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Petershainer Bahnübergang gesperrt

Autofahrer müssen umkehren, Anwohner eine Woche Lärm und Staub ertragen – und den Imbiss im Ort freut‘s.

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© André Schulze

Petershain. Wer als Kraftfahrer die Umleitungsschilder ignoriert, ist am Montag vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Mehrere Bagger waren damit beschäftigt, den Asphalt aufzubrechen und auf Anhänger zu verladen. Ein Durchkommen mit dem Auto war nicht mehr möglich. Und das wird die kommenden Tage auch so bleiben. Laut Information der Deutschen Bahn ist die ganze Woche dafür eingeplant, den alten Bahnübergang in Peterhain zu beseitigen und Platz zu schaffen für das neue Gleisbett, das im September folgen soll.

Die Herausforderung dabei ist, so Bürgermeister Günter Holtschke, dass in dem Bahnübergang viele Leitungen und Rohre liegen, die das südliche mit dem nördlichen Petershain verbinden. Diese Medien müssen tiefer gelegt werden. Da sind bauliche Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Für die Anwohner heißt das, dass sie wieder mehr von Staub und Lärm betroffen sind. Denn das, was die Bagger aus dem Erdreich holen, wird mit Fahrzeugen abtransportiert. Für die Anlieger ist das eine Beeinträchtigung, mit der sie gegenwärtig leben müssen, so der Grundtenor. Probleme bereitet dabei der nicht passierbare Bahnübergang. Zwar hat Petershain noch einen zweiten, aber dieser ist nur von Horscha aus zu erreichen. Durch den Ort führt die Umleitung, die ab See ausgeschildert ist. Das Problem dabei sei, so der Bürgermeister, dass diese Straße sehr schmal ist und über die ein Teil des Baustellenverkehrs rollt. Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme sind daher notwendig.

Probleme mit der Umleitung hat Anwohner Uwe Hommel eigentlich nicht. Er wohnt vor dem Bahnübergang, sein Grundstück grenzt an die Bahnanlage. Dennoch sorgt der gesperrte Übergang für eine Teilung des Dorfes. „Unsere Mutter lebt im Dorf und da ist es jetzt schwierig, schnell bei ihr zu sein“, erzählt der 47-Jährige. Denn mit dem Auto muss der Petershainer durch See und Horscha wieder in sein Dorf fahren, um bei der 84-Jährigen zu sein. Der schnellere Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad bleibt ihm verwehrt, denn der Bahnübergang ist für alle gesperrt.

Das verlangte vorab auch nach einer Lösung für den Schülerverkehr. Die Petershainer Schulkinder können nur in Horscha zusteigen, weil der Bus die Umleitungsstrecke nicht fahren kann. Oder die Kinder werden von ihren Eltern gleich bis in die Schule gefahren. Deshalb, so Günter Holtschke, „hoffen wir, dass die Sperrung bald aufgehoben werden kann, damit der Schulbus wieder nach Petershain fahren kann“.

Auf der anderen Straßenseite am Bahndamm wohnt Konrad Mitschke. Sein Kommentar: „Ich bin mit der Bahn groß geworden, lebe seit 70 Jahren hier.“ Auch wenn die Bauarbeiten schon eine Woche früher hätten beginnen sollen, erträgt er die Beeinträchtigungen mit Fassung. Wichtig ist ihm aber, dass eine Lärmschutzwand gesetzt wird. Auch wenn sie den Blick ins Dorf versperrt, soll sie doch die Geräusche der Züge erträglich machen. Übrigens, so erinnert sich der Rentner, hatte er zu Reichsbahnzeiten schon einmal eine Schutzwand vor dem Haus seiner Eltern. Diese war aber nur aus Brettern montiert.

Eine weitere Anwohnerin hat dagegen mit Staub und Lärm zu kämpfen, zumal die Baufahrzeuge direkt an ihrem Haus vorbei rollen. Auf diese von mehreren Betroffenen geäußerte Kritik hat die Bahn reagiert und schickt zweimal am Tag ein Traktorgespann über die Straßen, um den Staub mit Wasser zu binden. Das ist ein zusätzlicher Job für Teichwirt Armin Kittner, der auch die Gleisstrecke feucht hält, wenn darauf die Lkws unterwegs sind. Denn es gibt auch Nutznießer bei diesem Bahnausbau. Ines Kittner freut sich, dass die Bahnleute bei ihr frühstücken kommen. Zur Mittagszeit sieht man die Arbeiter in Horscha bei „Adelheids Shop und Imbiss“ sitzen.