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Babisnauer Pappel wird Kalenderstar

Das Jubiläum 2018 wirft erste Schatten voraus. Ein Leipziger Fotograf nimmt das Wahrzeichen als Motiv in seine Auswahl auf.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Sie ist ein über die Region hinaus bekanntes Wahrzeichen und ein beliebtes Ausflugsziel mit wunderschönem Ausblick – die Babisnauer Pappel. Und nun wird die berühmte Schwarzpappel auch zum Kalenderstar. Der Leipziger Fotograf Hans-Jürgen Reinhardt hat den markanten Baum im Frühling während der Rapsblüte fotografiert. Das Bild ziert dann eines der zwölf Blätter des Baumriesen-Kalenders 2018.

Hans-Jürgen Reinhardt mag die Schwarzpappel als Fotomotiv.
Hans-Jürgen Reinhardt mag die Schwarzpappel als Fotomotiv.

Der 59-Jährige ist gelernter Gärtner, bei ihm im Garten wachsen fast 1 000 Rosen. Die Fotografie hat er für sich nach der Wende entdeckt. 1996 begann er mit seinen Kalendern. Dazu suchte er auch für die neue, 22. Auflage „Baumriesen“, deren Stamm mindestens einen Durchschnitt von zwei Meter haben sollten. Inzwischen ist die Fotografie sein zweites Standbein – neben der Tätigkeit als Baumpfleger.

Jedes Jahr bringt der Leipziger die Baumriesen-Kalender heraus – in jedem der ostdeutschen Flächenbundesländer. Um möglichst viele neue Motive für die fünf regional unterschiedlichen Kalender zu finden, fährt er mit seinem Auto rund 20 000 Kilometer quer durch den Osten Deutschlands. Immer mit dabei: seine Pentax-Mittelformatkamera. „Mit Digitalkameras kann ich nichts anfangen, ich setze auf analog“, so der Autodidakt, der mit der Zeit die Mittelformatkamera für sich entdeckt hat und nicht mehr wechselte. „So ist die Schönheit und der Detailreichtum auch im gedruckten Baumkalender zu sehen.“

Die von ihm ausgewählten Fotos lässt er dann digitalisieren, ehe die mit ein paar prägnanten Informationen gespickten Bilder in den Druck gehen. Das Internet nutzt Reinhardt eigentlich nur für den Vertrieb seiner Fotokalender. Er sagt, in Sachsen würden jährlich 2 000 Stück bestellt.

Für 2019 hat er auch schon Ideen. Aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge könnte es eine markante Linde aus Ulbersdorf nahe Sebnitz in die Bildersammlung schaffen. Oder vielleicht auch die alte Ulme an einem Teich bei Polenz in Neustadt, deren Stamm rund sechs Meter Umfang habe. „Es gibt wirklich viele schöne Bäume in Sachsen“, sagt Reinhardt. Dazu zählt auch die Babisnauer Pappel.

Dass die Motiv-Auswahl des Flächennaturdenkmals, das sich an der Grenze zwischen dem Bannewitzer Ortsteil Golberode und dem Kreischaer Ortsteil Babisnau befindet, mit zwei Jubiläen zusammenhängt, war nicht ausschlaggebend, so Reinhardt. Dieses Jahr vor einem halben Jahrhundert hatte ein Gewittersturm etwa ein Drittel der Baumkrone zerstört. Und 2018 jährt sich die Pappelpflanzung zum 210. Mal.

Eine Ausstellung zum Geburtstag?

Das Zusammenfallen mit der jetzigen Bildauswahl sei Zufall. „Ich suche immer nach neuen Motiven, auch weil ich viele Stammkunden habe, und eigentlich hatte ich die Babisnauer Pappel schon einmal für meinen ersten Kalender fotografiert. Das war 1996“, sagt der Leipziger. „Doch die Pappel als Motiv ist sehr schön, deshalb habe ich sie für den Kalender 2018 ausgewählt.“

In den rund zwei Jahrzehnten zwischen den beiden Bildern habe sich einiges getan. „Damals war sie noch etwas höher, und es wird wohl nicht mehr so lange dauern, bis die daneben gepflanzte Eiche sie eingeholt hat.“ Die Bismarck-Eiche war 1890 dort gepflanzt worden – 82 Jahre, nachdem Gutsherrn Johann Gottlieb Becke die Schwarzpappel als Grenzmarke gesetzt hatte.

Zehn Jahre nach dem großen runden Jubiläum will die Ortsgruppe des Landesvereins Sächsischer Heimatsschutz wieder daran erinnern. Der Verein hatte die Pappel Mitte der 1990er-Jahre gekauft und kümmert sich seither um die Pflege. Die beiden Mitglieder der Babisnauer Gruppe, Steffen Ruhtz und Magdalena Flügge, überlegen bereits, wie man das 210. Jubiläum feiern könnte. Womöglich wird wieder die private Ausstellung zu der Pappel gezeigt.

Eine andere Idee ist es, die 2008 veröffentlichte Broschüre des Landesvereins „Die runde Pappel zu Babisnau“ neu aufzulegen. „Seit damals ist doch wieder einiges passiert“, sagt Magdalena Flügge. „Ob das klappt, ist in erster Linie eine Geldfrage.“

Wenn es 2018 an dem beliebten Ziel für Wanderer und andere Ausflügler sogar eine kleine Feier geben sollte, würde vielleicht auch Fotograf Reinhardt vorbei kommen, sagt er: „Das kann ich mir vorstellen.“