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Bahnhof Uhsmannsdorf gerettet

Holger Exner hat das Gebäude in Uhsmannsdorf gekauft und baut es um. Die Kultur kommt deshalb aber nicht zu kurz.

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© André Schulze

Von Katja Schlenker

Uhsmannsdorf. Es hat einfach in den Kram gepasst. Aus diesem Grund hat Holger Exner den Uhsmannsdorfer Bahnhof gekauft. Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er die Dorfschänke im Ort. Das Gasthaus befindet sich bereits seit mehreren Generationen im Familienbesitz. 1881 ist der erste Exner dokumentiert, der in der Dorfschänke gearbeitet hat. Das Gasthaus gibt es bereits seit dem 18. Jahrhundert. Der Kauf des Bahnhofs hat jedoch nichts mit dem Gewerbe zu tun. Ein schönes Gemäuer ist das Gebäude an den Schienen in Richtung Horka und historisch bedeutsam für das Dorf und die Region, erklärt Holger Exner. Denn der Ziegelbau ist wegen der damals neu gebauten Zuglinie errichtet worden. Der 39-Jährige möchte das Gebäude zu einem Wohnhaus umbauen.

Wie steht's um andere Bahnhöfe?

Weißwasser: 2013 hat die Stadt den Bahnhof gekauft. Mittlerweile gibt es einen Entwurf, wie das Areal aussehen soll. Wann das Millionenprojekt umgesetzt wird, ist aber noch offen.
Weißwasser: 2013 hat die Stadt den Bahnhof gekauft. Mittlerweile gibt es einen Entwurf, wie das Areal aussehen soll. Wann das Millionenprojekt umgesetzt wird, ist aber noch offen.
Rothenburg: Viele Jahre hat der Bahnhof in Rothenburg leer gestanden. Mittlerweile ist gut zu sehen, dass hier saniert wird – vom Kleinbahnverein in der Stadt.
Rothenburg: Viele Jahre hat der Bahnhof in Rothenburg leer gestanden. Mittlerweile ist gut zu sehen, dass hier saniert wird – vom Kleinbahnverein in der Stadt.
Niesky: Ein Ehepaar aus dem hessischen Wetzlar hat den Bahnhof vor ein paar Jahren gekauft. Ein Bistro sollte darin entstehen. Bisher ist davon noch nichts zu sehen.
Niesky: Ein Ehepaar aus dem hessischen Wetzlar hat den Bahnhof vor ein paar Jahren gekauft. Ein Bistro sollte darin entstehen. Bisher ist davon noch nichts zu sehen.

Die Deutsche Bahn nutzt die wenigsten Bahnhöfe der Region noch selbst. Die meisten der Häuser stehen leer. Wie viele der Empfangsgebäude im Raum Niesky-Weißwasser noch der Bahn gehören und wie viele mittlerweile an Privateigentümer verkauft sind, kann das Unternehmen nicht beantworten. „Da sich der „Raum“ Niesky/Weißwasser verkehrsgeografisch nicht verorten lässt, können wir hier keine Angaben liefern“, erklärt Sprecherin Erika Poschke-Frost. Auch Daten zur Geschichte des Empfangsgebäudes in Uhsmannsdorf liegen dem Konzern keine vor.

Mit dem Umbau des Bahnhofes geht Holger Exner auch gewisse Verpflichtungen ein. Zum Beispiel wenn es darum geht, wie das Gebäude genutzt werden kann. „Diese Fragen werden mit dem jeweiligen Interessenten erörtert“, erklärt Erika Poschke-Frost. So gibt es in Deutschland viele Varianten, wie ausgediente Bahnhöfe nach dem Verkauf genutzt werden. Standesamt, Restaurant, Touristinformation, Fahrradwerkstatt, Uhrenmanufaktur und Tanzschule nennt die Bahn-Sprecherin als Beispiele. Auch ein Buddhazentrum ist darunter. Ebenso wie einige Wohnhäuser. Dort wird sich dann auch das Gebäude in Uhsmannsdorf einreihen.

Die Woche über baut er nun den Bahnhof um und erledigt andere Aufgaben. Am Wochenende arbeitet Holger Exner als Koch in der Familiengaststätte. Dort finden auch regelmäßig Krimidinner statt – das nächste am 4. März ist bereits ausverkauft. Die Idee für „Krimi total“ ist vor ein paar Jahren entstanden. „Da hatten wir ein bisschen eine schlechte Zeit und haben uns gedacht, wir müssen was tun, um die Leute herzuholen“, sagt Holger Exner. „So sind wir aufs Krimi-Dinner gekommen.“

Vorbild werden Aufführungen in Görlitz. Die Schauspieler kommen aus Dresden und führen das jeweilige Stück in Uhsmannsdorf auf. Um sich von den kriminellen Strapazen zu erholen, werden mitten im Stück mehrere Pausen gemacht. Dann gibt es etwas zu essen für die Besucher – ein aufwendiges Vier-Gänge-Menü. „Außerdem können die Gäste miträtseln, wer der Mörder ist“, erzählt Holger Exner. „Die Gewinner bekommen eine Extra-Runde Getränke.“ Er selbst hat von den Aufführungen bisher nicht viel mitbekommen. Zu viel ist in der Küche zu tun.

Außerdem sollen in der Uhsmannsdorfer Gaststätte bald Filme gezeigt werden. Eine große Leinwand gibt es für den kleinen Saal. Die Lizenz zum Filmevorführen ist ebenfalls vorhanden. Und Ideen braucht es heutzutage, um die Leute hinter dem Ofen hervorzulocken. Es ist nicht mehr so wie früher, als die Menschen abends öfter mal essen gegangen sind und bis Mitternacht beieinander gesessen haben. Das habe sich sehr gewandelt, seit seine Eltern die Dorfschänke vor zwanzig Jahren im April 1991 wieder als Gasthaus eröffnet haben, erzählt Holger Exner. Zuvor haben die Eltern die Gaststätte wieder aufgebaut. Die ist nach der politischen Wende nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen. Sein Vater ist vor Kurzem sechzig geworden, sagt er: „Ein Generationenwechsel steht bevor.“