Merken

Bäcker will noch nicht aufhören

Georg Bicknäse ist 65 und bald 40 Jahre Chef der Dorfbäckerei. Doch was die Gerüchte sagen, stimmt nicht.

Teilen
Folgen
© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Rödern. Es duftet nach frischen Pfannkuchen und leckeren Quarktaschen. In der kleinen Röderner Dorfbäckerei drängeln sich die Kunden. Schon früh um fünf Uhr öffnet Bäcker Georg Bicknäse den Laden an der Staatsstraße Richtung Autobahn, und so mancher nimmt auf dem Arbeitsweg nach Dresden noch frische Brötchen mit. Röderner Backwaren gibt es nur hier – da ist der Laden etwas ganz Besonderes. Denn Georg Bicknäse lehnt es ab, Filialen zu gründen, für die er Überschuss produzieren müsste. „Das wäre für mich unerträglich“, sagt der 65-Jährige.

Wenn bei ihm abends wieder zugeschlossen wird, ist das Backwerk zumeist ausverkauft. Und das soll auch so bleiben.

Auch wenn im Dorf immer wieder die Gerüchteküche brodelt: „Wann schließen Sie denn?“, wird Georg Bicknäse hin und wieder gefragt. Am 1. März kann er 40-jähriges Bestehen der Bäckerei Bicknäse unter seiner Leitung feiern. Doch nur weil er es liebt, im Urlaub in die Sonne zu fahren, will er doch seinen Laden nicht aufgeben!

„Wenn es keinen Spaß machen würde, hätte ich doch schon aufgehört“, entgegnet der Röderner. Doch seine Kundschaft und auch die Angestellten würden ihm fehlen. „Solange ich gesund bleibe, mache ich weiter“, stellt Georg Bicknäse klar. Und wenn er doch mal nicht da ist, bäckt sein Bruder Thomas.

Denn der gemauerte altdeutsche Ofen muss immer laufen. Er wird noch mit Kohlen befeuert. Die sind allerdings der Grund, dass Bicknäse seinen Kuchen „bisschen teurer“ machen musste. Auch die Doppelbrötchen kosten jetzt 50 Cent. „Ich muss meine Kohlen jetzt von woanders beziehen, dort kosten sie mehr als vorher“, nennt Georg Bicknäse als Grund.

Trotzdem gibt es sonnabends ab 8 Uhr nur noch Bestelltes. „Es geht hintereinander weg, die Kunden stehen manchmal bis rüber zum Parkplatz“, sagt Verkäuferin Ivonne Schumacher. Die Schönfelderin arbeitet seit einem Jahr bei Bicknäse und ist mit dem Arbeitsklima sehr zufrieden. Und mit dem guten Ruf der Röderner Bäckerei. „Manche kommen mit zwei Kindern und drei Körben“, schmunzelt Ivonne Schumacher. Selbst Leute aus dem Umland bis Moritzburg oder Elsterwerda haben eine Dauerbestellung und holen Brot und Brötchen auch für einen längeren Zeitraum. Georg Bicknäse ahnt den Grund: „Wir machen unsere Ost-Brötchen noch in Handarbeit und haben auch die Kuchenrezepte nicht geändert.“ Auch ohne Reklame sei freitags immer alles alle. Das macht Georg Bicknäse und seine vier Mitarbeiter stolz.

Zuverlässigkeit ist A und O

Auf sein Team kann er sich verlassen. Doch gern würde der Röderner wieder einen Lehrling einstellen. „Teilweise hatten wir vier Auszubildende“, so Georg Bicknäse. Doch heute seien manche Anwärter unzuverlässig, melden sich schnell krank, kommen frühmorgens nicht aus dem Bett.

Solche Leute kann die Bäckerei freilich nicht gebrauchen, wenn die Autos frühmorgens Runden im Dorf fahren, um einen Stellplatz zu finden. Zuverlässigkeit ist für Georg Bicknäse eines der wichtigsten Einstellungskriterien. Er selbst lebt es vor. Und deshalb will er eben noch nicht aufhören.