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Autos zum Spielen

Der Sachsen-Treff der Super-Seven lockte am Wochenende viele Zuschauer. Sogar der OB reißt sich dafür aus dem Rathaus los.

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© Andreas Weihs

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Die Leidenschaft ist gelb, golden oder grün. British-Racing-Green. Pünktlich um 12 Uhr rollt sie auf den Großenhainer Hauptmarkt und sorgt dabei sofort für Aufsehen: „Papa, spielen die Onkels jetzt mit den Autos“, fragt ein kleines Mädchen ungläubig und zeigt auf die acht ungewöhnlichen Flitzer. Blitzblank poliert stehen die ihr tatsächlich nur bis zur Schulter reichenden, 95 Zentimeter hohen Wagen in der Mittagssonne und scheinen das Aha-Erlebnis der Passanten zu genießen. Mehr noch natürlich deren Eigentümer. Aus ganz Sachsen sind die Mitglieder des Stammtisches „Super-Seven“ an diesem Wochenende zusammengekommen. Gemeinsam wollen die Frauen und Männer Zeit verbringen, über dieses und jenes schwatzen und vor allem bei allerbestem Sommerwetter eines tun: Tatsächlich mit ihren Autos spielen, indem sie mit ihnen durch das Großenhainer Land fahren.

Die wenigsten im Straßenverkehr zu sehen

Doch noch ist es nicht soweit. Noch stehen die Gefährte, von denen es deutschlandweit lediglich 3 000 gibt, auf dem Markt und dürfen betrachtet werden. Dass ihre individuellen vierrädrigen Stücke ein Hingucker sind, wissen deren Inhaber und registrieren es mit berechtigtem Stolz. „Es ist nun mal so, dass die wenigsten dieser Fahrzeuge im Straßenverkehr zu sehen sind. Insofern ist es für die Leute tatsächlich etwas Besonderes, unsere Wagen hier aus nächster Nähe betrachten zu können“, erklärt Kai Haberkorn.

Der 30-Jährige ist der Vorsitzende des Stammtisches „7Saxonia“. 15 Jahre ist es her, da der Oberlungwitzer seine Begeisterung für die eigentlich aus England stammenden Sportwagen zum Selberbauen entwickelte. Während andere junge Männer den Traum vom konservativen Volkswagen oder aufgetunten Opel träumten, wollte Kai Haberkorn eines Tages unbedingt selbst einen Super Seven sein Eigen nennen. Erfunden vom Gründer der legendären Rennsportmarke Lotus, dem Engländer Colin Chapman, vor beinah 60 Jahren. Gleich nun, ob das zweisitzige, zumeist offene Auto, eher spartanisch ausgestattet ist und durch seine leichte Bauweise nicht unbedingt jedem drohenden verkehrlichen Scharmützel standhalten kann. Gleich nun, ob der Nutzer eine gewisse Gelenkigkeit mitbringen muss, um nicht gleich beim Einsteigen einen Bandscheibenvorfall zu riskieren und darauf achten muss, dass sich seine Füße nicht in einer Art engem Tunnel unterm Lenkrad verheddern. Ganz egal. Zu sehr faszinierte Haberkorn die Tatsache, sich diesen fahrbaren Untersatz wirklich selbst erschaffen zu können. Immerhin: Dank verschiedener Hersteller ist das möglich.

Flitzer aus dem Baukasten

Nachdem „Lotus“ sich Anfang der 70er Jahre entschieden hatte, sein „Kit-Car-Image“ abzulegen und die Produktionsrechte des Seven an ihren letzten Vertragshändler Caterham Cars zu verkaufen, wird der Wagen als Caterham Seven fortgeführt. Auch wenn sein spezieller Bausatz mittlerweile nicht mehr in Deutschland erhältlich ist, haben sich viele kleinere Firmen wie Irmscher oder das englische Unternehmen Westfield der Produktion von Teilen für die kleinen und leichten Sportwagen verschrieben.

Verschrieben mit viel Herzblut, so wie eben Kai Haberkorn auch. „Ich habe acht Jahre gespart, um mir ein solches Auto kaufen zu können.“ Über Geld reden möchte er, wenn es um seinen grünen Liebling geht, zwar nicht. Aber fest stehe nun mal, dass die Bausätze für „einigermaßen vernünftige Fahrzeuge“ bei gut 12 000 Euro losgingen. Nachdem er 2008 seinen ersten Wagen erworben hatte, besitzt der noch immer sichtlich Begeisterte mittlerweile zwei Caterhams. Haberkorn steht zu seinem Hobby und auch lächelnd dazu, sich wie alle anderen Mitstreiter der bundesweit in 16 zusammengefundenen Stammtischen jedes Jahr aufs Neue nach dem Frühling zu sehnen. Nach der Schrauberei im Winter, der theoretischen Fachsimpelei bei Zusammenkünften, sei es immer wieder schön, den Wagen an frischer Luft auf 220 Kilometer pro Stunde hochzubringen.

Vorlieben, die auch Hans-Georg Oeynhausen gut nachvollziehen kann. Der nunmehr 69-Jährige hatte einst von seiner Tochter ein Buch über Colin Chapmans Konstruktionskünste geschenkt bekommen. „Sie sagte damals zu mir, wenn ich Lust hätte, könnte ich es ja mal selbst versuchen“, erinnert sich Oeynhausen. Der Kfz-Meister wollte tatsächlich und beschäftigte sich fortan intensiv mit dem Bau eines solchen traditionsreichen Sportwagens. Ähnlich seinem Großenhainer Stammtisch-Kollegen, Manfred Moosbauer, war er früher passionierter Motorradfahrer gewesen, mochte nun aber lieber doch aus Sicherheitsgründen ins Auto umsteigen. Nicht in irgendeines freilich. Ein Jahr benötigte der Dessauer, bevor das nunmehr schmucke Fahrzeug wirklich fertig war. Im letzten Jahr brachte es Hans-Georg Oeynhausen nebst Frau Ute sogar 800 Kilometer bis in die Dolomiten.

In die Dolomiten soll es an diesem Sonnabend natürlich nicht gehen. Nachdem alle Fragen der Neugierigen beantwortet sind, und selbst Großenhains OB Sven Mißbach die Gunst der Stunde nutzte und einen Blick auf die Super-Seven geworfen hat, drängt es den Stammtisch nun aber zum Aufbruch. Nächste Station soll das nahe gelegene Moritzburg sein. Neben dem Schloss an diesem Nachmittag sicher um eine Attraktion reicher.