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Bankraub in Niesky

Der Dreisitzer verschwand über Nacht vor der Zinzendorf-Apotheke. Eine Anzeige ist gestellt und Finderlohn ausgelobt.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Niesky. Wieder einmal fragen sich viele Nieskyer, was in ihrer Stadt eigentlich los ist. Denn über Nacht verschwand eine Bank am Ärztehaus in der Hausmannstraße. Sie stand bis Mittwochabend neben der Haupteingangstür und wurde gerne benutzt von Besuchern und speziell den Rauchern, die sich auf dem Weg zum Arzt oder zur Apotheke eine kleine Pause gönnen wollten. Damit der blaue Dunst nicht direkt in die Räume der Apotheke ziehen kann, war die Bank an der Treppe zur Haupteingangstür aufgestellt. Wer darauf saß, schaute hinüber auf die Hausmannstraße zum Firmensitz der Stadtwerke Niesky und der Kita Pusteblume. Weil die Bank dafür aber an der Wand aufgestellt war, konnte sie nicht mit einer Kette festgezurrt werden.

Die am Geländer angekettete Bank steht noch vor der Apotheke an der Hausmannstraße. Waren die Diebe ohne Werkzeug unterwegs?
Die am Geländer angekettete Bank steht noch vor der Apotheke an der Hausmannstraße. Waren die Diebe ohne Werkzeug unterwegs? © Jens Trenkler
Videoüberwachung eines Mülleimers – auch das gibt es in Niesky. Seitdem der Hinweis hängt, quillt der Papierkorb nicht ständig über.
Videoüberwachung eines Mülleimers – auch das gibt es in Niesky. Seitdem der Hinweis hängt, quillt der Papierkorb nicht ständig über. © Jens Trenkler

Das war wohl für jemanden so verlockend, dass er oder sie die Bank einfach mal mitnahmen. Für Heiko Neumann, den Inhaber der Zinzendorf-Apotheke, ist das starker Tobak. „Ich finde kaum Worte. Das ist mehr als dreist, und da drücke ich mich noch gewählt aus“, schreibt der Nieskyer auf der Facebook-Seite der Zinzendorf-Apotheke. Genauso sehen das diejenigen, die den Eintrag lesen. Oliver Richter beispielsweise schreibt: „Kann echt nicht wahr sein.“ Claudia Riedel findet das wirklich unverschämt und Annette Verständig meint, dass heute wirklich nichts mehr sicher ist.

Die Nieskyerin Ines Reimann kann zu dem Vorfall sogar noch einen hinzufügen. Sie schreibt: „Das ist unglaublich. Vom Zinzendorfplatz verschwinden Stiefmütterchen. Bei uns daheim wurden Ostern drei am Gründonnerstag gesetzte Heckenpflanzen geklaut. Nun diese Bank. Was sind das für Menschen, die sich an fremdem Eigentum vergreifen?“ Auf ihre Frage antwortet Kristin Krausche, die meint, das seien Leute die es sich damit schön machen und kommentiert „erbärmlich sowas“.

Heiko Neumann will sich mit dem Bankraub nicht einfach abfinden. Er rief in Niesky bei der Polizei an und wurde ans Online-Revier verwiesen. So informierte er auf diesem Weg über den Diebstahl und zeigte die Tat an. „Mir geht es dabei nicht so sehr um den Wert der Bank. Die werde ich wohl durch eine andere ersetzen“, sagt er gegenüber der SZ. Es gehe ums Prinzip, findet der Nieskyer Apotheker. Deshalb ruft er auch auf, sich nach der Bank umzusehen. Wie das gestohlene Sitzmöbel aussieht? Weiß gestrichene Latten und ein dunkelroter Rahmen, gerade erst im März aufgefrischt. Apothekenmitarbeiterin Gabriele Seuß hatte sich der Bänke angenommen und „ mit viel Fleiß der Gartenbank einen frischen Anstrich gegeben“, bedankt sich der Apotheker.

Das Gegenstück steht direkt neben der Eingangstür zur Apotheke. Allerdings ist es mit einer Stahlkette am Geländer festgemacht. Waren der oder die Täter ohne Werkzeug unterwegs? Reicht ihnen eine Bank? Oder haben sie das Schild mit der Aufschrift videoüberwacht gesehen, welches neben der Tür hängt?, fragt sich Heiko Neumann. Er bittet nun um Hilfe beim Aufspüren der Bank. Dafür lobt er sogar einen Finderlohn aus. Was der oder die Finder bekommen, das werde er individuell mit ihnen besprechen, sagt Heiko Neumann. In Sachen Finderlohn bekommt er Unterstützung von Künstler Kümmel. „Also ich beteilige mich selbstverständlich auch bei der Mission „Rettet das Bankenviertel der Zinzendorf-Apotheke“ und zeichne dem ehrlichen Finder dieser Bank ein kümmeliges Knubbelnasen-Porträt! Ostern wird damit verlängert… also auf die Suche-Fertig-Los!“, schreibt Kümmel.

Heiko Neumann setzt mit der Suche nach der Bank auch auf Abschreckung und den erzieherischen Faktor. „Es geht doch meist mit Kleinigkeiten los“, sagt er. Dass Abschreckung funktionieren kann, zeigt ein Papierkorb auf der Hofseite des Ärztehauses. Der war montags regelmäßig mit Hausmüll gefüllt. Augenscheinlich stammte der nicht von Besuchern des Ärztehauses. Seitdem neben dem ganz normalen stabilen Betonpapierkorb jetzt aber ein Schild hängt, sei der nur noch mit den Inhalten bestückt, die auch hinein gehören. Auf dem Schild wird informiert, dass er videoüberwacht ist und eine Anzeige droht.