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Bäckerei mit Drive-in

Das Coswiger Unternehmen Claus will ganz neu bauen. Im Gewerbegebiet EWS in Sörnewitz. Auch mit Blick in die Backstube.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Steffi Claus hat das Bild schon vor sich. Wie eine junge Frau mit ihrem Auto an den Drive-in-Schalter des Bäckerei-Neubaus in Sörnewitz heranfährt und ihre Bestellung aufgibt. Und ohne erst ihr Kind abschnallen und aus dem Kindersitz nehmen zu müssen, dann mit Frühstücksbrötchen und -kaffee schnell weiter kann.

Die Visualisierung zeigt den Neubau des Unternehmens in Sörnewitz, der 2019 fertig sein soll.
Die Visualisierung zeigt den Neubau des Unternehmens in Sörnewitz, der 2019 fertig sein soll. © Vollack

Drive-in – bisher vor allem von einer weltweit agierenden Schnellrestaurantkette bekannt – gehört zu den Besonderheiten, die das Produktions- und Verkaufsgebäude der Bäckerei Claus im EWS-Gelände, direkt an der Köhlerstraße, bieten wird.

Ebenfalls bemerkenswert: Dass die Kunden eine gläserne Bäckerei erwartet, wo sie Einblick in die Backstube haben werden. Wir wollen zeigen, was wir machen, sagt Steffi Claus. Wer hierher kommt, soll mit allen Sinnen genießen können. Und bequem, im Café und auch draußen, auf den Außensitzen.

Der Grund für das ambitionierte Neubau-Vorhaben: Das Grundstück an der Genossenschaftsstraße in Coswig ist ausgereizt. Die Arbeitsabläufe sind nicht mehr so rund wie gewünscht. Wir stoßen jeden Tag an unsere Grenzen, sagt die sympathische Firmenchefin. Gerade jetzt, in der Stollensaison, ist es für die Produktion zu eng, die Lagerkapazität zu gering.

Deshalb wurde ein neuer Produktionsstandort gesucht. Was sich Steffi Claus zufolge als nicht ganz leicht erwies. Bei Coswigs Wirtschaftsförderer Osman Nasr wurden sie schließlich fündig, entdeckten eine Fläche im Gewerbegebiet Ehemalige Elektrowärme Sörnewitz (EWS).

Kürzlich stimmte der Stadtrat dem Verkauf zweier Flurstücke, 4  689 Quadratmeter, an die Bäckerei Claus GmbH & Co. KG zu. Beim Nachbarn Werkzeugmaschinen Wappler, dessen Neubau wächst, fand Familie Claus Anregungen, wie ihr neues Haus aussehen könnte: Ein moderner, schicker Bau. Aus der Hand der für Wappler zuständigen Architekten stammt nun auch der Entwurf für die neue Bäckerei.

Wo viele junge Frauen arbeiten werden, die Kinder haben. Deshalb sollen Arbeitsabläufe und Arbeitszeit in der Backstube anders gestaltet werden, sagt Steffi Claus. 50 Mitarbeiter gehören zum Unternehmen, dabei sieben Azubis in Verkauf, Konditorei und Bäckerei. In Sörnewitz soll es neue Mitarbeiter im Verkauf geben, das Backstubenteam wird erst mal bleiben. Das Unternehmen Claus legt Wert auf ein gesundes Wachstum, will ein Familienunternehmen bleiben, kein Großfilialist werden, sagt die Chefin. Und verweist auf einen weiteren Grundsatz: faire Preise und faire Löhne für die Mitarbeiter.

Steffi Claus schreckt der rasante Wandel im Handwerk, in ihrer Branche und im Lebensrhythmus allgemein nicht. Wichtige Erfahrungen dazu wurden in den vergangenen Jahren gesammelt. Nachdem Steffi und Konditormeister Lutz Claus 1985 aus Geithain nach Coswig auf die damalige Karl-Liebknecht-Straße, heute Auerstraße, kamen und dort eine Pachtbäckerei übernahmen, mit dem Vorsatz, zehn Jahre später nach Hause zurückzukehren.

Doch mit der politischen Wende folgte eine Neuorientierung. Der Vorgänger auf der Genossenschaftsstraße bot seine Bäckerei zum Kauf an, Familie Claus startete dort 1994 nach einem Jahr Um- und Ausbau, heute ist es das Hauptgeschäft. Wichtige Erkenntnis: Man darf den Wandel nicht verschlafen, sagt Steffi Claus. Die eigene Entwicklung wird entsprechend der Vorstellungen geplant, wo die Firma in zehn Jahren stehen will. Und das nicht ohne die Söhne Philipp und Lukas. Nach ihnen – PhiLu – heißen zwei Geschäfte in Coswig und Radebeul, drei weitere Filialen gibt es in Dresden und Coswig.

Obwohl der große Sohn nicht mehr daheim ist, kümmert er sich weiter um die Internetseite der Bäckerei. Sohn Lukas, Meister und Betriebswirt, verstärkt das Unternehmen gemeinsam mit seiner Partnerin.

Nicht nur Steffi Claus setzt auf familiäre Entscheidungen. Natürlich freut sich die ganze Familie über den Zuschlag für das EWS-Grundstück. Jetzt folgt der Bauantrag. Mit etwa drei Monaten Bearbeitung wird gerechnet. Parallel läuft die Planung, derzeit die der Produktionsabläufe. Wo kommen die Abflüsse hin, wo das Wasser her, wo wird Strom gebraucht und wie viel? Der Verkauf ist schon ziemlich fertig, sagt Steffi Claus. Nächstes Frühjahr soll der Bau losgehen und Einzug im Juni 2019 sein.

Auf der Genossenschaftsstraße bleibt der Verkauf. Wer es ganz eilig hat und in der Nähe ist, der kann dann am Sörnewitzer Drive-in sein Frühstücksbrot holen.