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Bahn hängt Dresden noch mehr ab

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember fährt nach 19 Uhr kein Zug mehr nach Berlin. Auch Nachtverbindungen entfallen.

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© AP/Matthias Rietschel

Von Kay Haufe

Die Bahn kommt. Über diesen Werbeslogan können Dresdner heute nur noch müde lächeln. Hier kann er direkt umgemünzt werden in „Die Bahn kommt nicht mehr“. Dies gilt insbesondere für Abendverbindungen nach Berlin. Können Reisende bisher noch um 21.07 Uhr mit einem Intercity direkt in die Hauptstadt fahren, ist das mit dem Fahrplanwechsel ab Dezember nicht mehr möglich. Stattdessen bietet die Deutsche Bahn um 20.47 Uhr „einen neuen attraktiveren EC-Zug von Prag über Dresden nach Leipzig“ an. Dort gebe es dann einen Anschluss zu einem ICE nach Berlin. Interessant ist, dass Reisende dann nicht nur 40 Minuten länger unterwegs sind als vorher, sondern dafür auch noch mehr zahlen müssen. Die Bahn begründet das so: „Der Fahrpreis darf für Reisende der Route Dresden–Riesa–Leipzig–Berlin nicht günstiger sein als zum Beispiel für Reisende auf der Strecke Riesa–Leipzig–Berlin.“ Je nach Verfügbarkeit werde es aber für diese Umsteigeverbindung Sparpreise ab 29 Euro geben.

Verzichten müssen Dresdner ab 11. Dezember auch auf Nachtzugverbindungen nach Köln und Zürich. Die Bahn stellt das „CityNightLine-Angebot“ bundesweit ein, weil es jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. Davon ist aber nur ein Prozent der Reisenden betroffen.

Weitaus stärker werden sich die Dresdner wohl darüber ärgern, dass die Eurocitys nicht mehr am Bahnhof Neustadt halten, sondern nur noch auf dem Hauptbahnhof. „Derzeit sind im Korridor Prag–Dresden– Berlin die Zeitfenster sehr eng, bedingt durch den Streckenausbau Dresden–Berlin. Deshalb müssen wir vorübergehend in Dresden-Neustadt ohne Halt durchfahren. Ab Mitte 2017 werden neue Loks zum Einsatz kommen, die dann den Halt in Dresden-Neustadt ab Ende 2017 wieder ermöglichen“, schreibt ein Bahnsprecher.

Doch gibt es auch positive Nachrichten von der Bahn. „Wir prüfen im Rahmen der ab Ende 2019 neu geplanten IC-Linie Dresden–Berlin–Rostock auch eine abendliche IC-Direktverbindung nach 19 Uhr“, so der Bahnsprecher.

Für Stephan Kühn, Dresdner Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Verkehrspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen ist es dennoch nicht akzeptabel, dass die Dresdner bald nicht mehr nach 19 Uhr direkt mit der Bahn nach Berlin reisen können.