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Azubis sägen in der Heide um die Wette

Die künftigen Forstarbeiter beweisen ihr Können. Sie haben die Chance auf die Weltmeisterschaft.

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Von Kathrin Kupka-Hahn

Ein lautes Knattern durchdringt die Stille im Wald nahe der Baumschule in Bühlau. Eine Säge wurde angeworfen. Der Motor heult immer wieder auf. Dann erklingt das Komando „Auf die Plätze fertig los“. Maximilian Götze nimmt die knatternde Maschine und schneidet eine Scheibe vom Baumstamm. Wie durch Butter gleitet das Sägeblatt durch das Holz. Kurze Pause, dann wechselt der 19-Jährige zum nächsten Stamm. Erneut fliegen Sägespäne. Der Geruch von Motorenöl und frisch geschnittenem Holz breitet sich aus. Nach exakt 35,32 Sekunden kehrt wieder Ruhe im Wald ein. Skeptisch begutachtet Maximilian sein Werk. „Ganz gerade ist es nicht. Auch habe ich vergessen, beim Wechsel zwischen den Baumstämmen die Kettenbremse einzulegen“, sagt der angehende Forstwirt. Das gibt Punktabzug, obwohl er beim Sägen unter den vorgegebenen 40 Sekunden geblieben ist.

Der Forstwirt-Azubi Maximilian Götze zeigt seinem Ausbilder Thomas Küchle, wie präzise er mit der Motorsäge umgehen kann. Innerhalb von 40 Sekunden muss er eine drei bis acht Zentimeter starke Scheibe sägen. Fotos: Katja Frohberg (2)
Der Forstwirt-Azubi Maximilian Götze zeigt seinem Ausbilder Thomas Küchle, wie präzise er mit der Motorsäge umgehen kann. Innerhalb von 40 Sekunden muss er eine drei bis acht Zentimeter starke Scheibe sägen. Fotos: Katja Frohberg (2)

Der gebürtige Zittauer ist einer von vier Lehrlingen, die sich im Forstrevier Dresden dem aktuellen Berufswettbewerb stellen. Alle zwei Jahre richtet der Bauernverband diesen unter anderem für die Forstwirt-Azubis aus. André Salm vom Staatsbetrieb Sachsenfort betreut die theoretischen Tests, während Forstwirt Thomas Küchle, ebenfalls vom Staatsfrost, für den praktischen Teil zuständig ist. Der Sieger qualifiziert sich für die Sachsenmeisterschaften. Von dort geht es weiter über den Wettstreit auf Bundesebene bis zu den Weltmeisterschaften.

Die Teilnehmer müssen in dem schriftlichen Test unter anderem Fragen zur Allgemeinbildung, zur Arbeitssicherheit und zur Waldbiologie beantworten, und auch rechnen. Zum Beispiel wie viel Nutzholz beim Fällen einer bestimmten Waldfläche geerntet werden kann. „Es hätte besser sein können“, sagt Ausbilder Salm. Auch in Sachen Baumkunde haben die Dresdner Azubis noch Nachholbedarf. Sie sollten an Zweigen im Winterzustand die Baumsorte bestimmen. „Das kann man an Knospen und Rinde ganz einfach erkennen“, sagt Thomas Küchle.

Dass Theorie nicht seine Stärke ist, stört Maximilian Götze nicht. „Für mich stand schon immer fest, dass ich im Freien arbeiten möchte.“ Schon als Kind war er lieber im Wald unterwegs, als zu Hause zu lernen. Seit zwei Jahren ist er jetzt Lehrling beim Sachsenforst im Revier Dresden. Bis heute hat er noch keinen Tag bereut. Am besten gefällt ihm, wenn Bäume gefällt werden. „Damit das gelingt, müssen schon vorher einige Sachen stimmen“, sagt er. So muss beispielsweise der richtige Schnitt am Baum angebracht werden. Dass er das beherrscht, musste Maximilian ebenso wie die anderen Teilnehmer des Berufswettbewerbs unter Beweis stellen – aus Kosten- und Zeitgründen jedoch an einem Modellbaum. „Bei allen haben Fällwinkel und Richtung gut geklappt“, schätzt Ausbilder Küchle zufrieden ein.

Schwieriger gestaltete sich die Disziplin Kettenwechsel an der Motorsäge. Weniger wegen des Könnens. Inzwischen sitzt bei den Azubis jeder Handgriff an der Säge. Auch das vorgeschriebene Erste-Hilfe-Päckchen haben alle dabei. „Bei der Kälte werden die Finger steif“, sagt Maximilian. Ansonsten konnte den vier jungen Männern die winterliche Kälte nur wenig anhaben. Sie sind die kalten Temperaturen gewohnt und tragen wetterfeste Arbeitskleidung. „Außerdem bewegen wir uns ja den ganzen Tag“, sagt Maximilian. Zum Sieg haben seine Punkte nicht gereicht. Zu den sächsischen und internationalen Meisterschaften fährt Paul Schanz, ein Lehrling vom Domkapitel St. Petri Wilthen.