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Bahn plant Millionen-Investition in Görlitz

Bahnsteige, Südausgang und Empfangshalle sollen saniert werden. Doch die Finanzierung ist noch völlig offen.

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Von Ralph Schermann

Die Deutsche Bahn AG (DB) hat sich für den Erhalt des Bahnhofsstandortes Görlitz ausgesprochen. Im Gegensatz zu mancher bisher andernorts nur erfolgten Absichtserklärung sind die Görlitzer Ambitionen der DB erstaunlich klar formuliert worden. „Etwa von 2016 bis 2020 soll der Görlitzer Bahnhof saniert und modernisiert werden“, sagt Christoph Mehnert auf Anfrage. Mehnert ist stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) und bestätigt: „Die DB hat dieses grundsätzliche Ziel in den vergangenen Tagen dem Verkehrsverbund mitgeteilt.“

Bei der Bahn selbst hat man offensichtlich nicht mit einer beim Zvon aufkommenden Euphorie über diese Aussagen gerechnet und rudert unverbindlich zurück: „Konkrete Angaben zum Bauvorhaben können wir noch nicht geben, da aktuell eine Aufgabenstellung abgestimmt wird“, sagt Sachsens Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost. Immerhin bestätigt sie damit, dem Görlitzer Bahnhof eine gewisse Bedeutung beizumessen und äußert sich auch zum weiteren Ablauf. So sei es vorgesehen, „ein Planungsbüro mit einer Variantenuntersuchung zu beauftragen. Das Ergebnis wird dann der Stadtverwaltung Görlitz, dem Land Sachsen, dem Zvon und dem Bereich Netz der DB vorgestellt.“

Wofür die Planer den Görlitzer Bahnhof vor allem untersuchen sollen, ist freilich längst allen intern Beteiligten bekannt. Vor allem geht es um eine Erneuerung aller Bahnsteige, einen behindertengerechten Zugang von der Südstadt aus und um einen Aufzug am Bahnsteig 9/10. All das sind auch Forderungen, die Bahnkunden seit Jahren stellen. Immer wieder waren Probleme geschildert worden, die aus zu großen Abständen zwischen Zügen und Bahnsteigkanten resultieren, und auch der behindertenunfreundliche Südausgang steht schon lange in der Kritik. Die letzte grundhafte Erneuerung der Platten auf den Bahnsteigen erfolgte 1985. Ein Lift zu den Gleisen 9 und 10 ist überdies eine notwendige Ergänzung der 2011 bereits eingebauten Aufzüge an den Gleisen daneben.

Insgesamt freilich dürfte der Zeitraum ab 2016 ziemlich knapp gesetzt sein. Denn nicht nur die Ideen stehen noch am Anfang, auch die Finanzierung ist noch völlig offen. Christoph Mehnert vom Zvon hofft darauf, dass die DB einen Mix aus Bundes-, Landes- und Eigenmitteln sowie Fördergeldern hinbekommt. Es wären zugleich Investitionen in die Zukunft, denn bei einer Umgestaltung der Bahnsteige wäre eine später mögliche Elektrifizierung der Bahnstrecke Görlitz – Dresden mit zu berücksichtigen. Zwar würde auch weiterhin von direktem Fernverkehr in Görlitz nicht mehr die Rede sein, zumindest aber bekräftigt der Zvon-Experte, auch künftig nicht weniger Züge als bisher für die regionalen Verbindungen des öffentlichen Personenschienennahverkehrs bestellen zu wollen.

Wie bekannt wurde, soll zu den Sanierungsmaßnahmen der DB auch eine hellere Gestaltung der Empfangshalle gehören. Einige Metallteile seien verschlissen, hieß es intern, und bei den dafür nötigen Arbeiten könne die Halle gleich etwas modernisiert werden. Hier freilich hat nicht allein die Bahn das Sagen, denn die Görlitzer Bahnhofshalle steht als besonders wichtiges Zeugnis der Verkehrsarchitektur seit 1984 ganz oben auf der Liste des Denkmalschutzes. Unter dessen Aufsicht wurden bekanntlich zwischen 1982 und 1985 parallel die Görlitzer Hallenbauten Bahnhof und Kaufhaus umfangreich und bis ins Detail historisch korrekt aufgearbeitet. Nach der politischen Wende erfolgten weitere denkmalgerechte Arbeiten, darunter eine Wiederherstellung alter Kronleuchter, und auch beim Einbau moderner Verkaufsstätten und des Reise-Centers achteten die Denkmalpfleger auf eine architektonische Verträglichkeit in der Vorzeigehalle.

Das innen 13,4 Meter hohe Bauwerk wurde im September 1917 eingeweiht und kostete damals 600 000 Mark. Die großen Hallenfenster zieren verschiedene Wappen, die allerdings in Unkenntnis des früheren Zustandes seit einer 1993 erfolgten Rekonstruktion nur noch Verweise auf den Sechsstädtebund sind. Hier wieder an die einst tatsächlichen Motive der Glasmalerei zu erinnern, wäre durchaus eine Aufgabe, die eine Hallensanierung mit berücksichtigen könnte. Auch das Taubenproblem auf den Bahnsteigen bedarf noch einer Lösung.

Die Stadtverwaltung Görlitz freut sich über die Sanierungspläne der Bahn. „Die DB hat schon jetzt eine enge Zusammenarbeit mit der Verwaltung, insbesondere mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, zugesichert“, bestätigt eine Stadtsprecherin.

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