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Bahn will den Röderauer Wasserturm abreißen

Die Planungen laufen zwar bereits. Allerdings steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

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© S. Schultz

Von Antje Steglich

Der Wasserturm am Bahnhof Röderau soll 2015 fallen. Das bestätigte der Sprecher der Deutschen Bahn Jörg Pönisch auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. „Der Wasserturm hat keine Funktion mehr“, begründete er die Pläne seines Unternehmens.

Das Bauwerk entstand Mitte des 19. Jahrhunderts an dem Gleisdreieck, um die Wasserversorgung der Dampflokomotiven der Eisenbahnen sicherzustellen. Doch die kommen mittlerweile nur noch zu besonderen Anlässen vorbei. Schon seit Langem ist der Turm ungenutzt. Das sei trotzdem kein Grund, ihn abzureißen, findet die Deutsch Internationale Wasserturm Gesellschaft mit Sitz in Dorsten im Ruhrgebiet. „Die Bahn braucht die Türme nicht mehr. Aber das ist wie mit alten Schlössern oder Gebäuden – sie gehören zu unserer Kultur“, sagte der Erste Vorsitzende des Vereins, Werner Langels. Doch gerade entlang der Bahnstrecken in Deutschland verfallen immer mehr Türme oder werden abgerissen. Konkrete Zahlen dafür gibt es nicht, „die Bahn rückt keine Daten raus“, sagte Werner Langels enttäuscht. „Es passiert aber Gott sei Dank ein Umdenken, auch solch alte Industriegebäude zu erhalten. Das dauert nur sehr lange.“

Für den Erhalt der alten Wassertürme brauche man allerdings auch erst einmal einen Investor, der bereit ist, viel Herzblut und vor allem auch viel Geld in eine Umnutzung zu stecken. „Das ist meist das Problem“, weiß Langels. Vor allem, da oft sogar jahrzehntelang nichts an den Gebäuden gemacht wurde und der Investitionsrückstau enorm ist. Mehrere Hunderttausend Euro seien oft nötig, um beispielsweise Wohnungen wie in Torgau und Strehla oder Büros in so einen Turm zu integrieren. Aber selbst der Einbau eines Kinos oder einer Sternwarte, eines Museums, einer Galerie oder einer Gaststätte sei deutschlandweit schon realisiert worden.

Die Lage in Röderau – direkt an den viel befahrenen Gleisen – könnte sich allerdings als Problem für eine Nachnutzung erweisen, glaubt der Experte von der Wasserturm Gesellschaft. Eine wichtige Rolle spiele bei der Abwägung zwischen Abriss und Nachnutzung auch immer der Denkmalschutz, ist Werner Langels überzeugt. „Der ist zum Teil sehr stark, aber das ist regional sehr unterschiedlich“, weiß er.

Auch der Röderauer Wasserturm steht unter Denkmalschutz, heißt es aus dem Meißner Landratsamt. Der Unteren Denkmalschutzbehörde lägen bisher aber weder Informationen noch ein Antrag der Deutschen Bahn für einen Abriss vor. „Wir müssen dem auch erst zustimmen“, stellt die Sprecherin des Kreises Kerstin Thöns klar. Wie ein entsprechender Antrag dann bewertet würde, ist derzeit unklar.

Laut der Bahn AG stecke man derzeit allerdings auch erst in den Planungen für den Abriss. Im Rahmen dessen werde zum Beispiel auch ermittelt, ob Anbauten zwecks Baufreiheit ebenfalls zurückgebaut beziehungsweise baulich gesichert werden müssten. Das Ergebnis liegt noch nicht vor, so Bahnsprecher Jörg Bönisch. Auch die Höhe der Kosten sei noch unklar. Trotzdem halte man am Jahr 2015 fest. Und danach? In einem ersten Schritt wird das Gelände rekultiviert, erklärte Jörg Bönisch, wie es nach dem Abriss weitergehen soll. „Über eine weitere Nutzung wurde noch keine Entscheidung getroffen.“