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Autokorso ab Bischofswerda

250 Fahrzeuge, die man nicht alle Tage sieht, gehen Sonnabend auf Tour. Ausstellung vor dem Start.

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© Rocci Klein

Von Rocci Klein, Ingolf Reinsch und Gabriele Nass

Zweihundertfünfzig Kraftfahrer dürfen mitfahren. Fast doppelt so viele Interessenten haben sich beworben und ein Foto von ihrem Fahrzeug eingesandt. Entschieden wurde bei einer Abstimmung auf Facebook. Wer dort die meisten Stimmen bekam, ist Sonnabend mit dabei beim dritten „Convoy Lausitz“, der 16 Uhr auf dem Bischofswerdaer Altmarkt gestartet wird. Ziel ist der Dresdener Theaterplatz.

Zuvor gibt’s in Bischofswerdas Innenstadt einige Stunden lang ein kleines Volksfest rund um Autos und Motorräder. Besucher können sich die Fahrzeuge anschauen, mit den Fahrern sprechen und bei dem einen oder anderen Fahrzeug gewiss auch einen Blick unter die Motorhaube oder ins Cockpit werfen. Vertreten sind Oldtimer, Youngtimer – also Fahrzeuge, die zwischen 15 und 20 Jahre alte sind – und getunte Wagen der jüngsten Generationen. Ab 12 Uhr werden die ersten Fahrer erwartet. Nicht alle von ihnen haben Platz auf dem Altmarkt. Rathaus-Mitarbeiterin Isabel Seiler: „Dort bekommen wir maximal 80 Fahrzeuge unter.“ Aus der vermeintlichen Platznot machen Stadtverwaltung und Veranstalter eine Tugend – und verwandeln große Teile der Innenstadt in eine Automeile. Auch auf dem Neumarkt und den Zufahrtsstraßen zum Markt werden Teilnehmer am Lausitz-Convoy Sonnabendnachmittag parken.

Bewegung, nicht nur rumstehen

Ein Bischofswerdaer, Patrick Pölchen, hatte die Idee zu diesem Event. Der jetzt 28-Jährige nimmt seit Jahren mit seinen Kumpels an großen Autotreffen, wie etwa dem Bautzener VW-Treffen zu Pfingsten, teil. Doch Patrick Pölchen wollte mehr. Er wollte weg von den Treffen, auf denen die Fahrzeuge „nur so rumstehen“. Er wollte mehr Bewegung in und mit den Fahrzeugen. Er fand die gemeinsame Abfahrt in Bautzen immer so gut, dass er diese Idee ausbaute – und das in seiner Heimatstadt Bischofswerda, die nun schon zum dritten Mal Startort ist. Der Name für ein solches Event war mit dem „Convoy“ schnell gefunden. Im Bischofswerdaer Rathaus stieß er mit seiner Idee im Bereich des Straßenverkehrsamtes auf offene Ohren. „Die Idee kam hier gut an. Die Mitarbeiter haben mir sehr bei der Planung geholfen“, sagt Patrick Pölchen, der mittlerweile auch die amtlichen Finessen einer solchen Fahrt kennt. Denn ab 30 Fahrzeugen handelt es sich um eine Verbandsfahrt. Daher benötigt man hier eine Ausnahmegenehmigung. Hinzu kommen die Sicherheit der Fahrzeuge, die Ausschilderungen sowie die Begleitung durch die Polizei. Alles das bedarf eines immensen organisatorischen Aufwandes, den die Veranstalter ehrenamtlich stemmen. Patrick Pölchen: „Wir sind sehr viele ehrenamtliche Helfer, die den ganzen Tag mit dabei sind, an allen Ecken zupacken und das ganz für lau“.

Geißmannsdorfer Cheforganisator

Patrick selbst ist auf bestem Weg, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er studiere Maschinenbau im Fachbereich Konstruktionstechnik an der Hochschule Zittau/Görlitz. Gleich im Anschluss hing er ein Aufbaumasterstudium im Projektmanagement an der Technischen Universität Dresden an und absolviert derzeit eine Ausbildung zum Prüfingenieur für das Kraftfahrzeugsachverständigenwesen. Bereits als Kind begeisterte er sich für Autos. In seiner Jugend hatte er seine kleine Schrauberwerkstadt in Geißmannsdorf. „Wir haben uns regelmäßig mit ein paar Freunden getroffen und an Autos gebastelt. Anfangs keine großen Sachen. Aber es wurde nach und nach immer mehr. Jetzt besitzt Patrick Pölchen sieben Fahrzeuge. Sein Heiligtum ist ein 95er-BMW M 3 mit wahnsinnigen 286 PS. Eine Rarität in seinem Fahrzeugpark ist auch ein Kleinlieferwagen Framo V901/2, der in den 1950er Jahren in der DDR produziert worden ist. Stolz ist er auch auf seinen weißen 353er Wartburg, Baujahr 1967, der in den vergangenen Wochen auf dem Bischofswerdaer Markt bereits für den Lausitz-Convoy warb. „Diese Automacke habe ich schon seit Ewigkeiten, die wird nie wieder weggehen“, ist sich Patrick Pölchen sicher. Denn an den Autos gibt es immer etwas zu tun.

Übers Internet suchte und fand er Leute, die wie er Lust haben, ein großes Event auf die Beine zu stellen. Einer von ihnen ist Paul Pörschke aus Demitz-Thumitz. Der 24-Jährige studiert Elektrotechnik. Er baute die Website der Veranstaltung zusammen und betreut den Facebook-Auftritt.

Bleibt bei so einem Großereignis für die Veranstalter überhaupt noch Zeit, selbst mitzufahren? „Aber klar“, sagt Patrick Pölchen. In seinem weißen BMW wird er am Sonnabend den Konvoi anführen.

www.convoy-lausitz.de