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Bananen-Republik Dresden

Hilfe, wir haben keine Lehrer! Macht nix? Doch, sehr viel sogar.

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© Andr? Wirsig

Von Andreas Weller

Respekt vor den Eltern der 90. Grundschule, die jetzt ihre Kinder selber unterrichten. Dennoch ist dort ein Zustand entstanden, der eher an die häufig bemühte Bananen-Republik erinnert. Weil das Land nicht ausreichend Lehrer bereitstellen kann, sind die Bürger gefordert.

Es ist „nur“ eine Schule, aber wenn dieses Beispiel Schule machen sollte – nicht auszudenken. Gehen wir das doch mal ganz frech durch: Da ist nichts mehr mit Chancengleichheit im Bildungssystem. In den reichen Stadtteilen werden die bereits sozial bevorteilten Kinder von ihren Elite-Eltern unterrichtet oder bekommen Privatlehrer. In den bildungsfernen – wie dies gerne formuliert wird – Gebieten bleibt man unter sich. Die Eltern haben vielleicht Zeit, aber nicht so sehr viel weiterzugeben.

Und das in einer Stadt, in der die Gesellschaft bereits gespalten ist. Wenn in der Neustadt „Kuscheln mit Bäumen“ unterrichtet wird, anderswo „linksextreme Aktionen“ auf dem Stundenplan stehen, irgendwo „Spaziergänge für Wutbürger“ oder womöglich „Armheben für Fortgeschrittene“: Wo soll das hinführen? Die Gräben vertiefen sich noch mehr. Alle Bemühungen der Stadtverwaltung, Dresden zu einen, wären zum Scheitern verdammt.

Vielleicht ist es auch ein perfider Plan der CDU: Schön die Lehrer wegsparen, dann können parteinahe Ersatzleute eingesetzt werden, die der nächsten Generation einflößen, immer weiter die Politiker zu wählen, die es eigentlich verbockt haben. Nur wurde das eben nicht zu Ende gedacht. Und mit dem Engagement der Eltern wurde schon mal gar nicht gerechnet. Irgendwie eben doch nicht alles Banane!