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Bangen um Druckerei-Arbeitsplätze

Das Druckhaus in Rammenau ist zahlungsunfähig. Nun liegt alle Hoffnung auf einem potenziellen Investor.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Rammenau. Das Druckhaus Central mit Sitz in Rammenau hat Insolvenz angemeldet. Wie jetzt bekannt wurde, ordnete das Amtsgericht Dresden am 25. April eine vorläufige Insolvenzverwaltung an und bestellte Rechtsanwalt Dr. Rainer M. Bähr, Partner der bundesweit tätigen Kanzlei Herrmann Wienberg Wilhelm, zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Trotz des Verfahrens wird in der Druckerei, die vor zweieinhalb Jahren von Bischofswerda ins Rammenauer Gewerbegebiet umgezogen ist, weitergearbeitet. „Derzeit wird der Geschäftsbetrieb der Druckhaus Central GmbH in Abstimmung mit der Geschäftsleitung vollumfänglich fortgeführt. Alle Aufträge werden in gewohnter Qualität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit ausgeführt“, teilte der Insolvenzverwalter am Donnerstag auf SZ-Anfrage mit.

Verschwiegenheit vereinbart

Die Druckhaus Central-Gesellschaft beschäftigt 14 Arbeitnehmer. Kündigungen nach Anordnung der vorläufigen Insolvenzverwaltung gab es nicht. „Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die Vorfinanzierung über eine Bank wurde durch unsere Kanzlei bereits initiiert, damit die Gehälter ohne Verzögerung ausgezahlt werden können“, erklärte Rainer M. Bähr. Diesen Angaben zufolge gibt es Bestrebungen, das Unternehmen zu sanieren. Detaillierte Auskünfte zu möglichen Investoren und der beabsichtigten Sanierung seien aktuell aber nicht möglich, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter unter Berufung auf das laufende Verfahren und die zwischen den Parteien vereinbarte Verschwiegenheit.

Die Branche steht seit Jahren unter Druck. In Ostsachsen gingen in den vergangenen Jahren mehrere Betriebe pleite. Erst im Herbst 2017 musste das Lausitzer Druckhaus in Bautzen den Betrieb einstellen. Ralf Ulbricht, Geschäftsführer des Rammenauer Unternehmens, bezeichnete im Dezember die Auftragslage seines Betriebes als gut. Das Druckhaus realisiert einen Großteil seines Umsatzes durch das Drucken von Formularen: Briefköpfen, Überweisungsträgern, Kundenkarten... Diese Spezialisierung ist eine Chance, aber auch ein Risiko. Ein Branchenkenner vergleicht es mit einem „Ritt auf der Rasierklinge“. Was zur Zahlungsunfähigkeit führte, ist offen. „Die Ermittlung der Insolvenzursachen steht derzeit noch am Anfang“, erklärte Dr. Bähr.

Rammenaus Bürgermeister Andreas Langhammer, als Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens Sachsenfenster zugleich Nachbar im Gewerbegebiet, sagte der SZ: „Die Information über die Insolvenz hat mich betroffen gemacht, vor allem als Mensch. Die extreme Belastung im Vorfeld für Geschäftsführung und Mitarbeiter bis zum Entschluss des Insolvenzverfahrens können Unbeteiligte nicht nachvollziehen.“

In der Region verwurzelt

Das Druckhaus ist seit vielen Jahrzehnten in der Region verwurzelt. „In Zeiten, da der billigste Anbieter online in Sekundenschnelle verfügbar ist, tritt der regionale Bezug immer weiter in den Hintergrund. Dieser Trend ist nicht mehr umkehrbar oder nur mit Alleinstellungsmerkmalen zu durchbrechen. Die öffentliche Hand macht es leider vor: Für jede Ausgabe muss ich als Bürgermeister drei Angebote einholen und das billigste nehmen oder der Rechnungsprüfung erklären, warum ich mich anders entschieden habe“, sagte Andreas Langhammer. Dies zu erklären, praktizieren viel zu wenige, da es zusätzliche Arbeit bedeutet – „ich halte es für notwendig“. Er hoffe, so der Bürgermeister, dass Insolvenzverwalter, Geschäftsleitung und potenzielle Investoren ein tragfähiges Geschäftsmodell ausarbeiten können bzw. die Kompetenzen vor Ort für einen Investor nutzbar gemacht werden.

Bis zum Umzug nach Rammenau befand sich das Druckhaus an der Neustädter Straße in Bischofswerda. Seit den 1930er-Jahren gab es dort eine Druckerei. Erst war es die Druckerei Petzold. In der DDR wurde der Betrieb verstaatlicht und als Industriedruck geführt. 1992 wurde das Druckhaus Bischofswerda gegründet. Seit dem Jahr 2017 firmiert es als Druckhaus Central – in Anlehnung an den Hauptgesellschafter, das Handelshaus Central Weimar. Das wiederum ist eine Tochter des in Bischofswerda stark engagierten Trägerwerkes Soziale Dienste mit Hauptsitz in Dresden.