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Bammel vor dem großen Auftritt

Nur so aus Spaß fing das Duo JustMusic mit dem Singen an. Jetzt steht es auf der großen Bühne im Kulturhaus.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Bischofswerda. Ein bisschen aufgeregt sind Helene Klanthe und Michael Netwall schon. Schließlich tritt man ja nicht jeden Tag in einer Show mit Deutschen Meistern der Zauber- und Entfesselungskunst auf, die mehrfach Vizeweltmeister wurden und im vorigen Jahr Dritte bei den Weltmeisterschaften. „Magische Momente“ werden die Zuschauer am 13. Januar im Kulturhaus Bischofswerda erleben. Und mit ihnen die beiden Schüler aus dem Goethe-Gymnasium. Vor so viel Publikum hat das Gesangsduo JustMusic, wie sich die Zwei nennen, bisher nämlich noch nie gestanden.

Organisiert wird die Show von der Gruppe „Schüler für Flüchtlinge“ des Gymnasiums und sozialen Betreuern in der Erstaufnahme in Bischofswerda. Weil die Zwei in der Gruppe für Kultur zuständig sind, war es für sie nur logisch, auch selbst auf der Bühne zu stehen, erklärt Michael Netwall. Dann sagt der 17-Jährige noch, dass sie sich viele Zuschauer wünschen, denn die Veranstaltung soll Begegnungen von Bürgern mit Flüchtlingen fördern. Die Künstler wie die Zauberer Timothy Trust & Diamond aus Berlin und der Mentalmagier Steffen Taut aus Dresden verzichten auf ihre Gage. Der Erlös der Show soll der Betreuung von Asylsuchenden im Erstaufnahmelager zugutekommen. JustMusic hat sogar schon vor dessen Bewohnern gesungen. „Die waren so begeistert. Das war total schön“, sagt Helene Klanthe. Schmunzelnd erzählt die Elftklässlerin, dass sie sich wie Promis gefühlt hätten, weil die Flüchtlinge vor lauter Begeisterung mit ihnen Fotos machen wollten. Auch deshalb freuen sie sich auf den Auftritt im Kulturhaus. Ob sie mit der Technik zurechtkommen werden, das beschäftigt sie noch. Eine Generalprobe gibt es nicht, nur den Soundcheck am Tag zuvor. Mit Technik sangen sie bisher nur bei großen Auftritten. Die Zaubershow ist so einer. Dann werden viele Bekannte im Publikum sitzen. „Da ist man noch kritischer mit sich selbst“, sagt Helene. Vor einem Auftritt wie diesem wird geprobt, ansonsten aber nicht etwa jede Woche. Dafür sind sie in ihrer Freizeit viel zu sehr eingespannt. Helene spielt Klavier und nimmt Gesangsunterricht, sie geht reiten, singt im Chor des Gymnasiums und manchmal auch in der Schulband mit. Michael spielt Cello in der Musikschule und muss sich auf die Vorbereitung des Abiturs konzentrieren. Da bleibt wenig Zeit für Anderes.

Lieblingslied von Leonard Cohen

Die Beiden kennen sich „seit ewigen Zeiten“, aus der Grundschule Frankenthal. Zudem ist Michael mit Helenes Bruder befreundet. So kam man auf die Idee, zu dritt Musik zu machen, erzählt die 16-Jährige aus Großharthau. Vor vier Jahren versuchten sie es erstmals zu zweit als Gesangsduo. „Das hat sich einfach so ergeben“, erinnert sich Michael, der in Lauterbach zu Hause ist. Anfangs sangen sie nur aus Spaß zusammen, mittlerweile nehmen sie die Sache richtig ernst, singen sogar mehrstimmig. Begonnen haben sie mit christlichen Jugendliedern in der Jungen Gemeinde in Großharthau. Nach und nach wurde die Musik etwas rockiger, auch alternativer, kamen Songs aus Pop und Musical hinzu. Als ihr absolutes Lieblingsstück bezeichnet Helene das „Halleluja“ des Kanadiers Leonard Cohen. Bei dem Song, der die Welt eroberte, würden ihre Stimmen besonders gut harmonieren, begründet sie. Und sie schwärmt von „Can you feel the love tonigt“, jener mit dem Grammy ausgezeichneten Filmmusik von Elton John aus dem „König der Löwen“. Musical, das sei sowieso ihr Ding, sagt Helene, räumt aber ein, dass die Titel daraus recht anspruchsvoll und deswegen gar nicht so leicht zu singen sind. Michael hingegen bevorzugt Musik wie die der kalifornischen Alternative-Metal-Band System of a Down (SOAD). Die Auswahl für ihr Repertoire treffen sie gemeinsam. „Wenn einer eine Idee hat, probieren wir, ob es funktioniert“, sagt Helene. Etwa 30 Titel der verschiedensten Genres haben sie drauf. Zunächst sangen sie bei Geburtstagen und Familienfeiern. Inzwischen sind sie in der Kirche in Großharthau zu erleben und immer häufiger bei Konzerten wie zum Benefiz in Frankenthal oder im East club in Bischofswerda. Dort steigt am Freitag nächster Woche ein Konzert, ebenfalls organisiert von „Schüler für Flüchtlinge“, JustMusic ist dann wiederum dabei.

Wenn Michael die Schule verlässt, wollen die beiden als Duo weiter singen. Gar nicht vorstellen können sie sich, Profimusiker zu werden. Helene befürchtet, dass der Spaß auf der Strecke bleiben würde, wenn man sein Hobby zum Beruf macht. Und Michael meint, dass das Musikgeschäft sehr hart ist. Der Musik verbunden bleiben, möchten sie aber trotzdem auch beruflich. Beide wollen Grundschul-Lehramt studieren. Mit dem Zusatz Musik.

Zaubershow am 13. Januar 19 Uhr im Kulturhaus Bischofswerda. Karten für vier Euro gibt es in der Buchhandlung Heinrich an der Kirchstraße. Benefizkonzert im Eastclub Bischofswerda am 15. Januar 18 Uhr.