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Bald werden auch Biker geblitzt

Der Fahrspaß durchs Müglitztal wird getrübt. Aber nur für die Raser. Der Freistaat greift zu einem besonderen Mittel.

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© Archivfoto: Marko Förster

Von Heike Sabel

Müglitztal. Die Müglitztaler mögen den Herbst und den Winter. Da nämlich sind weniger Motorradfahrer in ihrem malerischen Tal unterwegs, der Konflikt um den Motorenlärm hat Pause.

Es gab Geschwindigkeitsbegrenzungen, Kontrollen und Displays, die den Kraftfahrern auf der Müglitztalstraße zeigen, ob sie zu schnell sind. Schließlich startete der Freistaat Sachsen einen Verkehrsversuch. Nun liegen neben den Ergebnissen auch die Konsequenzen vor – und für die Anwohner geht ein Wunsch in Erfüllung.

Welche Ergebnisse brachte der Versuch?

Es gibt drei Grundaussagen. Erstens: Die 50 km/h in der Woche werden relativ gut eingehalten, die 30 km/h am Wochenende nicht. Motorradfahrer sind in Mühlbach dann gern mal mit Tempo 70 unterwegs. Zweitens: Motorräder machen in der Woche fünf Prozent der Verkehrsteilnehmer aus, am Wochenende aber immerhin ein Viertel. Und drittens: Nicht der Krach einzelner Motorräder ist das größte Problem im Müglitztal, sondern die Menge der Biker, die sich natürlich auf die Gesamt-Lautstärke auswirkt. Das Lärmproblem war immerhin vor Jahren der Auslöser zur Gründung einer Bürgerinitiative.

Zur Auswertung des Verkehrsversuches waren Ende September im Wirtschaftsministerium unter anderem auch Vertreter der Bürgerinitiative und des Gemeinderates anwesend.

Was sind die Konsequenzen aus dem Verkehrsversuch?

In Mühlbach und in Lauenstein sollen zwei stationäre Blitzer aufgestellt werden, die auch von hinten blitzen. Das war schon am Anfang der Debatten gefordert worden, wurde jedoch lange Zeit als nicht machbar abgelehnt. So kann ein Motorrad anhand des Kennzeichens eindeutig identifiziert und der Halter im Fall eines Geschwindigkeitsverstoßes gezwungen werden, ein Fahrtenbuch zu führen.

In Mühlbach und Schlottwitz sollen zudem Querungshilfen gebaut werden. Die bisher eingesetzten Dialogdisplays und Plakate bleiben bestehen und werden bei Bedarf erneuert. Eine Straßensperrung wird es nicht geben. Immerhin kündigt die Polizei für die nächste Saison verstärkte Kontrollen an. Damit und durch die „Blitzer von hinten“ entstehe gegenüber den Motorradfahrern ein deutlicher „Verfolgungsdruck“, der zur Verbesserung der Situation beitragen werde, sagt das Wirtschaftsministerium. Ob sich das so bestätigt, muss die Praxis des nächsten Jahres zeigen.

Offen bleibt, was mit der Geschwindigkeitsbegrenzung wird. Sie gilt nur am Wochenende, was vor allem Eltern, deren Kinder auf dem Weg in die Mühlbacher Schule über die Straße müssen, für unsinnig halten. Sie fordern generell Tempo 30.

Wer treibt die Veränderungen voran?

Der Freistaat kauft die Blitzgeräte, die dann der Landkreis betreibt. Dazu gibt es eine Vereinbarung zwischen beiden. Das ist einfach. Unklarheiten gab es bei den Zuständigkeiten für die Querung. Für die ist laut Wirtschaftsministerium ebenfalls der Freistaat verantwortlich. Die dafür notwendigen Gehwege zur Anbindung sind weiterhin Angelegenheit der Gemeinde. Der Freistaat fördert jedoch den Bau solcher Fußwege. Gemeinde und Landesamt für Straßenbau und Verkehr werden sich dazu verständigen, heißt es.

Ulrike Fischer, die als Gemeinderätin an der Vorstellung der Ergebnisse im Wirtschaftsministerium teilnahm, hofft auf eine schnelle Realisierung – vor allem der Querung und der Blitzer. Die Bürgerinitiative hält sich mit einer Bewertung der Ergebnisse und Maßnahmen noch zurück.