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Bahnhof Döbeln hinkt hinterher

Das Verkehrsministerium sieht für die niedrigen Fahrgastzahlen zwei Ursachen. Nun sind die Zweckverbände gefragt.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Döbeln. Der Schienenpersonenverkehr in Sachsen ist im Aufwind. Das zumindest zeigt die Analyse der Auslastung der Bahnstrecken, die vom Sächsischen Verkehrsministerium durchgeführt worden ist. Doch der Blick auf die Karte zeigt: Im Bereich Döbeln ist das nicht so. Während um Leipzig, Dresden und Chemnitz mehrheitlich steigende Nachfrage zwischen 2012 und 2016 zu verzeichnen ist, gehen vom Bahnhof Döbeln nur rote Linien ab. Sowohl auf der Strecke Chemnitz - Döbeln - Elsterwerda als auch auf der Strecke Leipzig - Döbeln sind die Fahrgastzahlen innerhalb von vier Jahren deutlich gesunken.

„Die Entwicklung des Schienenpersonennahverkehrs im Raum Döbeln ist in den vergangenen Jahren ein Stück hinter der insgesamt sehr guten Entwicklung im Freistaat zurückgeblieben“, bestätigt auch Kathleen Brühl, Referentin im Verkehrsministerium. Im Wesentlichen sieht sie dafür zwei Ursachen: Bauarbeiten sowie Probleme mit den Fahrzeugen.

Zu viel gebaut Richtung Leipzig

Um bis zu 14 Prozent sind die Fahrgastzahlen zwischen Döbeln und Leipzig im ersten Halbjahr 2014 gesunken. In diesem Zeitraum wurden umfangreiche Bauarbeiten zwischen Leisnig und Großbothen durchgeführt. Die Reisenden mussten auf Schienenersatzverkehr umsteigen. Schon von 2012 auf 2013 waren die Zahlen um acht Prozent zurückgegangen. Erst ab Mitte 2014 hätten sie sich Kathleen Brühl zufolge wieder stabilisiert. Trotzdem bleibt für 2012 bis 2016 ein Rückgang um 22 Prozent.

Werktags sind zurzeit im Schnitt 13 Fahrgäste pro Zug zwischen Döbeln und Leipzig unterwegs. Deutlich stärker genutzt wird die Strecke im Abschnitt Grimma - Leipzig. Der Wert steigt dort auf 30 bis 50 Fahrgäste pro Zug an, der ab da im 30-Minuten-Takt fährt. „Zwischen Grimma und Leipzig ist die RB 110 damit eine der am besten nachgefragten Regionalbahnlinien im Freistaat Sachsen“, bewertet Brühl.

Doch was bedeuten die Zahlen für die Zukunft? Nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums gibt es noch Potenzial auf der Strecke Leipzig - Döbeln. Positiv zu bewerten sei Brühl zufolge, dass die Infrastrukturgesellschaften der Deutschen Bahn in den vergangenen Jahren Geld in die Gleisanlagen gesteckt haben. Das Ministerium sieht nun die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV), die kommunalen Zweckverbände, in der Pflicht. „Sie sind gefragt, mit einer klugen Angebotskonzeption weitere Fahrgastpotenziale für diese Strecke zu erschließen“, sagt Kathleen Brühl. Dafür hätten die Zweckverbände vom Ministerium auch 2,1 Prozent höhere Zuweisungen im Vergleich zu 2017 erhalten.

Fahrzeugprobleme Richtung Riesa

Auf der Strecke Chemnitz - Döbeln - Riesa werden vor allem die Fahrzeugprobleme bei der Inbetriebnahme des E-Netzes in Mittelsachsen als Grund für den Rückgang der Fahrgastzahlen gesehen. Ende 2016 musste der Betreiber der Strecke, die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB), fast 20 Elektrozüge Coradia Continental vom Hersteller Alstom aus dem Verkehr nehmen. Ursache waren technische Probleme. In der ersten Zeit gab es zudem Schwierigkeiten, Schienenersatzverkehr zu organisieren. Negativ ausgewirkt habe sich sicherlich auch die baubedingte Vollsperrung zwischen Elsterwerda und Berlin zwischen August 2016 und Dezember 2017, teilt Kathleen Brühl mit.

Zwischen Döbeln und Riesa sind werktags rund zehn Fahrgäste pro Zug unterwegs. „Nördlich von Riesa sind es 14 Fahrgäste pro Zug, allerdings verkehren auf diesem Abschnitt fünf Zugpaare weniger als zwischen Döbeln und Riesa“, so die Referentin. In und aus Richtung Chemnitz sind es ebenfalls 14 Fahrgäste, ab Mittweida steigt der Wert sogar auf 20. „Es besteht die Hoffnung, dass die Nachfrage im Jahr 2017 wieder gestiegen ist“, sagt Brühl.

Bus-Netz soll Nachfrage steigern

Damit Döbeln in Sachen SPNV wieder gestärkt wird, setzt die Staatsregierung auf ein besseres Busnetz, welches in der Region schrittweise in Betrieb genommen werden soll. Im Netzentwurf der Strategiekommission des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) des Freistaates ist Döbeln in zwei Plusbus-Linien (Dresden- Nossen- Döbeln und Döbeln - Roßwein - Nossen - Freiberg) sowie zwei Taktbus-Linien (Meißen - Lommatzsch - Döbeln und Mügeln - Döbeln) integriert. Diese Busse sollen werktags zwischen 5 und 23 Uhr verkehren, gut angebunden sein sowie einen W-Lan-Zugang vorweisen. Vorgesehen ist in den einheitlich gestalteten Fahrzeugen zudem ausreichend Platz für Fahrräder.