Merken

„Bannewitz braucht mehr Weitblick“

„Wir für Bannewitz“ besetzt nur einen Stuhl im Gemeinderat. Vorsitzender Enrico Reichelt will künftig mehr.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Die Kommunalwahlen sind erst im Frühjahr 2019. Bei der Wählervereinigung „Wir für Bannewitz“ startet aber schon jetzt der Wahlkampf. Herr Reichelt, warum denn das?

Weil wir unsere Sache ernst nehmen. Wir bereiten deshalb jetzt unsere Wählerliste für die anstehende Wahl vor.

„Wir für Bannewitz“ ist derzeit mit nur einer Person, namentlich Hanns Saffer, im Gemeinderat vertreten. In Zukunft sollen es mehr werden. Warum?

Ganz klar, wir wollen künftig mehr Möglichkeiten haben, um in Bannewitz mitgestalten zu können. Dafür brauchen wir mehr Sitze im Gemeinderat. Bisher engagieren sich zwar fünf Mitstreiter der Wählervereinigung in den Ortschaftsräten, aber eben nur einer im Gemeinderat.

18 Sitze hat der Gemeinderat. Wie viele wären denn für Sie erstrebenswert?

Mindestens drei Stühle wollen wir besetzen, um uns in Zukunft sinnvoll einbringen zu können.

Denken Sie, dass die Wählervereinigung eine Chance hat?

Sicher. Wir sind keine Unbekannten. Abgesehen davon weiß ich, dass nicht alle Einwohner der Gemeinde mit der aktuellen kommunalpolitischen Situation in Bannewitz zufrieden sind. Das hat uns schon die Bürgermeisterwahl 2015 gezeigt. Ob sich das schwierige Wahlergebnis zur Bundestagswahl 2017 auch auf kommunalpolitischer Ebene wiederholen wird, ist fraglich. Unterm Strich schauen die Leute, was vor ihren Haustüren passiert und wie groß die persönliche Betroffenheit ist. In diesem Fall sind die Lokalpolitiker in Bannewitz in erster Linie Ansprechpartner. Die Aufgabe der Gemeinderäte ist es ebenso, Entscheidungen der Verwaltung zu hinterfragen. Und das passiert aus meiner Sicht zu wenig.

Ist alles schlecht, was die Verwaltung in Angriff nimmt?

Natürlich nicht. Ich lebe seit zehn Jahren in Hänichen. Allein in diesem Zeitraum ist viel in der Gemeinde geworden. Bannewitz hat sich gut entwickelt. Aber einiges könnte besser laufen.

Was konkret könnte besser sein?

Wir haben genug Brennpunkte. Schauen Sie sich beispielsweise den Schulstandort in Bannewitz an. Wir haben jetzt schon über 500 Schüler, in Zukunft werden es mehr. Die Erweiterung der Schule stellt uns vor eine große Herausforderung. Die Belegung der Schule und der Turnhalle ist jetzt schon knapp. Nicht alle Eltern fühlen sich ausreichend informiert, wie die Situation vor Ort weitergeht. Wir brauchen eine bessere Informationspolitik und mehr Weitblick für Bannewitz.

Wie sieht dieser Weitblick aus? Schulplanung obliegt nicht nur der Kommune, sondern vor allem dem Freistaat.

Die Planung des Hortes neben der Grund- und Oberschule war Gemeindesache. Der Hort war eigentlich schon mit seiner Fertigstellung voll ausgelastet. Warum wurde er nicht größer geplant? Das ist nur ein Beispiel. Ich nenne da auch das Ortsentwicklungskonzept der Gemeinde. Wie viele Jahre reden wir schon darüber, dass wir ein solches brauchen? Die Frage, wie sich Bannewitz entwickeln soll, ist entscheidend für alle anstehenden Vorhaben.

Warum ist dieses Konzept so entscheidend für Bannewitz?

Es geht um Grundsatzfragen. Bannewitz hat mit der Nähe zu Dresden eine Top-Lage. Damit verbunden sind viele Entwicklungsmöglichkeiten. Mit dem neuen Wohngebiet an der Bundesstraße B 170 bekommt Bannewitz etliche Einwohner mehr. Dieser Wachstum verlangt nach einem Plan, wohin die Entwicklung gehen soll. Welche Potenziale hat die Gemeinde in ihren einzelnen Ortsteilen? Und was kann verbessert werden? Das sind wichtige Fragen. Es gibt zwar Arbeitsgruppen, in denen Themen der Ortsgestaltung besprochen wurden und es haben auch Einwohner Anregungen gegeben. Aber was wird nun aus den Vorschlägen? Das fragen sich viele, die sich einbrachten. Wenn wir Bürgerbeteiligung haben, dann müssen wir diese auch ernst nehmen. Sonst verlieren diejenigen, die sich engagieren, ihre Motivation. Die Ortsentwicklung muss endlich für alle sichtbar weitergehen.

Sind Sie mit der Beteiligung der Bannewitzer am Gemeindeleben zufrieden?

Wenn es um das Interesse an der Kommunalpolitik geht, nein. Damit bin ich nicht zufrieden. Es gibt kaum Bannewitzer, die die Sitzungen des Gemeinderates verfolgen. In den Treffen der Ortschaftsräte ist etwas mehr Interesse zu beobachten. Es gibt aber darüber hinaus viele, die sich für Feste, in Vereinen und anderweitig engagieren. Aber oftmals reduziert sich das Engagement auf den jeweiligen Ortsteil. Die Einwohner der einzelnen Orte wissen auch zu wenig gegenseitig von Veranstaltungen. Es wäre doch toll, wenn Feste stärker ortsübergreifend gefeiert werden. Die Einwohner der Ortsteile zusammenzuführen, das Bewusstsein für eine Gesamtgemeinde zu stärken, das ist ein wichtiges Ziel der Wählervereinigung „Wir für Bannewitz“.

Wie wollen Sie das machen?

Zum einen wollen wir Mitstreiter aus allen Ortsteilen finden, um künftig alle Interessen im Blick zu haben. Das ist uns schon gut gelungen. Mir ist aber auch klar, dass das allein nicht reicht, um die Bannewitzer zu vereinen und zu mehr Mitbestimmung zu motivieren. In erster Linie wollen wir Ansprechpartner sein, einen Austausch bieten und sozusagen eine Brücke sein zu kommunalpolitischen Gremien. Wer möchte, kann uns dabei gern unterstützen.

Das Gespräch führte Verena Schulenburg.

www.wir-für-bannewitz.de