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Bad feiert seinen Gründer

Friedrich Eduard Bilz wollte Naturheilkunde für jedermann. Am Sonnabend wurde er beim Bilzbadfest gefeiert.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Radebeul. Gleich dreimal war der Naturheilkundler am Sonnabend im Bilzbad anwesend. Zu seinem 175. Geburtstag wollte er wohl lieber einmal zu viel als einmal zu wenig dabei sein. Das passt zu seinem Naturell, denn Friedrich Eduard Bilz soll ein sehr geschäftstüchtiger und zugleich kontaktfreudiger Mensch gewesen sein. In historischen Kostümen des 19. Jahrhunderts schritten unter anderem die Mitglieder des Dorf- und Schulvereins Radebeul-Naundorf über das Bilzbadgelände.

Das war nicht nur sehr feierlich und tauchte das mittlerweile modernisierte Freibad in längst vergangene Zeiten. Es war, unter den Zylindern und Fracks, auch sehr warm. „Das hätte ihm gefallen“, sagt Heidelore Geistlinger. Bei diesem tollen Wetter und so vielen Leuten, die extra in Kostümen gekommen sind, seinen Geburtstag zu feiern. Sie hat 1994 den Bilz-Bund für Naturheilkunde gegründet und führt mit ihrem Mann das Bilz-Kurhotel oberhalb des Bades.

Das Bilzbadfest ist das erste seit vielen Jahren, sagt Titus Reime, Geschäftsführer des Städtischen Sportstättenbetriebes Radebeul. Mit ungefähr 2 500 Besuchern rechnet er an diesem Wochenende. „Das Fest ist auch eine tolle Werbung für unser Bad, da auch Gäste aus Dresden kommen“, sagt er. Um das Festprogramm haben sich unter anderem der Kneipp-Verein und der Bilz-Bund gekümmert. „Heute wird auch der neue Barfußpfad eröffnet“, sagt der Sportstättenchef.

Für den interessieren sich vor allem die in Kostümen steckenden Damen. Bei dem Pfad geht es um das sinnliche Erleben des nackten Fußes auf unterschiedlichen Materialien. Dafür wurde der Pfad unter anderem mit Kies, Eicheln, Sand und Kastanien ausgelegt. Er wird auch nach dem Bilzbadfest für die Badegäste zur Verfügung stehen. Genauso wie der neue Trinkbrunnen und die Möglichkeit einer Vibrationsmassage.

Auch Reinhard Geistlinger weiß viel über den Mann, der 1842 in Arnsdorf bei Penig geboren wurde. Seine Frau Heidelore, die selbst Ärztin ist und sich der Naturheilkunde und Bilz verschrieben hat, muss ihn da wohl angesteckt haben. Beim Bilzbadfest erklärt er den Besuchern die Undosa-Wellenmaschine, für die das Bad berühmt ist. Einmal stündlich ertönt die Glocke. Dann heißt es rein ins Wasserbecken und hüpfen, denn die Welle inklusive Schaumkronen ist schnell und hoch. Bei der Führung an der historischen Wellenmaschine, die unterhalb des Wasserbeckens in einem kühlen Raum steht, erklärt Reinhard Geistlinger die Funktionsweise. In einen Schacht, der mit Wasser gefüllt ist, wird ein Kolben hineingetrieben. So wird das Wasser verdrängt und strömt dann durch ein Loch in das Wasserbecken. Durch den Aufprall der Wassermassen entsteht die Welle, wegen der die Badegäste seit 105 Jahren in das Bilzbad kommen.

Eduard Bilz hatte auf der ersten Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Sachsen ein solches Wellenbasin gesehen. Für ihn stand fest, dass er so eines nach Radebeul holen wollte. Nur ein Jahr später ertönte die Glocke im Undosa-Wellenbad zum ersten Mal. Bilz hatte sich damit den Traum erfüllt, eine bis dahin neuartige Volksgesundheitsstätte zu schaffen, die sich jeder leisten konnte.

Doch Bilz war schon vor dem Bau seines Wellenbades berühmt und reich geworden. Nur so konnte er das Bad überhaupt finanzieren. Renate Schmiedel und Margot Kreschnak wissen noch womit: „Wir sind mit Bilz groß geworden“, sagt Renate Schmiedel, die in einem schwarzen Kostümkleid steckt. „Wenn wir krank waren, haben unsere Eltern und Großeltern in das Bilz-Buch geschaut“, sagt sie. Schon als Kinder haben die Radebeulerinnen auch das Freibad oft besucht. Das Buch, das Bilz mit Unterstützung von Medizinern 1888 herausbrachte, wurde über drei Millionen Mal verkauft und machte ihn zu einem reichen Mann. In dem Werk beschrieb er unter anderem die positive Wirkung der Natur auf die Gesundheit. „Er hat das einfach und verständlich gemacht, mit Zeichnungen, damit es jeder versteht und anwenden kann“, sagt Reinhard Geistlinger.