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Bangen um das Nieskyer Familienzentrum

Der DHB-Verein hat aus personellen Gründen den Mietvertrag gekündigt. Ein neuer Träger könnte das Haus fortführen.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Es ist ihr anzusehen, dass es keine leichte Entscheidung für Romy Schellenberg ist. Die Vorsitzende des Nieskyer Vereins DHB Netzwerk Haushalt, früher Deutscher Hausfrauenbund, hat den Mietvertrag für das Kinder- und Familienzentrum in der Muskauer Straße gekündigt. „Vorsorglich zum 31. März dieses Jahres“, betont die Nieskyerin. Verein und Vorstand haben lange beraten und diskutiert, ob sie diesen Schritt gehen. Doch die Mitglieder sehen sich außerstande, künftig das Zentrum nur noch im Ehrenamt zu betreiben. Denn das Problem ist ein personelles. „Ohne eine hauptamtlich beschäftigte Fachkraft ist das Führen dieses Zentrums nicht möglich. Ideal wären zwei oder zumindest eineinhalb Stellen dafür“, erläutert Romy Schellenberg. Dem Verein geht es darum, das Zentrum nicht nur kaufmännisch zu führen, sondern vor allem pädagogisch.

Deshalb ist es notwendig, dass die Hauptarbeit jemand macht, der ein Sozialpädagoge mit Diplom ist. Das war auch so vorgesehen, berichtet Romy Schellenberg, nachdem im vergangenen Jahr Dagmar Weinig als hauptamtliche Leiterin das Kinder- und Familienzentrum verlassen hat. Bianka Bönsch wurde vom Verein zum 1. Juli 2017 als hoffnungsvolle Nachfolgerin eingestellt, um die Einrichtung zu leiten. Das war an die Forderung geknüpft, dass die Nieskyerin ihr Diplomstudium erfolgreich im Herbst beendet und damit einen Abschluss als Diplom-Sozialpädagogin in der Tasche hat. „Doch das erfüllte sich für uns nicht. Ohne Abschluss können wir Frau Bönsch nicht weiterbeschäftigen und mussten sie zum Jahresende entlassen“, erläutert die Vorsitzende. Damit steht der Verein seit neuem Jahr ohne Leiterin für das Zentrum da.

Jetzt wieder jemand Geeignetes suchen und finden, das stellt sich für den Verein schwierig dar. Bisher hat der Verein diese Stelle selbst finanziert, mit Zuschüssen, die auch von der Stadt Niesky kamen. Doch es war jedes Jahr aufs Neue ein Kampf um die Stelle und ihre Finanzierung. Es fehlte die Gewissheit, dass die Sozialpädagogin kontinuierlich ihrer Arbeit nachgehen kann.

Hinzu kommt, dass der Verein sich auf die Fahnen geschrieben hat, qualitätsvolle Angebote zu machen. Sowohl für Schüler aller Altersklassen als auch für Erwachsene. Dass diese gern und zahlreich angenommen wurden, ist in erster Linie den Menschen zu verdanken, die diese Angebote vorbereiteten und durchführten. „Ohne die vielen Ehrenamtlichen über unseren Verein hinaus sind wir aufgeschmissen“, betont die Vorsitzende. Sie dankt ihnen für ihre Bereitschaft und ihr Engagement. Die Angebote im Familien- und Freizeitzentrum laufen bis Ende März erst mal so weiter. Einschränkungen sind aber aufgrund der fehlenden Leiterin zu erwarten.

Der Verein ist froh darüber, dass er eine Frau an seiner Seite hat, die ihren Bundesfreiwilligendienst im Familienzentrum absolviert. Somit ist zumindest für ein paar Stunden am Tag jemand in dem Zentrum als Ansprechpartner da. Eine Lösung für die Zukunft ist es aber nicht. Deshalb ist der DHB-Verein bestrebt, für das Familienzentrum einen neuen Träger zu finden. Er selbst mit seinen 18 Mitgliedern kann so ein Haus nicht führen. „Dazu sind wir zu wenige und uns fehlt die Erfahrung und die Ausbildung, um eine Freizeiteinrichtung zu leiten“, sagt Romy Schellenberg. Denn seit es keine hauptamtliche Leiterin mehr gibt, liegt nicht nur die Verantwortung auf der Vorsitzenden und ihrem Vorstand, sondern auch der gesamte Papierkram, der zu erledigen ist.

Romy Schellenberg hat im Verwaltungsausschuss der Stadt Niesky über die Situation im Kinder- und Familienzentrum informiert. Aber auch darüber, was in der Stadt alles an Kinder- und Jugendarbeit wegfallen würde, sollte der Freizeittreff keine Perspektive haben. Zumal das Gebäude sich in städtischem Eigentum befindet.

Auch wenn sich Stadt und Verein einig sind, dass das Freizeitzentrum nicht sterben darf, eine passende Lösung ist noch nicht gefunden. Eine Idee ist, die Einrichtung unter das Dach des Jugendringes Oberlausitz zu stellen, zumal der Verein gleich nebenan seinen Sitz hat. Doch Leiter Rolf Adam ist da skeptisch. Von seinen Leuten kann er keinen dafür abstellen, sie sind mit ihren Aufgaben voll eingedeckt. Wenn, dann wäre das nur über neu zu schaffende Stellen möglich. Aber auch der Jugendring kämpft jedes Jahr um jeden Euro für seinen Etat für die Jugendarbeit. „Wir geben unsere Unterstützung und werden alles tun, damit es im Freizeitzentrum weitergeht“, versichert Adam. Aber allein schafft der Jugendring das nicht.

www.familienzentrum-dhb-niesky.de