dauer nicht stemmen. Im vorigen Jahr ging es vor allem darum, die Parkwege exakt wiederherzustellen. Sie neigen dazu, mit der Zeit ihre Lage zu verändern. An den Seiten werden sie vom Gras der benachbarten Rasenflächen bedrängt, und die Spaziergänger treten im Laufe der Jahrzehnte ihre eigenen Pfade fest. Besonders an den Querachsen zum sogenannten Aha-Ausblick mussten Grasränder abgestochen und die Soden an anderer Stelle wieder angesetzt werden, damit die Wege wieder parallel zu den Hecken verlaufen.

In diesem Jahr standen nun die Hecken selbst im Mittelpunkt. Was nicht dem historischen Verlauf entsprach, wurde entfernt. „Das wird nicht allen Zabeltitzern gefallen“, sagt Matthias Schmieder. Deshalb sei es von Vorteil, dass so viele Leute aus dem Ort beim Parkpflegeeinsatz mit Hand anlegen. Die könnten ihren Nachbarn viel besser erklären, warum die Rodung wirklich notwendig sei.

Der Zabeltitzer Barockgarten ist auf dem Weg, nach Pillnitz die Nummer zwei in Sachsen zu werden. Bei Gartenfachleuten hat er sich in den vergangenen Jahren schon einen guten Namen gemacht. Und zwar genau deshalb, weil sich die Stadt Großenhain bei allen Gestaltungsmaßnahmen eng ans barocke Vorbild anlehnt. „Wir müssen genau das wiederherstellen, was das Ensemble so wertvoll macht“, sagt Matthias Schmieder. Das sei allerdings Segen und Fluch zugleich. Denn die Besucher kämen dann mit der Erwartungshaltung, die perfekte Barockanlage zu sehen. Aber bis es soweit ist, können gut und gerne noch 50 Jahre vergehen.

Neben den Arbeiten an den Hainbuchenhecken sind noch die üblichen Herbstpflegearbeiten zu erledigen – die Blumenbeete fürs nächste Jahr vorbereiten, vor allem aber Tonnen von Laub zusammenfegen und abtransportieren. Hier legen auch Helfer von auswärts mit Hand an.

Rosemarie und Rico Käseberg etwa gehören zum Kultur- und Schlossverein Promnitz an der Elbe, der sich die Erhaltung und Nutzung des historischen Gemäuers am Elbufer gegenüber von Riesa auf die Fahnen geschrieben hat. „Bei uns hat August der Starke den Abschluss des Zeithainer Lustlagers gefeiert“, erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Rico Käseberg. „Über den Dresdner Hof gibt es da auch eine Verbindung nach Zabeltitz.“ Die Promnitzer hoffen, vom Parkpflegeeinsatz ein paar Anregungen für die Gestaltung ihrer eigenen Anlage mitnehmen können. „Vielleicht können die Zabeltitzer uns ja auch Tipps geben“, sagt Rosemarie Käseberg, „wie man an Fördergelder für solche Maßnahmen kommt“.