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Bäcker-Boom in Bernstadt

Die Görlitzer Bäckerei Wittig hat eine Filiale auf dem Eigen eröffnet. Jetzt haben die Bewohner sieben Möglichkeiten, ihre Brötchen zu kaufen.

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© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Die neue Theke steht und ist gefüllt. Stephanie Wittig und ihre Kolleginnen haben inzwischen richtig zu tun. Seit einer Woche ist die neue Filiale der Bäckerei Wittig in Bernstadt geöffnet. „Die meisten Kunden wollen die Klassiker, also Semmeln und unsere Brote, aber auch der Kuchen“, erzählt Verkäuferin Fanny Gilge. Vor Kurzem sah es hier, im Vorraum zum Edeka-Markt Bernstadt, noch ganz anders aus: Zwischen grauen Wänden standen Bauarbeiter statt Verkäuferinnen und Kunden. „Wir haben vieles umgebaut“, erzählt Bäckerei-Chefin Anke Wittig.

So verteilen sich die Bäckereien in Bernstadt.
So verteilen sich die Bäckereien in Bernstadt. © SZ-Grafik

Bei den Bäckereien in Bernstadt hat sich in den vergangenen Wochen einiges geändert. Im Edeka-Markt hatte bis vor Kurzem die Bäckerei Schwerdtner ihre Filiale. Sie ist in den neuen Netto-Markt an der Ostritzer Straße umgezogen. Die freie Fläche im Edeka hat dafür die Görlitzer Familienbäckerei Wittig übernommen. „Wir haben es uns hier schön eingerichtet“, erzählt Anke Wittig. Nicht nur die Verkaufstheke ist neu. Davor stehen zwei Tische, an denen man seinen Kaffee vor Ort trinken kann. „Einige Kunden hatten sich das auch gewünscht“, sagt Anke Wittig.

Edeka selbst war auf Wittigs zugekommen und hatte angefragt, ob das Familienunternehmen zwei Bäckerei-Standorte in zwei Edeka-Märkten in der Region übernehmen wolle: Görlitz und Bernstadt. Wittigs wollten. Bäckerei-Filialen in unmittelbarer Nähe eines größeren Marktes zu haben, sieht Anke Wittig als großen Vorteil: Man könne von vornherein mit mehr Publikumsverkehr rechnen. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass die Kunden ungern einen extra Weg zum Bäcker auf sich nehmen. Viele haben gerne alles an einem Ort“, erklärt sie. Noch ein Vorteil: ausreichend Parkplätze direkt vor der Tür. „Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt.“ Mit Wittigs ist die Zahl der Bäcker in Bernstadt auf fünf gestiegen: Schwerdtner bei Netto an der Ostritzer Straße, die Bäckerei Geißler am Markt, die Bäckerei Becke auf der Bautzener Straße. Im City Shop am Markt bekommt man auch Backwaren, und zwar von der Bäckerei Paul aus Herrnhut. Rechnet man die Backshops im Edeka- und Netto-Markt dazu, kommt man sogar auf sieben Möglichkeiten, um sich seine Frühstücksbrötchen zu kaufen. Bewegung bei den Bäckern hatte es in Bernstadt auch früher schon gegeben: 2011 eröffneten hier die Backzwerge, die Ostritzer Bäckerei Geißler zog um, von der Bautzener Straße an den Markt. In das Geschäft auf der Bautzener zog die Ebersbacher Bäckerei Becke. Nicht alle konnten sich in der Vergangenheit in Bernstadt halten.

Dass die Konkurrenz zu groß werden könnte, befürchtet Anke Wittig aber nicht. „Ich denke, die Kunden freuen sich eher, dass sie eine große Auswahl haben.“ Während der Bauarbeiten hatte die Bäckerei Wittig bereits einen kleinen Verkaufsstand außerhalb des Edeka-Gebäudes aufgebaut und dort ihre Waren verkauft. „Das ist schon sehr gut angenommen worden.“ Mit der neuen Situation ist auch Wicky Löffler, Geschäftsführer bei Schwerdtner, zufrieden. Dass das Unternehmen mit seiner Bernstädter Filiale in den neuen Netto-Markt an der Ostritzer Straße gezogen ist, habe mehrere Gründe. „Zum einen ging es uns um mehr Platz.“ Im Netto-Markt hat Schwerdtner jetzt ein kleines Café vor der Theke eingerichtet. In der Größe war das im Edeka nicht möglich. „Wir versprechen uns von dem Umzug vor allem, dass wir uns besser präsentieren können“, so Wicky Löffler. Auch am Wochenende, denn auch das sei ein Grund für den Umzug gewesen: „Wir konnten im Edeka am Sonntag nicht öffnen.“

Ob der Plan aufgeht, und sich der neue Standort bei Netto auch wirtschaftlich rechnet, lasse sich noch nicht sagen. „Man braucht ungefähr ein Jahr, bis sich alles eingespielt hat“, erklärt Löffler. Mit den ersten Wochen an der Ostritzer Straße ist er aber zufrieden. „Bei uns wird jede Filiale einzeln auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft.“ Im vergangenen Jahr hatte Schwerdtner drei Standorte geschlossen, weil sie nicht liefen. Aber nicht Bernstadt. Klar sei die kleine Stadt beim Umsatz nicht zu vergleichen mit Dresden. „Wir wollen uns aber nicht zurückziehen oder aus der Region auslagern. Wenn jeder geht, was bleibt dann noch?“, fragt er.

Seit über zehn Jahren ist bereits die Bäckerei Becke in Bernstadt. „Wenn man auf die Einwohnerzahl schaut, hat Bernstadt tatsächlich eine ganze Menge Bäcker“, sagt Christine Becke. Noch sei aber nicht genug Zeit vergangen, um die neue Situation einzuschätzen. Viel Bernstadt-Erfahrung hat auch bereits der Herrnhuter Bäcker Gottfried Paul. „Wir haben hier allerdings keine Filiale, sondern beliefern den City Shop“, erklärt er. Und damit ist er auch zufrieden. „Der City Shop kann dadurch frische Backwaren anbieten, wir haben etwas mehr Umsatz.“ Für die Kunden, sagt er, sei es natürlich von Vorteil, wenn viele Bäcker vor Ort sind. „Sie haben eine sehr große Auswahl“, so Paul. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob sich das für jeden der Bäcker als wirtschaftlich erweist. Das muss dann jeder für sich selber klären.“