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Automatenbomber schlagen wieder zu

Das Ziel der Täter war dieses Mal ein Zigarettenautomat in Döbeln. Einen Schutz gegen die Pyrotechnik gibt es nicht.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Döbeln. Der Geruch von Knallern liegt noch in der Luft. Rolf Steude hat ihn die ganze Zeit in der Nase, während er den Zigarettenautomaten an der Rößchengrundstraße in Döbeln abmontiert, fast in direkter Nachbarschaft eines Kindergartens. Er ist in der Nacht zum Mittwoch von Unbekannten so stark beschädigt worden, dass er nicht weiter genutzt werden kann. „Der Geräteschaden beläuft sich auf rund 2 200 Euro“, sagt der Automatentechniker, der im Auftrag der Firma Tabak Spezial aus Zeithain die Technik zerlegt.

Eine gewisse Vorarbeit haben die Täter bereits geleistet. Über die Warenausgabe haben sie die Pyrotechnik in den Automaten gebracht. Das Ausgabefach ist zerbeult. Schmauchspuren sind zu sehen. Den Behälter, in dem die Zigarettenpackungen gelagert sind, hat Steude bereits rausgehoben. Er steht auf dem Gehweg. Direkt unter dem Automaten liegen aus diesem weitere Bestandteile, unter anderem eine Plexiglasscheibe.

„Der Automat ist Schrott“, sagt Steude. Und nicht nur das. Auch die Zigaretten, die es dort zu kaufen gab, wandern in den Müll. Wie hoch der Verlust ist, der da zusammenkommt, kann Steude noch nicht sagen. Um die sechs Euro kostetet eine Schachtel Zigaretten derzeit. Die Polizei hat die Firma über die Zerstörung informiert. Es ist nicht der erste Automat von dieser, der mit Pyrotechnik beschädigt worden ist.

Beschädigte Automaten abgebaut

Geklaut haben die Täter in diesem Fall nichts, sagt Daniela Koenig, Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz. Doch durch die eingesetzte Pyrotechnik ist der Automat stark beschädigt worden. Die Beamten haben die Ermittlungen aufgenommen. Es besteht der Verdacht des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Geprüft werden im Rahmen der Ermittlungen auch Zusammenhänge zu anderen derartigen Straftaten, sagt Polizeisprecherin Koenig.

Zuletzt war in der Nacht zum Montag gegen 1.45 Uhr ein Zigarettenautomat an der Ernst-Thälmann-Straße in Ostrau ebenfalls mit Pyrotechnik beschädigt worden. Die Täter schafften es, den Automaten zu öffnen und nahmen Bargeld und Zigaretten mit. Inzwischen ist der Automat der Firma Wolf Tabakwaren abgebaut worden. Er sei nicht mehr zu retten gewesen, so eine Mitarbeiterin. Über den Wert des Automaten spricht sie nicht. Immer mal wieder seien in der Vergangenheit Automaten der Firma, die in ganz Sachsen zu finden sind, mit Pyrotechnik beschädigt worden.

Mit den aktuellen Fällen scheint sich eine Reihe von Anschlägen auf Zigaretten-, Fahrkartenautomaten sowie Blitzer fortzusetzen, die im Jahr 2016 für Aufsehen gesorgt hatte. Bis zu 16 Fälle allein im Raum Döbeln, bei denen Unbekannte mit Pyrotechnik diverse Automaten beschädigt hatten, sind bekannt geworden. Betroffen waren sämtliche Firmen, auch Tabak Spezial aus Zeithain. Alle Fälle ähnelten sich im Tatablauf. Hinzu kamen weitere Beschädigungen von Techniken in Frankenberg und Geringswalde.

Zu einem Teil der Fälle laufen nach Angaben von Polizeisprecher Rafael Scholz von der PD Chemnitz die Ermittlungen noch. Tatverdächtige gebe es bisher keine. Auch zu einem als gestohlen gemeldeten dunklen Audi, der in Zusammenhang mit den Anschlägen zu stehen scheint, gibt es noch keine neuen Erkenntnisse.

An der Rößchengrundstraße in Döbeln wird es in Zukunft keinen Zigarettenautomaten mehr geben. Laut Steude sei kein Neuaufbau geplant. „Das ist meist nicht wirtschaftlich.“ Zwar würden die Automaten schon noch genutzt, aber nicht an allen Standorten laufen sie gut.

Einen Schutz gegen die Pyrotechnik scheint es nicht zu geben. „Die Täter arbeiten unter anderem mit Gas, das sie dann anzünden“, weiß Steude. „Die Automaten sind dagegen schwer zu schützen.“