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Bahnhofsuhr wird restauriert

Die Zeiger der Uhr am Ostbahnhof stehen still. Ab September soll sie wieder die richtige Zeit anzeigen.

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© André Braun

Döbeln. Es bedarf einiger Kraft und mehrere Männer, um die Uhr am Döbelner Ostbahnhof von ihrem angestammten Platz zu lösen. Aber irgendwann geben die schwarzen Muttern nach. Die Zahlen des Zifferblattes sind von der Sonne ausgeblichen, eine der Scheiben ist gesprungen und das Gehäuse verrostet. Vor Jahren schon ist die Uhr stehengeblieben. Aber eigentlich sind es zwei. „In dem Gehäuse stecken zwei Uhrwerke“, erklärt Andreas Riethig vom Döbelner Eisenbahnverein. Die haben auch zu verschiedenen Zeiten aufgehört zu arbeiten, um 12.37 Uhr und um 13.23  Uhr. „Zwei Mal am Tag zeigen sie noch die richtige Zeit an“, meint Riethig scherzhaft.

Dass die Uhr wieder permanent richtig geht, dafür will Albrecht Riedel sorgen. Er ist Elektriker und war bei einer Roßweiner Firma Ausbilder. Er hat schon mehrere Uhren instand gesetzt. Eine Bahnhofsuhr war aber bisher noch nicht dabei. Die Voraussetzungen, dass die Uhr wieder in Gang kommt, sind in Form eines Impulsgebers schon da. Die sogenannte Mutteruhr und zwei kleinere Uhren hat Yvonne Frey, Inhaberin des Imbisses am Ostbahnhof, von einem Chemnitzer Flohmarkthändler erstanden. „Die Mutteruhr arbeitet schon. Sie funktioniert“, erklärt Riedel. Er und andere Döbelner waren auf Yvonne Frey zugekommen und hatten ihr angeboten, sich um die Uhr zu kümmern. „Zur selben Zeit hatte ich mir auch darüber Gedanken gemacht. Ein schöner Zufall“, sagt sie.

Die Uhr hat ihren heutigen Platz vermutlich vor mehr als 100 Jahren erhalten. Damals war der Bereich neben dem Bahnhof ausgeschachtet, das Gleis sechs Meter tiefer gelegt, ein Tunnel, das Stellwerk und eine Güterhaltestelle gebaut worden. Zuvor hing an der Stelle der Uhr eine Lampe, und eine sogenannte Nasenuhr ein paar Meter weiter.

Nachweislich festgehalten ist die heutige Uhr erstmals auf einem Foto, das am 20.  März 1929 am Ostbahnhof entstand. Wegen eines herabgefallenen Wäschepakets war damals ein Zug entgleist. Bei dem Unfall wurde ein Mensch getötet, die Waggons schoben sich aufeinander und es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 250 000 Reichsmark. (DA/rt)