Merken

Autofahrer sehen nachts Rot

Viele Ampeln in Bautzen bleiben bis Mitternacht an. Der ADAC hat einen Verbesserungsvorschlag.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Wenn Andreas Pahler nachts durch Bautzen fährt, ärgert er sich jedes Mal. Schuld daran sind die roten Ampeln. Dem Autofahrer fällt es schwer, zu akzeptieren, dass er kurz vor Mitternacht noch am Kornmarkthaus warten muss. Und dass, obwohl aus der Schulstraße anders als am Tag gar keine Autos mehr abbiegen. Auch auf der Westtangente muss er in den späten Abendstunden sinnlos rumstehen, meint Pahler. „Dabei könnte man nach 20.30 Uhr in der Stadt alle Ampeln abstellen oder gelb blinken lassen“, sagt er.

Tatsächlich gehen die wenigsten Ampeln im Stadtgebiet vor 22 Uhr aus. Danach sind allerdings viele bis 5 Uhr nicht in Betrieb, teilt die Bautzener Stadtverwaltung mit. Die Stadt hat nicht eine Regelung für alle Ampeln getroffen, sondern diese unterschiedlich programmiert. „Dazu haben wir das Unfallgeschehen, die Verkehrsbelastung, den Schutzbedarf von Fußgängern und die technischen Gegebenheiten jeder einzelnen Ampel geprüft“, erklärt Matthias Almert, der bei der Stadt die Abteilung Ordnung und Verkehr leitet.

Anhand dieser Faktoren wurde auch entschieden, dass die Ampeln der Ortsdurchfahrt zwischen der Kreuzung Ziegelwall und dem Holzmarkt bereits ab 22 Uhr abgeschaltet werden. Die Ampeln auf dem Abschnitt zwischen dem Kornmarkt und der Vogelkreuzung an der Friedensbrücke sind hingegen bis 24 Uhr in Betrieb.

Einige Ampeln, die nachts leuchten

Auf der Westtangente verzichtet die Stadt ganz auf eine Nachtabschaltung. Und das sind nicht die einzigen Ampeln, die Tag und Nacht leuchten. Laut Stadtverwaltung müssen Autofahrer nachts auch an den Kreuzungen Löbauer Straße und Paul-Neck-Straße, Stieberstraße und Jordan-Straße und an der Heilig-Geist-Brücke warten. Gleiches gilt für die Stelle, an der die Kreckwitzer Straße auf die B 156 trifft.

Umprogrammieren möchte Matthias Almert die Ampeln in der Stadt vorerst nicht. Überhaupt sei es nur im Ausnahmefall gerechtfertigt, eine solche Anlage für einen bestimmten Zeitraum außer Betrieb zu nehmen. Dass es gar nicht so schlau ist, Ampeln zu früh abzuschalten, meint auch Markus Löffler vom ADAC. Er weiß, dass das Thema Nachtabschaltung immer wieder in Kommunen diskutiert wird. Doch der Verkehrsexperte warnt jede Stadt davor, auf die wichtigen Lichtsignale zu verzichten. „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass das Unfallrisiko deutlich steigt, wenn die Ampeln nachts ausgeschaltet sind“, erklärt er. Das gelte nicht nur für wichtige Durchfahrtsstraßen, sondern auch für unübersichtliche Kreuzungen. „Geht es um Nachtabschaltung, muss man sich ansehen, warum die Ampel dort steht. Die erfüllt ja eine Aufgabe“, erklärt er.

Doch wie sieht es in anderen Städten aus? In Kamenz leuchten die Ampeln an zwei Kreuzungen die ganze Nacht. Die restlichen werden ab 22 Uhr abgeschaltet – genau wie in Bautzen. Nur eine Anlage geht bereits 20 Uhr aus. Das System habe sich bewährt, meint Stadtsprecher Thomas Käppler. In Pirna müssen Autofahrer nachts an den Stellen warten, an denen sich Bundes- oder Staatsstraßen kreuzen. Die restlichen Ampeln nimmt die Stadt zwischen 19 Uhr und 22 Uhr aus dem Betrieb. „Je weiter entfernt von der Innenstadt, desto eher gehen die Ampeln aus“, erklärt Stadtsprecher Thomas Gockel. Die Landeshauptstadt Dresden schaltet lediglich jede zweite Ampel nachts ab. Vor allem jene, die nur für Fußgänger gedacht sind.

Für Bautzen hat Markus Löffler vom ADAC noch einen Tipp. Man könne die Ampeln so programmieren, dass sie nachts schneller umschalten. „So verhindert man, dass Autofahrer lange warten müssen oder sogar genervt bei Rot fahren“, sagt er. Zumindest an der Westtangente gibt es bereits ein solches Nachtprogramm.