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Bahn sperrt beliebten Radweg

Die einstige Bahntrasse bei Colmnitz wurde wegen Unfallgefahr abgeriegelt. Doch es gibt eine Lösung

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© Steffen Jankowski

Von Steffen Jankowski und Annett Heyse

Colmnitz. Der Schritt ist weit und breit auf Unverständnis gestoßen: Die Deutsche Bahn hat den Bahndamm der einstigen Kleinbahnstrecke zwischen Colmnitz und Naundorf mit Holzbarrieren abgeriegelt. Ob hier demnächst Brücken- oder Wegezoll kassiert werde, fragt eine verärgerte Naundorferin, die den Weg am südlichen Rand des Tharandter Waldes seit Jahrzehnten genutzt hat. Die Sperrung sei erfolgt, erklärt Jörg Bönisch auf Nachfrage, „weil die unter dem Streckenband befindlichen Brücken desolat sind und dadurch die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist.“ Der Sprecher der Deutschen Bahn bestätigt zugleich, dass sein Unternehmen bestrebt sei, den Weg abzugeben: „Die Deutsche Bahn ist bereit, das Trassengrundstück an die Kommunen zuordnen zu lassen.“

Auf dem inzwischen zum Wander- und Radweg ausgebauten Damm dampfte von 1921 an die Schmalspurbahn von Frauenstein nach Naundorf und weiter nach Niederschöna. 1971 wurde der Bahnverkehr eingestellt, die Gleise demontiert. Noch in den Siebzigerjahren wurde dann der Abschnitt von Naundorf bis etwa auf Höhe des heute als Mittelpunkt Sachsen bezeichnete Stelle als Wanderweg hergerichtet. 1995 ließ die damalige Gemeinde Hartha mit Fördergeld auch den Abschnitt nach Colmnitz instand setzen: Der Weg bekam eine sandgeschlämmte Schotterdecke, Sitzgruppen und Bänke wurden aufgebaut, aus alten Eisenbahnschwellen wurden Brücken gezimmert. Doch zuletzt verwilderte die Trasse immer mehr. Bänke vermoderten, Wildwuchs breitete sich aus und wurde nicht mehr zurückgeschnitten. Nun hat die Bahn reagiert.

Für den Bobritzsch-Hilbersdorfer Bürgermeister Volker Haupt (CDU), zu dessen Gemeinde Naundorf gehört, ist eine schnelle Lösung erforderlich: „Bei mir haben sich schon zahlreiche Bürger über die Sperrung beschwert.“ Allerdings müssten dafür alle Beteiligten an einen Tisch. Dazu gehören die Bahn als Eigentümerin, der Sachsenforst und neben den Kommunen Klingenberg und Bobritzsch-Hilbersdorf auch die Stadt Tharandt – denn die Strecke liegt zu großen Teilen auf deren Flur.

Bei seinem Amtskollegen in Klingenberg rennt Haupt offene Türen ein. „Wir werden in jedem Fall das Gespräch unterstützen“, erklärt Torsten Schreckenbach. Der Rad-, Wander- und Kutschweg führe am Lips-Tullian-Felsen und am geografischen Mittelpunkt von Sachsen vorbei, sei gegenüber allen anderen im Tharandter Wald liegenden Wegen sehr eben und deshalb leicht befahrbar. An der Strecke liegt auch das Weidegut Colmnitz, das als touristisches Ziel bekannt ist. Die Sperrung sei ohne vorherige Information an seine Gemeinde vollzogen worden, so Schreckenbach: „Warum die Bahn derart drastische Mittel ansetzt, verstehe ich nicht. Die Brücken müssen heute keine Züge aushalten, und damit wäre sicher noch Zeit gewesen, gemeinsam über die Zukunft des Bahndammes zu sprechen.“

Auch die Stadt Tharandt und der Sachsenforst zeigen sich gesprächsbereit. Die Trasse befinde sich im Forstbezirk Bärenfels, erklärt dessen Leiter Sven Irrgang: „Der Weg wird regelmäßig von durchzuführenden Waldpflegemaßnahmen betroffen sein. Von daher sind wir an einer uneingeschränkten Nutzung der Strecke interessiert.“ Darüber hinaus sehe man auch die Bedeutung für touristische Infrastruktur und als regionalen Wanderweg. (mit FP)