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Banden sind vor allem im Westen und in Berlin aktiv

Die Organisierte Kriminalität dringt zunehmend in Bereiche ein, wo sich früher vor allem Kleinkriminelle tummelten.

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© LKA Sachsen

Von Anne-Beatrice Clasmann

Hört man auf die Klagen aus der Bevölkerung, so könnte man meinen, Verbrecherbanden seien in Deutschland vor allem in den östlichen Bundesländern aktiv. Ein Blick auf den Lagebericht zur Organisierten Kriminalität (OK) zeichnet ein anderes Bild: Die meisten Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden konzentrierten sich 2014 auf Westdeutschland. Die einzige Ausnahme bildete Berlin. Angeführt wurde die OK-Statistik von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Sachsen belegte den achten Platz und war damit häufiger Ziel von Verbrecherbanden als jedes andere ostdeutsche Bundesland.

In Thüringen stellten die Ermittler zuletzt acht Fälle von Bandenkriminalität fest. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, wo die italienische Mafia besonders stark ist, liefen zur gleichen Zeit 103 Ermittlungsverfahren.

Eine Bande, die den Ermittlern im vergangenen Jahr besonders viel Arbeit gemacht hat, stammt aus Georgien. Sie hatte Dutzende von Einbrechern als Asylbewerber nach Deutschland geschickt, wohl wissend, dass die Anerkennungsquote für Georgier bei null Prozent liegt. Die Mitglieder der Gruppe verübten Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle in mehreren Bundesländern.

Auf einen neuen Trick hat sich nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Gruppe aus Rumänien verlegt. Sie fälschte Tankkarten, mit denen man an Tankstellen in Deutschland bargeldlos zahlen kann. Die meisten Nutzer dieser gefälschten Karten seien Fahrer von Lastwagen aus Rumänien gewesen, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Bei der Aufklärung habe die Staatsanwaltschaft in Rumänien geholfen.

In Fortsetzung des Trends der vergangenen Jahre ging die Zahl der türkischen Tatverdächtigen 2014 erneut zurück. Auch der Anteil der Deutschen an der Gesamtzahl der Verdächtigen in der Organisierten Kriminalität sank – und zwar von 40,5 Prozent auf nunmehr 36,1 Prozent. Litauer stellten unter den Tatverdächtigen 2014 mit 10,9 Prozent die zweitgrößte Gruppe, gefolgt von Türken mit 10,3 Prozent.

Zu den Straftaten, die von Banden am häufigsten verübt werden, zählt immer noch der Rauschgifthandel. Allerdings verschiebt sich hier langsam etwas: Während die Zahl der Banden, die wegen Rauschgifthandels und -schmuggels auffielen, im vergangenen Jahr von 204 auf 188 sank, nahm die Zahl der entdeckten Schleuserbanden von 29 auf 35 zu. In diesem Jahr dürften es vermutlich deutlich mehr sein. Zuwächse verzeichneten die Behörden auch bei Geldwäsche und Internet-Kriminalität. (dpa)