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Bad Schandau trotzt dem Winterblues

Ein Unternehmer in Schmilka will Menschen am Lagerfeuer zusammenbringen, die sich woanders kaum treffen würden.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Schmilka. Ein durchgefrorenes Paar Extremwanderer sitzt nach seiner Tour im angeheizten Badezuber auf dem urigen Mühlenhof. Ein Firmenchef schlurft in Badeschlappen und Bademantel von seiner Unterkunft in den Wellness-Bereich der Schmilkschen Mühle und bestellt noch einen Drink an der Hofbar. Die Einheimischen schauen dem Treiben vom Glühweinstammtisch aus zu: Sie freuen sich über die gemütliche Stimmung am offenen Feuer und auf die allabendliche Kultur. Dann kommen alle miteinander ins Gespräch.

Die Mühle in Schmilka.
Die Mühle in Schmilka. © Mike Jäger
Saunalandschaft im neuen Badehaus der Schmilkschen Mühle.
Saunalandschaft im neuen Badehaus der Schmilkschen Mühle. © Kristin Richter

So oder so ähnlich stellt sich der Schmilkaer Unternehmer und Hotelier Sven-Erik Hitzer die Szenerie vor, die in den kommenden Wochen beim „Winterdorf“ in dem Bad Schandauer Ortsteil entstehen könnte. Erstmals sind fast alle touristischen Angebote in Schmilka auch in den Wintermonaten geöffnet.

Damit soll dem „Winterblues“ etwas entgegengesetzt werden und eine besondere Stimmung entstehen. „Am liebsten wäre mir, wenn alle Leute den Eindruck bekommen, dass sie im Schnee waren, auch wenn gar keiner liegt“, sagt Hitzer. Je weniger es von der weißen Pracht gibt, umso mehr muss man sich im Winter einfallen lassen.

Das ist nicht nur Hitzers Credo, sondern davon sind immer mehr Akteure in der Sächsischen Schweiz überzeugt, die vom und mit dem Tourismus leben. „Davon profitieren auch die Einheimischen“, sagt Gundula Strohbach, die Geschäftsführerin der Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH (BSKT). Zum einen würde es die Arbeitsplatzsituation verbessern, wenn viele ganzjährig beschäftigt werden können. Zum anderen verbessert das größere Freizeitangebot auch die Lebensqualität in der Region.

Im Winterdorf Schmilka soll vom 1. Januar bis 31. März an jedem Tag und Abend etwas los sein. Vom Glühweinplausch am Lagerfeuer über Aktionen in Brauerei, Backstube und Mühle bis hin zu Kultur am Abend. „Da werden wir Wochenprogramme zusammenstellen mit Kabarett, Musik, Filmnächten, Pokerabenden oder Lesungen“, sagt Hitzer. Das Programm für die ersten Wochen werde demnächst veröffentlicht. Natürlich will er damit seine Unterkünfte füllen. Es gibt aber auch Tickets für Lokalmatadore, wie er es nennt. Für 49 Euro kann man auch ohne Übernachtung die Sauna und den Glühweinplausch am Lagerfeuer genießen, bekommt ein Vier-Gänge-Menü und Kultur am Abend. Es gebe zwar schon viele Buchungen. Unternehmer Hitzer ist aber klar, dass sich das Winterdorf erst mal etablieren muss.

Das ist auch nur eine Initiative, die bei der Winterbelebung in der Sächsischen Schweiz helfen soll. Dass die idyllische Landschaft nicht zwangsläufig in Winterschlaf fallen muss, zeigt auch das erweiterte Programm, das die BSKT in den Tourist-Informationen und im Aktiv-Zentrum am Markt anbietet. „Das Gute ist: Es wird auch schon nachgefragt“, sagt Gundula Strohbach. Offenbar kämpft auch nicht jede Kommune für sich, sondern betrachtet die Angebote der anderen auch als Bereicherung für die eigenen Gäste und Bewohner.

Angebote vernetzen

So wird in Bad Schandau unter anderem auch auf die Kunsteisbahn in Königstein hingewiesen. Das alles noch besser zu vernetzen, beispielsweise mit den Kulturangeboten, die seit einiger Zeit in Kurort Rathen im Winter auf die Beine gestellt werden, hat sich auch der Tourismusverband Sächsische Schweiz vorgenommen. Auf der Homepage wird auf Dutzende Veranstaltungen pro Woche hingewiesen, darunter sind auch die Spiele-Wochen, die schon seit Längerem im Winter in der Sächsischen Schweiz angeboten werden.