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Bahnhof sucht Mieter

Seit dem Eigentümerwechsel des Gebäudes hat sich äußerlich nicht viel verbessert. Der Besitzer hat neue Pläne.

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© Arvid Müller

Von Ulrike Keller

Coswig. Ein Jahr ist vergangen. Ein reichliches sogar, seitdem die Kommanditgesellschaft Aedificia EGRS aus Frankfurt am Main im Juni 2015 das Coswiger Bahnhofsgebäude kaufte. Doch in dieser Zeit scheint nicht viel geschehen. Eine Holzplatte ersetzt notdürftig eine kaputte Scheibe in der Eingangstür zum Laden. Dieses Provisorium gab es voriges Jahr noch nicht. Und der Betreiber der DB-Agentur hat gewechselt. Aber darüber hinaus? „Ich hätte das Bahnhofsgebäude lieber heute als morgen saniert und eröffnet“, gesteht Stefan Steinert als Geschäftsführer der Aedificia EGRS. Aber die Sanierung sei erst bei einem Vermietungsstand von 70 bis 80 Prozent möglich. Nur bei Vorlage belastbarer Mietverträge gebe es Geld von der Bank.

Woran es fehlt, sind Mieter. Zusätzliche zu den zwei vorhandenen. „Es ist hervorragend, dass der personenbezogene Fahrkartenverkauf da ist“, sagt Stefan Steinert. „Und wir sind uns einig, dass er da bleibt.“ Das Gleiche gilt für den Imbiss. Beide Mieter waren mit ausschlaggebende Faktoren für die Kaufentscheidung. Doch rund 90 Prozent der Gebäudefläche stehen bislang leer. „Die Suche nach geeigneten Nutzern gestaltet sich schwieriger als gedacht, weil keine da sind“, erklärt der Geschäftsführer. Er betreibe seit einem Jahr Akquise und werde diese weiter forcieren.

Konkret hält er für die Erdgeschoss-Ebene Ausschau nach Unternehmern, die für Bahnreisende Produkte der täglichen Versorgung verkaufen. Er denkt etwa an eine Reinigungsannahmestelle, einen Schlüsseldienst, ein Blumengeschäft, schlichtweg Dienstleistungen, die Leuten auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause bei den notwendigen Erledigungen helfen.

Für sie möchte Stefan Steinert die frühere Empfangshalle öffnen. Begeistert wäre er zum Beispiel auch von einem Biomarkt in diesen Räumlichkeiten. „Ich wäre ein absoluter Freund von einer solchen Nutzung“, sagt er und weist auf die vorhandenen Lagermöglichkeiten im Nebengebäude hin.

Darüber hinaus rennt bei ihm offene Türen ein, wer eine öffentliche Toilettenanlage betreiben möchte. Denn WCs für Bahnpassagiere und Busfahrer stehen im Coswiger Bahnhofsgebäude nach wie vor nicht zur Verfügung. Gerade bei Schienenersatzverkehr ein drängendes Problem.

Für das erste Obergeschoss gehen seine Ideen von Büros über Seminarräume bis zu möblierten Apartments, wobei letztere beispielsweise bei Studenten oder Handwerkern auf Nachfrage stoßen könnten. Interessierte Betreiber können sich gern bei ihm melden, betont Stefan Steinert.

Dankbar ist er für die Unterstützung der Stadt in den vergangenen Monaten. Man sei in Kontakt. Das bestätigt Coswigs Oberbürgermeister. Es habe Gespräche zwischen dem Bauamtsleiter und dem Geschäftsführer aus Frankfurt gegeben, berichtet Frank Neupold (parteilos). Auch der Wirtschaftsförderer sei eingebunden.

Der OB zeigt sich zufrieden mit der bisherigen Verfahrensweise. „Die Zusammenarbeit läuft gut“, lobt er. „Den Wünschen der Stadt wurde entsprochen.“ Was er meint, ist die Entscheidung Stefan Steinerts, Räumlichkeiten im Bahnhofsgebäude nicht für eine Spielhalle freizugeben.

Das wolle die Stadt auf gar keinen Fall, unterstreicht Frank Neupold.

Gelassen sieht er hingegen die bisherige Erfolglosigkeit bei der Mietersuche. „Ein Jahr ist nichts bei Immobilien.“ Beim Standort Café Saupe habe es zehn Jahre gedauert, bis man einen Investor fand. „Wir haben ein gutes Gefühl“, erklärt er, „und sehr große Hoffnung, dass das Haus in Gänze belegt wird.“

Positiv äußert sich auch der Betreiber der DB-Agentur im Bahnhofsgebäude. Er übernahm den Fahrkartenschalter samt bisherigem Angebot zum 1. Januar dieses Jahres. Und wurde damit Mieter der Aedificia EGRS. Mit Geschäftsführer Stefan Steinert habe es ein Treffen gegeben, erzählt er. Ein weiteres zum Ideenaustausch sei geplant. Mit Namen möchte er nicht genannt werden. Doch wenn er seiner Fantasie freien Lauf lässt, hält er als mögliche Geschäftsidee vor Ort einen Fahrradverleih für überlegenswert. Zudem würden Bahnreisende ab und an nach einer Kofferaufbewahrung fragen, verrät er. „Der Bahnhof als kleines Mobilitätszentrum“, diese Entwicklungsrichtung könnte Zukunft haben, vermutet der Fahrkartenexperte.

Was den Sanierungsbedarf des Gebäudes angeht, sieht Stefan Steinert noch keine Gefahr im Verzug. „Das Dach ist dicht“, sagt er. Aber natürlich müsse etwas gemacht werden. So bald wie möglich.

Interessierte Betreiber können sich per E-Mail unter [email protected] melden.