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B-Bus auf Abwegen

Wegen Baustellen büßt der Demianiplatz in Görlitz eine Bushaltestelle ein. Und nächste Änderungen sind schon in Sicht.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ralph Schermann

Wer in die Innenstadt will, muss sich in den nächsten Monaten möglichst etwas eher auf die Socken machen. Denn Baustellen führen diesmal nicht nur zu Stress bei Kraftfahrern, sondern verlangen auch von manchem Nutzer des städtischen Nahverkehrs eine neue Orientierung. Das Nadelöhr ist dabei rund um Post- und Demianiplatz zu suchen. Und schon morgen, am 23. März, geht es los. Verkehrszeichen für die Umleitungen und Hinweistafeln für Fahrgäste stehen längst bereit.

Die Planung: Auf Schützenstraße und Postplatz wird umfangreich gebaut

Zuerst wandelt sich die Baustelle Schützenstraße. War sie bis heute noch halbseitig befahrbar, ist sie bald komplett dicht. Nun wird sie zwischen Bismarckstraße und Dr.-Kahlbaum-Allee unter Vollsperrung saniert. Anlieger, zum Beispiel die Zollverwaltung, bekommen durch die Baufirma Informationen, wie und wann die Grundstücke trotzdem erreichbar sind. Dazu kommt der Ausbau der Ampelkreuzung bis zu 20 Meter in die Schützenstraße in Richtung Postplatz. Die Ampel wird vorübergehend stillgelegt und der Verkehr zwischen Bismarckstraße und Mühlweg mit einer eigenen Baustellenampel geregelt. Die Durchfahrt dort ist zwar möglich, etwas Stau aber bereits programmiert.

Voraussichtlich Ende April wird die Schützenstraße Richtung Postplatz wieder befahrbar sein, heißt es aus dem Rathaus. Dann aber eher nur als Sackgasse. Denn dann beginnen die Arbeiten des nächsten Bauabschnittes Postplatz. Wasser-, Strom- und Gasleitungen sowie letztlich die Straßendecke werden im hinteren Teil erneuert. Ein Abschnitt gehört dem Postplatz zwischen Jakob- und Konsulstraße, einer führt weiter vorbei am Parkhaus bis zum sogenannten Kirchplatz.

Diesen Namen gaben die Bauplaner dem Gebiet zwischen Post, Frauenkirche und C&A-Modehaus. Dort starten ebenfalls Ende April für einige Wochen archäologische Untersuchungen des Untergrundes. Eines indes haben sich die Bauleute vorgenommen: Die Zufahrt zum Parkhaus City-Center sowie der dort erforderliche Lieferverkehr wird immer gewährleistet, wenn auch mit oft wechselnden Zufahrten und Umleitungen. Dass abschnittsweise gebaut wird, liegt dabei aber auch darin begründet, jederzeit Rettungswege für die Feuerwehr zu garantieren.

Die Auswirkung: Der Stadtbus fährt anders, Fahrgäste bekommen Probleme

Ob einzelne Abschnitte oder gleich Gesamtsperrung – für den Stadtbusverkehr wird das ein Problem. „Es wird uns bis Ende 2018 begleiten“, sagt der Leiter Betrieb der Verkehrsgesellschaft Görlitz (VGG), Norbert Weigt. Während der deutsch-polnische P-Bus die beiden Haltestellen Demianiplatz und Bahnhof über alle Umleitungen bedienen kann, hat die Stadtbuslinie B mit ihrem dichten Haltestellennetz während der Baustellen keine Chance, von und nach der Richtung Rauschwalde den Demianiplatz zu erreichen. Würde der B-Bus das über Umleitungen versuchen, müssten täglich ein Fahrzeug und mindestens zwei Mitarbeiter zusätzlich eingesetzt werden.

Um wirtschaftlich zu bleiben, gilt deshalb ab morgen eine erheblich veränderte Linienführung für den B-Bus in der Görlitzer Stadtmitte: James-von-Moltke-Straße – Bismarckstraße – Klosterplatz – Obermarkt – Platz des 17. Juni – Grüner Graben. Es werden folgende Haltestellen bedient: Mühlweg (wie bisher), Bismarckstraße/Kreuzung Struvestraße (als Ersatz für den Demianiplatz), Jägerkaserne (wie bisher). Weil die Busse beim Abbiegen in den Klosterplatz ausschwenken müssen, wird der Obermarkt zu einem verkappten Kreisverkehr umgestaltet.

Dafür werden beide Fahrstreifen zu Einbahnstraßen. Die Fahrgäste müssen rechtzeitig daran denken, dass es nun keinen Umstieg am Demianiplatz mehr gibt. Vom Klinikum will die VGG als Ersatz den Umstieg zwischen den Linien B und 3 an der Jägerkaserne gewährleisten, zum Klinikum am Heiligen Grab. Von und nach Rauschwalde warten die Fahrzeuge aufeinander am Südausgang. Zumindest bis Ende April aber kann es auch dabei zu Verschiebungen kommen. „Denn die Baustellenampel an der Kreuzung Mühlweg/Schützenstraße kann auch für den Stadtbus Behinderungen bringen“, bedauert Norbert Weigt, und er bittet schon jetzt alle Fahrgäste um Verständnis.

Die Zukunft: Auch 2018 wird der Bus ausgebremst – dann sogar die Bahn

Zumindest bleiben die Abfahrzeiten unverändert. Auch ändert sich für keinen anderen Bus sowie für die beiden Bahnlinien etwas. Das aber ist nicht der letzte Schritt. Wenn nämlich 2018 die Bauarbeiten den Kirchplatz umgestalten, werden dort auch die Schienen ausgetauscht und das Gleisdreieck hinter der Post in abgespeckter Form neu angelegt. „Dann kommt zur Busumleitung auch noch ein Schienenersatzverkehr für die Straßenbahn hinzu“, blickt Norbert Weigt schon zwölf Monate voraus.

Viel näher dagegen macht ihm aber etwas anderes Kopfzerbrechen – das Altstadtfest. Aus dem Rathaus heißt es: Ja, der Obermarkt ist dafür vom 24. bis 28. August dicht, während andere Veranstaltungen (Tippelmarkt, Viathea) den Obermarkt in diesem Jahr auslassen. Wie an den fünf Tagen der B-Bus fahren wird, ist noch offen. Möglicherweise wird es eher Zubringerbusse aus allen Richtungen geben.

Die weiträumige Umleitung der wichtigsten Stadtbuslinie wird zu einer Herausforderung für VGG und Fahrgäste gleichermaßen. Wie letztere sich an veränderte Strecken aber auch gewöhnen können, zeigt der Schlenker, den der B-Bus wegen der gesperrten Blockhausbrücke schon seit Jahren über Sattig-, Bahnhof- und Schillerstraße fahren muss. Vor allem die Ersatz-Haltestelle Schillerstraße entwickelte sich dabei zu einer Nutzung durch Fahrgäste, die vorher nicht mit dem B-Bus fuhren. Der Halt Demianiplatz freilich wird fehlen.