Von Christoph Springer
Nur wer lange genug die Luft anhalten konnte, kam an Bargeld. Alle anderen Kunden, die sich in der Bankfiliale an der Ecke Bautzner Straße/ Weintraubenstraße mit Euros aus dem Geldautomaten versorgen wollten, mussten kehrtmachen. Denn der Raum mit dem EC-Gerät hinter der Glasschiebetür war mehr als der Eingang zu einer Bank. Im schlimmsten Fall wurde er als Toilette missbraucht, wenigstens aber als Übernachtungs- und Wohnort. Wer trotzdem an das Gerät ging, brauchte im doppelten Sinn einen langen Atem und musste akzeptieren, dass ihm die „Bewohner“ beim Eingeben der Geheimzahl zuschauen. Inzwischen ist das anders. Die Bank ließ den Automaten im vergangenen Jahr an die Außenwand des Gebäudes montieren, seitdem ist der Vorraum nachts und an freien Tagen geschlossen.
Sicherheit und Service wollen die Banken miteinander verbinden, wenn sie Geldautomaten in Vorräumen anbieten. Wer frische Scheine braucht, soll sie jederzeit bekommen und dabei keine ungebetenen Zuschauer haben. Doch dieses Angebot kann teuer werden. Beispiel Volksbank-Raiffeisenbank: Im Juni 2017 haben Kriminelle in einer Filiale in Bernsdorf bei Hoyerswerda einen Automaten des Unternehmens gesprengt. Die Täter flüchteten und hängten dabei sogar die Polizei ab, weil sie Metallteile auf die Straße warfen, welche die Reifen der Beamten aufschlitzten. Zum Sachschaden sagten damals weder die Bank noch die Polizei etwas. Ähnliche Taten aus dem gesamten Bundesgebiet zeigen aber, dass das schnell eine sechsstellige Summe sein kann.
In Dresden haben die Postbank und die Commerzbank beschlossen, dass nicht mehr alle Automaten in Vorräumen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Für die Commerzbank mit insgesamt 24 Automaten an neun Standorten gilt das am Schillerplatz. Von 22 bis 6 Uhr bleibt die Tür zum Vorraum geschlossen. Sprecherin Sabine Schanzmann-Wey berichtet, dieser Raum sei von Einzelnen und Gruppen immer wieder als Aufenthaltsraum genutzt worden, Kunden hätten sich beschwert. Die Postbank hat in Dresden 14 Geldautomaten, nur neun davon stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Sprecher Tim Rehkopf begründet das wie seine Kollegin von der Commerzbank mit Verunreinigungen und Vandalismus. Keine Chance hat zum Beispiel, wer nachts in den Filialen am Jacob-Winter-Platz in Prohlis und an der Leipziger Straße gegenüber dem Ballhaus Watzke Bargeld ziehen will. Unerreichbar sind nachts auch die Postbank-Automaten in den Filialen Königsbrücker Straße 21, Sagarder Weg 1 und Neundorfer Straße 1. Selbst die Automaten in Bestlage im Center Prager Spitze stehen von 20 bis 9.30 Uhr nicht zur Verfügung.
Thomas Lohse von der Volksbank Dresden-Bautzen hat dagegen gute Nachrichten: Alle EC-Automaten in den elf Filialen und den sieben reinen Selbstbedienungsstandorten in der Stadt stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Ausnahmen gelten nur für Geräte in Einkaufszentren wie der Altmarkt-Galerie und dem Elbepark. Dort gibt’s nur dann Bares, wenn die Center auch geöffnet haben. Lohses Bank war es, die die Automatensprengung in Bernsdorf verkraften musste. Und die zuletzt in Dresden mit dem Umzug des Automaten an die Außenwand in der Filiale an der Bautzner Straße dafür gesorgt hat, dass es dort keine Probleme mehr gibt.
Die Deutsche Bank mit 15 Automaten in Dresden meldet ebenfalls keine Einschränkungen. „Die Selbstbedienungszonen sind nach derzeitigem Stand durchweg zugänglich“, teilte ein Sprecher des Unternehmens für Sachsen mit.
Führend ist in Dresden die Ostsächsische Sparkasse. Sie betreibt in der Stadt und im Umland 259 Geldautomaten. 129 davon befinden sich in der Stadt. Einer der kleinsten Automatenräume ist der hinter einer Metalltür am Martin-Luther-Platz in der Äußeren Neustadt, der vor allem an Wochenenden und während der Bunten Republik Neustadt gefragt ist. Sprecher Andreas Rieger: „Derzeit gibt es weder im Umland noch in der Landeshauptstadt Dresden Einschränkungen bei der SB-Technik.