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B 169 wird mautpflichtig

Spediteure müssen ab Juli zwischen dem Abzweig Glaubitz und Seerhausen für ihre Lkw zahlen. Weshalb das für den Weiterbau problematisch sein könnte.

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© Sebastian Schultz

Von Jens Ostrowski und Maria Fricke

Spediteure und Unternehmer müssen ab dem 1. Juli auch auf der B 169 blechen. Wie der Bundestag beschlossen hat, sollen dann weitere Bundesstraßen mautpflichtig werden. Darunter fällt auch die B 169 mit ihrem rund elf Kilometer langen Teilbereich zwischen dem Abzweig Glaubitz und Seerhausen.

Die seit 2005 auf Autobahnen erhobene Lkw-Maut wird seit dem Jahr 2012 bereits auf 1200 Kilometern Bundesstraße fällig. Sie betrifft derzeit noch Lkw ab einem Gesamtgewicht von zwölf Tonnen. Ab Oktober aber werden auch kleinere Lkw zahlen müssen. Der Bund weitet das System dann auch auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen aus. Und auch die nun für Juli bevorstehende Ausweitung ist noch nicht das Ende. 2018 sollen alle Bundesstraßen mautpflichtig werden. Beschließen will das der Bund im Sommer nächsten Jahres.

Heiko Elsner-Reichow findet die Maut im Allgemeinen zwar in Ordnung. Aber er würde sich wünschen, dass das eingenommene Geld auch wirklich wieder für Infrastruktur und Straßenbau verwendet wird. „An den Autobahnen fehlen Halteplätze, die Parkplätze sind abends immer voll“, kritisiert der Logistik- und Verkehrsleiter von Elsner Transport und Logistik mit Sitz in Naunhof bei Leisnig.

Wie hoch die zusätzlichen Kosten sind, die auf das Unternehmen zukommen, kann Elsner-Reichow noch nicht abschätzen. Gut 40 Laster sind für die Firma unterwegs. Im vergangenen Jahr hat die Maut für diese rund 400 000 Euro gekostet. „Die tagtäglichen Strecken sind ja noch kalkulierbar, aber wenn die Fahrer jeden Tag eine andere Strecke fahren, ist das nicht mehr so“, schildert der Logistik- und Verkehrsleiter. Und gerade diese Strecken seien die Mehrheit.

Auch auf der B 169 zwischen Abzweig Glaubitz und Seerhausen ist der Fuhrpark von Elsner unterwegs. „Wir beliefern Kunden in Riesa und Großenhain, da gibt es für uns keine Alternative“, erklärt Heiko Elsner-Reichow. Die Mehrkosten wird das Unternehmen wohl oder übel auf die Kunden umlegen müssen, trotz Konkurrenzdruck aus dem Ausland. „Aber wir als Firma können sie nicht tragen.“

Im deutschlandweiten Schnitt – je nach Schadstoffklasse und Größe des Fahrzeugs – kostet der Kilometer Bundesstraße den Spediteuren bislang 17 Cent. Das wären 1,87 Euro pro Fahrt auf der B169 zwischen Glaubitz und Seerhausen. Nur für einen Lkw, der die Strecke täglich nutzt, fallen also bei 300 Arbeitstagen im Jahr über 560 Euro an. Weitere mautpflichtige Strecken, die er auf seinen Wegen nutzt, kommen noch oben drauf. Von diesen Kosten dürften vor allem Industriebetriebe und ihre Subunternehmen in der Region betroffen sein. Laut der letzten Verkehrszählung aus dem Jahr 2012 fahren montags bis freitags täglich rund 3 600 Lkw zumindest über die Riesaer Elbbrücke – und damit in den künftig mautpflichtigen Bereich.

Riesas CDU-Stadtrat Kurt Hähnichen, seit Jahren als unermüdlicher Kämpfer für den B 169-Ausbau bis Döbeln bekannt, befürchtet neben den hohen Kosten für Spediteure noch ein anderes Problem. Nämlich, dass sich die Lkw Ausweichstrecken suchen und möglicherweise wieder die alte Bundesstraße zwischen Riesa und Seerhausen nutzen. „Das wäre nicht nur für die Anwohner ein Problem“, sagt Hähnichen. „Wenn die Lkw jetzt in Massen nach Ausweichrouten suchen, tauchen sie in den Verkehrszählungen nicht mehr auf, was uns bei der Argumentation für den weiteren Ausbau der neuen B 169 Schwierigkeiten bereitet.“

Damit das nicht geschieht, will die Stadt Riesa die Verkehrssituation ab dem 1. Juli ganz genau beobachten. „Wir sind als Stadt von Toll Collect informiert worden. Die Stadt Riesa muss den Fakt so zur Kenntnis nehmen, es ist ja Bundesrecht. Ich habe auch den Ortschaftsrat Oelsitz informiert. Natürlich werden wir das ab Juli aufmerksam beobachten. Wenn es zu Ausweichverkehr größeren Ausmaßes kommt, müssen wir prüfen, ob und wie wir im Riesaer Straßennetz reagieren können“, sagt Baubürgermeister Tilo Lindner.

Elsner-Reichow indes glaubt nicht, dass seine Fahrer sich einen anderen Weg suchen werden. „Wir müssen immer den kürzesten Weg fahren, der Zeitverlust ist sonst nicht mehr aufzuholen“, meint der Verkehrs- und Logistikleiter aus Naunhof. „Wir können nur neun Stunden fahren, da ist jede Minute kostbar.“

Bislang bringt die Maut dem Staat bis etwa 4,5 Milliarden Euro pro Jahr.