Merken

Banken schaffen Tagesgeldkonten ab

Es gibt kaum noch Zinsen, das spüren auch Privatanleger. Banken raten zu alternativen Geldanlagen.

Teilen
Folgen
© Symbolbild/dpa

Von Franziska Klemenz

Döbeln. Geld auf Konten zu bunkern, war lange ein Spargarant. Ohne Zutun wuchs die Einlage. Diese Zeiten sind nun vorbei. Von 795 Geldinstituten in Deutschland zahlen 375 auf Tagesgeldkonten überhaupt keine Zinsen mehr. Grund: die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), an der sich europäische Geldinstitute orientieren.

Auch aus Sicht der Sparkasse Mittelsachsen lohnt sich das Tagesgeldkonto nicht mehr. „Wir bieten dieses Produkt daher nicht mehr aktiv an“, so Sprecherin Indra Frey. Nur rund sechs Prozent der mehr als 130 000 Privatgirokunden der Sparkasse würden noch Tagesgeldkonten unterhalten, die rund 8 000 Tagesgeldkonten bei der Sparkasse Mittelsachsen seien schon seit April 2016 nicht mehr verzinst.

Die Wirtschaftsleistung der EU wächst ebenso wenig, wie die Arbeitslosigkeit im Gesamtdurchschnitt der Mitgliedsstaaten sinkt. Substanzielle Bedingungen, damit die EZB ihre Nullzins-Politik überdenkt. Merkliche wirtschaftliche Verbesserungen stehen zeitnah nicht in Aussicht, eine Erhöhung der Zinsen also auch nicht. Was tun? Mehr noch als den Einzelnen beschäftigt die Banken die aktuelle Zinspolitik. Auch in der Region Döbeln.

Der DA hat alle Banken in der Region gefragt, ob sie Döbelnern dazu raten, ihre Tagesgeldkonten aufrecht zu erhalten und wenn nicht, welche Alternativen sie empfehlen. Die Antworten ähnelten sich sehr.

„Im Moment gibt es 0,01 Prozent Zinsen aufs Tagesgeldkonto“, sagt Bernd Hofmann von der Postbank. „Sparformen, mit denen man derzeit noch Rendite erzielen kann, liegen im Bereich der Rentenanlagen.“ Nachteil bei dieser Art des Sparens: relativ unflexibel.

Frühestens mit Eintritt ins Rentenalter stehe das Ersparte zur Verfügung, so Hofmann. „Aus diesem Grund ist der klassische Bausparvertrag gerade auch in der jetzigen Zeit wieder eine beliebte und zu empfehlende Sparanlage. Der Sparzins liegt mit 0,1 Prozent höher als bei anderen kurzfristigen Sparformen.“ Während Tagesgeldkonten für die Postbank überhaupt kein Thema mehr zu sein scheinen, hat die Kreissparkasse Döbeln aktuell noch ganze 8 800 Tagesgeldkonten im Bestand. „Durch das vorherrschende Niedrigzinsniveau erfolgt zum aktuellen Zeitpunkt keine Verzinsung“, so Kati Kügler von der Sparkasse Döbeln.

Sie empfehle den Kunden zunächst eine Analyse ihrer Vermögenssituation, im Anschluss werde man gemeinsam mit dem Kunden ein neues Anlagekonzept erstellen. De facto: Auch die Sparkasse scheint das Tagesgeldkonto sukzessive aufzugeben. Die Kunden der VR-Bank Mittelsachsen unterhalten insgesamt zwar nur noch 4 000 Geldmarktkonten, wie Theresa Hengst sagt. Drastischer allerdings fällt die Warnung des VR-Bank-Vorstandes aus. Dass die Zeiten des gemütlichen Tagesgeldkonto-Sparens „schlicht vorbei sind“, so Angelika Belletti, sei den meisten durchaus bewusst. „Doch dieses Wissen scheint nicht dazu zu führen, sich mit der eigenen Anlagestrategie zu befassen.“ Das Zinstief „einfach aussitzen“, so VR-Vorstand Belletti weiter, „ist allerdings keine gute Wahl. Wer langfristig sein Vermögen aufbauen will, sollte ertragreichere Formen der Geldanlage in Betracht ziehen.“

Auch die VR-Bank Mittelsachsen rät ihren Kunden dringend zu Beratungsgesprächen, um ihre Gelder „mit Renditechancen anzulegen.“ Wie Sineta Ochlich, Filialdirektorin aus Mittweida, mitteilt, biete die Deutsche Bank überhaupt keine Tagesgeldkonten an. „Das klassische Sparbuch und auch Festgelder bringen aktuell fast keine nennenswerten Zinsen. Somit verlieren viele Sparer unter Berücksichtigung der Inflation Jahr für Jahr Geld.“ Altersvorsorgepläne könne das ins Wanken bringen.

Die Mittelsächsische Sparkasse rät ihren Kunden dazu, „ihre Tagesgeldkonten zur Vermeidung unnötiger Kosten aufzulösen “, so Sprecherin Indra Frey. Ihr Geld sollten die Kunden stattdessen auf dem Girokonto parken oder über Anlagealternativen nachdenken. Das können klassische Bauspar-, Lebensversicherungs- oder Rentenfondsanlagen ebenso wie Aktienfonds, Goldbarren oder Immobilien sein. (mit FP)