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Bad Schandau ist Vorreiter beim Breitbandausbau

Die erste Kommune nutzt Fördermittel für schnelles Internet. Doch nicht jeder Haushalt profitiert gleichermaßen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Thomas Kunack ist sichtlich erleichtert. Der junge Bürgermeister von Bad Schandau hat es zusammen mit seiner Verwaltung und dem beauftragten Beratungsbüro Innok geschafft, einen Vertrag mit der Telekom Deutschland GmbH zum Ausbau des schnellen Internets in unterversorgten Gebieten abzuschließen. Damit ist die Stadt die erste Kommune im Landkreis, die mit Fördermitteln den Ausbau vorantreibt. Gleichzeitig ist sie auch eine der letzten, die über die alte Richtlinie „Dios“ gefördert wird. Lediglich Altenberg und Glashütte hatten es auch noch geschafft, in diesem Jahr noch einen Förderbescheid zu erhalten. Dort wird es demnächst auch Vertragsunterschriften geben. Alle anderen Kommunen müssen einen anderen Weg über neue Förderprogramme gehen. Bad Schandau war bisher so gut wie überall unterversorgt. Von dieser Kategorie wird gesprochen, wenn weniger als 30 MBit/s anliegen. „Wir haben aber sogar Gebiete, wie etwa Schmilka oder Ostrau, wo so gut wie gar nichts anliegt“, sagt Bürgermeister Kunack (WV Tourismus). Die Telekommunikationsanbieter haben dort keinen Netzausbau betrieben, weil er sich nicht rechnet. Die Investitionskosten wären nicht wieder hereingekommen. Diese Investitionslücke wird nun mittels Fördermitteln geschlossen. Vom Freistaat kommen 420 000 Euro, vom Bund 80 000 Euro, die Stadt schießt 60 000 Euro zu.

Die Telekom wird damit bis Juni 2018 rund 17 Kilometer Glasfaserkabel verlegen und 30 Multifunktionsgehäuse errichten. „Fast 1 900 Haushalte und Betriebe können dann Breitband-Anschlüsse nutzen“, erklärt Hendrik König, der Verantwortliche für Infrastrukturvertrieb bei der Telekom. Telefonieren, surfen im Internet und fernsehen sind dann gleichzeitig möglich.

Einen hundertprozentigen Anschluss aller Haushalte wird es aber nicht geben. Im Kirnitzschtal endet der Ausbau beispielsweise am Straßenbahndepot. Auch in anderen ortsfernen Splittersiedlungen wie etwa am Krüftelweg in Ostrau kann die Telekom keine Geschwindigkeit von 30 MBit/s garantieren. Verbessern wird sich die Internetverbindung dort trotzdem, erklärt Hendrik König. Bisher waren diese Haushalte über Kupferkabel mit der örtlichen Vermittlungsstelle an der Hohnsteiner Straße in Rathmannsdorf verbunden. Die sogenannte Kabeldämpfung sorgte dafür, dass in Schmilka oder Ostrau kaum noch Leistung ankam. Jetzt werden 30 Verteiler im Stadtgebiet gebaut, die über Glasfaserkabel mit der Vermittlungsstelle verbunden sind. Damit wird die Strecke, auf der die Übertragungsrate durch Kupfer gedämpft wird, für alle Haushalte kürzer.

Ab sofort holt sich die Telekom alle Genehmigungen für ihre Kabeltrassen ein. Der sichtbare Baubeginn ist im Mai 2017 vorgesehen. „Bis zum ersten Haushaltsanschluss brauchen wir aber mindestens zwölf Monate“, sagt Hendrik König. „Das würde also unser Weihnachtsgeschenk für die Bürger im nächsten Jahr werden“, sagt der Bürgermeister vorausblickend. Auch wenn die Telekom für den Netzausbau sorgt, sind Endabnehmer nicht verpflichtet, ausschließlich deren Produkte zu bestellen. Es handelt sich um das sogenannte Vektoring und damit über ein offenes Netz, über das jeder Wettbewerber seine Angebote leiten kann. Geplant ist, die Ortsteile schrittweise zuzuschalten, je nach Fertigstellung des Ausbaus.

Die neue Förderrichtlinie bietet einen höheren Fördersatz, verlangt aber auch einen höheren Ausbaugrad. „Das hätte Tiefbauarbeiten erfordert, die das Projekt insgesamt erheblich verteuert“, sagt der Bürgermeister. Unter dem Strich wären mehr Eigenmittel nötig gewesen, die die Stadt aber nur schwer hätte aufbringen können.