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Bahnhof immer noch Schandfleck

Der Bau in Großröhrsdorf kommt nur stockend voran. Dafür gibt es einen Zeitplan für den neuen Bahnsteig.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Der Großröhrsdorfer Bahnhof ist derzeit kein Aushängeschild. Ein neues Dach ist zwar drauf und die Fassade teilweise neu gestrichen. Aber der Mittelbau zwischen den beiden Flügeln ist eine Katastrophe. Das Dach ist eingebrochen, und zwei Essen ragen wie hilfesuchende Finger aus dieser Ruine. Dort, wo früher die Mitropagäste speisten. Darüber sind auch die Stadtväter nicht glücklich. Denn Reisenden, die nach Großröhrsdorf kommen vermittelt der Bahnhof nicht den besten Eindruck von der Stadt. Im Stadtrat war jetzt auch von der Bauaufsicht die Rede, die inzwischen den Bahnhof ins Visier genommen hat. Es gehe um den eingestürzten Teil, der so zu sichern sei, dass keine Gefahr davon ausgehe, insbesondere auch einen offenbar wackeligen Schornstein.

Oben könnte eine Dachterrasse entstehen. Die hintere Wand zum Noch-Bahnsteig würde dann erhalten bleiben.
Oben könnte eine Dachterrasse entstehen. Die hintere Wand zum Noch-Bahnsteig würde dann erhalten bleiben.

Planen schützen das Mauerwerk

Eigentümer Detlev Suminski aus Berlin sieht das eher entspannt. Der marode Schornstein zur Bahnsteigseite sei inzwischen abgetragen worden. Der Eigentümer hat jetzt damit begonnen, gewaltige grüne Planen über den Gebäudeteil des Anstoßes zu spannen. Ein Teil ist schon bedeckt. Der Rest soll auch noch verhüllt werden. So wolle er das restliche Mauerwerk erhalten. Aber wofür? Es gibt immerhin schon Entwürfe eines Radeberger Planungsbüros Büros und mehrere Varianten. So auch einen Vorschlag, um den Mittelteil wiederzubeleben, als Alternative zum Abriss. Leider stagniere die Planungsarbeit für die Bauanträge derzeit, so Suminski. Er wollte schon viel weiter sein und werde jetzt nachstoßen. Denn ohne fundierte Unterlagen gebe es letztlich auch keinen Kredit. Den eingestürzten oberen Bereich des Zwischenbaus will der Eigentümer gern zur Dachterrasse umfunktionieren. Die soll dann von Mietern genutzt werden können. Auf den großzügigen Erdgeschoss-Flächen sei Raum für Gewerbe angedacht oder Arztpraxen. Er könne sich aber auch alters- und behindertengerechtes Wohnen vorstellen. Im Westflügel läuft es ebenfalls eher auf Wohnungen hinaus. Es habe auch mal das Interesse einer Physiotherapie gegeben. Daraus sei aber nichts geworden.

Wohnungsbedarf ist vorhanden

Im bewohnten Ostflügel wolle er als Nächstes die Erdgeschosswohnung sanieren. Und er habe vor, im Mittelbau zumindest schon zu entkernen. Gerade Wohnungsbedarf sehe er noch einigen in Großröhrsdorf. Die verkehrsgünstige Lage und die Nähe zu Dresden seien ebenfalls von Vorteil für das Objekt. Der Eigentümer zeigt sich entschlossen: „Die Fortführung der Maßnahme ist für 2016 geplant“, so Detlev Suminski. Er hatte den Bahnhof im Frühjahr 2011 ersteigert. Kurz zuvor im Winter war das Dach über der früheren Mitropa-Gaststätte eingebrochen.

Die Reisenden auf der Nordseite des Bahnhofsgebäudes interessieren noch ganz andere Sachen: Wie es mit dem Bahnsteig weitergeht. Seit bald zwei Jahren müssen die Fahrgäste mit einem provisorischen Holzpodest leben, um nicht im Spalt zwischen Bahnsteigkante und Zugtür beim Ein- und Aussteigen zu verschwinden. Für den Neubau des Bahnsteiges zeichnet sich jetzt ein Zeitplan ab, und das der kommt, ist zumindest sicher. Denn, dass dieses Provisorium nicht ideal ist, ist offenbar auch der Deutschen Bahn AG bewusst. Der Neubau wird ein Stück versetzt Richtung Kleinröhrsdorf entstehen vor dem Parkplatz für die Reisenden und Pendler. Die Bahn rechnet nach Informationen von Bürgermeisterin Kerstin Ternes im ersten Quartal 2017 mit dem Bau. Vielleicht auch eher. Das hänge davon ab, ob und wann die Bahn alle Genehmigungen beisammen hat.

Der neue Bahnsteig soll auch barrierefrei sein. Die Baukosten werden auf 500 000 Euro geschätzt. „Außerdem wird der Zugang vom Parkplatz für die Reisenden kürzer und bequemer“, so VVO-Sprecher Christian Schlemper. Die Fahrgäste müssen dann also nicht mehr direkt am Bahnhof aussteigen. Aber vielleicht tut sich ja auch dort noch etwas.