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Bald zum Kaffee in die Dreikönigskirche

Das Gotteshaus soll moderner werden und mehr Besucher anlocken. Dafür muss auch DDR-Technik weichen.

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© Sven Ellger

Von Tobias Hoeflich

Oben singen die Chormitglieder, unten dröhnen die Baumaschinen. „Zum Glück ist kaum etwas von den Arbeiten zu hören“, sagt Michael Ahner und blickt von der Empore auf den Veranstaltungsraum der Dreikönigskirche. Täglich proben die gut 50 Männer und Frauen derzeit an der Hauptstraße ihre Lieder. Als Direktor hat Ahner schon vor Monaten dem englischen Chor den Besuch bestätigt. „Als wir das vereinbart hatten, dachte ich eigentlich, dass das Gröbste schon geschafft wäre.“

In den Etagen weiter unten zeigt sich: Das Gröbste steht noch bevor. Vom Keller bis zum ersten Obergeschoss wird das Haus der Kirche derzeit umgebaut. Meterlange Kabel schlängeln sich über den staubigen Boden, vorbei an Farbeimern, Holzbrettern und Gerüsten. Vom einstigen Foyer ist kaum etwas geblieben. Nach jahrelanger Planung begannen im Mai die Arbeiten in dem Gotteshaus an der Hauptstraße. Zwar trifft sich die Kirchgemeinde sonntags nach wie vor hier. Doch Konzerte und andere Veranstaltungen finden während des Umbaus nicht statt. „Wir haben so viele Nachfragen“, sagt Ahner. „Aber mir bleibt nichts übrig als abzusagen.“

Mehrere Gründe machten die Bauarbeiten nötig. Immer mehr Menschen nutzen zum Beispiel das Mittagsangebot im Haus der Kirche. Rund 250 Gäste kommen werktags in das Restaurant im ersten Obergeschoss. Deshalb wird die Küche von Grund auf erneuert. „Sie muss den heutigen Hygienestandards angepasst werden. Außerdem wird die veraltete Küchentechnik ersetzt.“ Der Umbau wird genutzt, um auch die Heizungs- und Lüftungsanlagen zu erneuern. Ein Großteil der Technik stamme laut Ahner noch aus DDR-Zeiten.

Die größten Veränderungen werden Besucher künftig jedoch im Erdgeschoss sehen. Der Durchgang vom Foyer zum Kirchraum wird verbreitert und komplett verglast. So können Passanten von der Hauptstraße aus bald in Richtung des Altars blicken. Früher wirkte das enge Foyer wenig einladend: „Wir hatten zum Teil das Problem, dass wir gar nicht richtig als Kirche wahrgenommen wurden.“ Um das Foyer zu vergrößern, sind schon mehrere Innenwände verschwunden. Dadurch werden hier die Kirchenfenster der Außenfassade sichtbar, sodass wieder Tageslicht den Eingangsbereich erhellt.

Kirchturm bleibt noch Wochen zu

Das größere Foyer passt damit auch besser zur Kirche und ihrer Geschichte: Wo heute auf mehreren Etagen Platz für Veranstaltungen ist, war früher ein einziger Kirchenraum. Der Umbau aus den 1980er-Jahren rührte aus den Kriegsschäden von 1945, als die Kirche bis auf die Grundmauern ausbrannte. Gab es anfangs sogar Abrisspläne, konnten sich letztlich die Bewahrer durchsetzen. Beim Umbau wurde der Kirchraum aber völlig neu aufgeteilt, der Platz für Gottesdienste reduziert.

Ahner sieht darin keinen Makel, sondern eine Chance. Bis zur Zerstörung bot die Kirche 3 000 Gästen Platz. Doch wer brauche heut noch so viele Sitzplätze? Der Innenraum wird deshalb anderweitig genutzt, nicht nur durch Tagungsräume oder das Restaurant. Im Erdgeschoss wird nach dem Umbau ein Café eröffnen. Es soll ein Ort der Begegnung werden, wie der Direktor vom Haus der Kirche sagt: „Wo gibt es noch einen Ort, an dem man Gottesdienste feiert und anschließend zu Tagungen, Feiern oder zum Essen zusammenkommt?“ Außerdem ist im Erdgeschoss noch ein Ausstellungsraum geplant.

Während das Haus der Kirche derzeit ein neues Gesicht bekommt, sind Bauarbeiter auch im Kirchturm tätig. Seit den Sommerferien können Besucher nicht mehr von oben den Blick Richtung Altstadt genießen. Wegen undichter Stellen im Mauerwerk lief Wasser ins Treppenhaus. Die Schäden werden nun beseitigt. Parallel dazu wird die Elektrik erneuert und eine Brandmeldeanlage installiert. „Ich rechne damit, dass wir ab dem 4. Oktober wieder öffnen“, sagt Pfarrerin Frauke Fähndrich.