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Bald rollt in Ruppendorf der Bagger an

Der Abriss des Zentralhofs in Ruppendorf wird erneut teurer. Die zusätzlichen Kosten trägt bisher vor allem die Gemeinde Klingenberg.

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© Archiv/Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Ruppendorf. Der Abriss des Zentralhofs ist nun beschlossene Sache. Der Klingenberger Gemeinderat hat die Bauleistungen einstimmig vergeben, trotz gestiegener Kosten. Doch nicht nur das Vorhaben insgesamt wird teurer. Der Betrag, den die Gemeinde schultern muss, verdoppelt sich nahezu. Etwa 94 000 Euro muss Klingenberg schätzungsweise berappen, dabei war ganz ursprünglich mal ein Eigenanteil von 10 000 Euro vorgesehen. Die SZ erklärt die wichtigsten Gründe für die zusätzlichen Kosten.

Warum wird es für die Gemeinde erneut teurer?
Die Fördermittel des Freistaates sind nicht in der Größenordnung ausgefallen, wie es die Gemeinde erhofft hatte, sagte Bürgermeister Torsten Schreckenbach (BfK) auf der Ratssitzung. Statt 450 000 wurden nur rund 435 000 Euro aus dem Landesprogramm für Brachflächenvitalisierung bewilligt. Die Sächsische Aufbaubank erkennt im Zuwendungsbescheid zwar die Kosten für den Abriss des Gebäudes an. Da im Zentralhof Vögel brüten, rechnet die Gemeinde aber mit Ersatzmaßnahmen, die sie treffen und bezahlen muss. Dies wurde bisher nicht berücksichtigt. Außerdem wird für das Grundstück ein Marktwert von einem Euro angenommen. Tatsächlich hat die Gemeinde aber 3 000 Euro bezahlt. Zusätzlich macht die Baupreisentwicklung das Vorhaben teurer. Die neun Angebote, die bei der Ausschreibung eingegangen sind, liegen alle über den geplanten Kosten.

Woher nimmt Klingenberg das Geld für die Mehrkosten?
Die Finanzierung ist über die flüssigen Mittel der Gemeinde gedeckt. Bisher sieht es so aus, als müsste Klingenberg die Kosten alleine tragen, womit sich der Eigenanteil von 50 000 auf rund 94 000 Euro erhöhen würde. „Wir versuchen, eine Nachbewilligung an Fördermitteln zu bekommen“, sagte Bürgermeister Torsten Schreckenbach. Im Erfolgsfall könnte sich der Anteil der Gemeinde wieder auf rund 56 000 Euro verringern.

Die Geschichte des Zentralhofs

Im 12. Jahrhundert wurde vermutlich die Wasserburg gebaut. Ihre Überreste stehen heute noch in direkter Nachbarschaft des Zentralhofs. Später entstand das Vorwerk mit drei großen Gütern.

In den 1990er-Jahren war am Standort des Zentralhofs ein Behindertenwohnheim im Gespräch. Das zerschlug sich wieder. Die Gemeinde überlegte außerdem, hier einen Kindergarten einzurichten. Aber nachdem die Mittelschule geschlossen wurde, zog die Kindereinrichtung in deren Gebäude.

Seit der Wende steht das Gebäude fast durchgehend leer. Der Zentralhof war früher einmal der Sitz der LPG und blieb lange Zeit Eigentum der Agrargesellschaft Ruppendorf. Sie hatte ihn aber kaum noch genutzt, nachdem sie in neue Räume an der Straße nach Paulshain umgezogen war. Jahrelang suchte die Agrargesellschaft daraufhin nach einem Investor für den Hof.

2006 hat ein Landwirt aus Freital den Hof übernommen und bis zu seinem Tod eine kleine Tierhaltung betrieben. Der Mann ist 2010 gestorben und über seinen Nachlass wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Seit Oktober 2014 gehört der Gemeinde das Anwesen. Für 3000 Euro hat sie die ruinöse Hofanlage vom Insolvenzverwalter des vorherigen Eigentümers erworben. (SZ/aeh)

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Warum kostet es nun 94 000 Euro statt der ursprünglichen 10 000 Euro?
Für 2017 hatte die Gemeinde den Abriss des Zentralhofs mit 400 000 Euro eingeplant. Klingenberg rechnete damals mit 390 000 Euro an Fördermitteln aus zwei verschiedenen Töpfen. Damit hätte die Gemeinde nur rund 10 000 Euro aus eigener Tasche zahlen müssen. Als die Planungen aber konkreter wurden, erhöhte sich auch die Gesamtsumme, die für den Abriss notwendig wurde. Rund 500 000 Euro wurden veranschlagt. Grund für die Mehrkosten war vor allem der Abbruch im unterirdischen Bereich. Hinzu kam, dass der Gemeinderat aus strategischen Gründen entschieden hatte, zugunsten der Sanierung der Schulturnhalle in Pretzschendorf auf einen der beiden Fördertöpfe zu verzichten. Damit erhöhte sich der Eigenanteil auf 50 000 Euro.

Warum will die Gemeinde den Hof unbedingt abreißen?
Früher eines der wichtigsten und größten landwirtschaftlichen Güter in Ruppendorf, ist der Zentralhof heute in marodem Zustand. Und der baufällige Hof, der an manchen Stellen einsturzgefährdet ist, kostet die Gemeinde Zeit und Geld. Alle Zugänge mussten verriegelt werden, die Anlage wurde eingezäunt. Um sicherzustellen, dass keiner auf das Grundstück gelangen kann, wird regelmäßig kontrolliert. Für den Abbruch spricht außerdem, dass die Fläche sehr zentral liegt und dann von der Gemeinde zur weiteren Entwicklung des Ortskerns genutzt werden kann. Deshalb sollen die beiden verbliebenen Gebäudeteile einschließlich der Nebenanlagen weichen. Mit dem Abbruch inklusive Recycling und Wiederherstellung der Fläche beauftragte der Gemeinderat einstimmig die Bietergemeinschaft der Hoch- und Tiefbau Dresden GmbH und der Firma Frauenrath, die mit 512 000 Euro das wirtschaftlichste Angebot eingereicht hatte. Neun Angebote waren insgesamt eingegangen.