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Bagger rollt an der Fabrikstraße

Binnen Jahresfrist macht die BWB aus einem veralteten Komplex modernen Wohnraum.

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© Uwe Soeder

Madeleine Arndt

Bautzen. Eine Baggerschaufel frisst sich dröhnend durch die Erde am Hang. Es ist Baustart an der Fabrikstraße. Hier lässt die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) zwei Mietshäuser aus den 1930er-Jahren sanieren. Insgesamt werden 5,2 Millionen Euro investiert. Der Zeitplan ist ehrgeizig. Schon Ende 2017 sollen die modernisierten Wohnungen schlüsselfertig sein. Der Grund für diese Eile sind Auflagen des Freistaates, die an die Zahlung einer großen Fördermittelsumme geknüpft sind.

Kai Hübner, Leiter der technischen Abteilung der BWB, bezeichnet das Timing als anspruchsvoll für so einen Riesenkomplex. Damit es dennoch gelingt, gibt es einen ausgeklügelten Bauablauf. „Weil die Bauzeit so kurz ist, müssen wir mit vielen Firmen arbeiten“, erklärt Hübner. Das bedeutet, an dem Block an der Fabrikstraße und am Eckgebäude zur Preuschwitzer Straße hin vollziehen unterschiedliche Betriebe aus denselben Gewerken zeitgleich dieselben Sanierungsabläufe. Beispielsweise tritt für jedes Haus eine extra Rohbaufirma an. Das hat schon fast Wettkampfcharakter.

Außerdem sollen die Firmen so weit es geht den Winter durcharbeiten. „Dann wird eine Bauheizung in den Häusern installiert“, sagt der technische Leiter. Der weitläufige Hinterhof der Altbauten bietet den Baufahrzeugen genügend Platz. Für eine gute Arbeitsbasis legt in dieser Woche ein Bagger eine Baustraße an, die sich im Hof in zwei Zufahrtswege gabelt. Nach Abschluss der Sanierung verschwindet sie wieder. Der Hof wird für die neuen Mieter später Spielplatz und Ruhezone.

Bis dahin müssen viel Staub und Späne fallen. Noch bieten die Häuser einen traurigen Anblick. Kein Wunder, schließlich seien sie fast hundert Jahre alt und an ihnen wurde fast nichts gemacht, sagt Hübner und legt dabei beiläufig an der löchrigen Putzfassade den nächsten Ziegelstein frei. Am Montag wird mit der Entkernung der Häuser begonnen. Dann verschwinden die letzten Möbel aus den Räumen und die Sperrmüllhaufen auf dem Hof. „Innen wird die ganze Sanitär- und Elektroinstallation abgebrochen“, erklärt Hübner. Auch von der Ofenheizung wird man bald nichts mehr sehen. Von den Dächern kommen die Schornsteine weg und aus den Wohnungen die Kamine. Parallel wird an den Außenwänden der alte Putz abgeklopft.

Strenger Denkmalschutz

Beim Innenausbau passt die BWB die Apartmentgrößen der aktuellen Nachfrage an. So werden im ersten und zweiten Stock je zwei Wohnungen zu einer 100 Quadratmeter großen Vierraumwohnung zusammengelegt. Sie erhalten zwei Balkons für Stube und Küche. Im Erdgeschoss bleibt die Aufteilung mit 50 Quadratmeter großen Zwei-Raum-Apartments weitestgehend beim Alten. Insgesamt entstehen im gesamten Komplex 34 neue Wohnungen.

„Wir haben hier eine für die 30er-Jahre typische Siedlungsbebauung mit Heckenbepflanzung und Mauereinfassung“, erklärt Hübner. Die „Baugenossenschaft des Bautzner Handwerks, Handels und Gewerbes“ ließ sie 1927 nach den Plänen des Bautzener Baumeisters Georg Hauser errichten. Ein Grund für das Denkmalamt, die Häuser als schützenswert einzustufen und bei der Sanierung einige strenge Vorgaben zu machen: An den Wänden zur Straßenseite darf nicht die übliche Wärmedämmung ran, da sich dadurch die Fenstertiefen zu sehr verändern würden. Auch müssen die typischen Simse erhalten bleiben. Die neuen Fenster bekommen wieder einen Holzrahmen und die Türen müssen, soweit sie nicht aufgearbeitet werden können, originalgetreu ersetzt werden. Es geht sogar so weit, dass gemeinsam mit der Denkmalpflege in jedem einzelnen Treppenhaus Farbuntersuchungen vorgenommen werden. Die Wände wurden hier nämlich in verschiedenen Tönen gestrichen.

Attraktiver Mietpreis

2,6 Millionen Euro steckt die BWB in die Modernisierung. Weitere 1,7 Millionen sowie 900 000 Euro geben Freistaat und Bund dazu. Im Gegenzug muss das städtische Wohnungsunternehmen 34 Wohnungen für Flüchtlinge bereitstellen. Die werden aber laut BWB-Chefin Kirsten Schönherr nicht alle in der Fabrikstraße untergebracht. Für die Integration sei es besser, wenn die Flüchtlinge im Stadtgebiet verteilt werden, findet sie. An der Fabrikstraße sollen sowohl einige Flüchtlingsfamilien als auch Einheimische einziehen.

Attraktiv ist der Mietpreis an der Fabrikstraße. Die Kaltmiete liege bei 5 bis 5,50 Euro pro Quadratmeter, so Schönherr. Damit befindet sich der Preis im Rahmen des aktuellen Bautzener Mietspiegels. Für Wohnungen in durchschnittlicher Lage werden laut Mietspiegel 2014 zwischen 4,70 und 5,50 Euro pro Quadratmeter verlangt. Interessenten können sich bereits bei der BWB für eine Wohnung anmelden.

www.bwb-bautzen.de