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Auto in der Elbe versenkt

Ein Baggerschiff holt den VW eines 18-jährigen Sachsen bei Mühlberg aus dem Wasser.

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© Ronald Bonß

Von Frank Claus

Mühlberg/Riesa. Es soll ein gemütlicher Angelabend werden für einen 18-Jährigen aus dem Landkreis Leipzig. Unweit des „Auges von Mühlberg“ – so wird die Elbbrücke angesichts ihres besonderen Strompfeilers genannt – will der junge Mann am Mittwochabend dicke Fische genau dort an Land ziehen, wo noch bis 2008 die Autofähre fuhr. Plötzlich setzt sich sein blauer Caddy in Bewegung, rollt in die Elbe und wird von der Strömung davongetragen. Der Mann muss tatenlos zusehen, kommt zu spät, um das Fahrzeug noch zu stoppen.

Gegen 19 Uhr erhält die Leitstelle Lausitz einen Notruf mit der Bitte um Hilfe bei der Bergung. Die Feuerwehr Mühlberg und Rettungstaucher der DLRG werden informiert. Wie die Polizeiinspektion Elbe-Elster bestätigt, gibt der Mann wenig später gegenüber den Polizisten aus der Herzberger Wache an, die Handbremse in seinem Auto angezogen zu haben.

Das Fahrzeug wird knapp 300 Meter in Richtung Elbbrücke getrieben. Recht genau kann der Mann beschreiben, wo in etwa sein Auto liegt. Taucher finden das Fahrzeug. Eine Bergung mit der Feuerwehrtechnik ist schwierig. „Das Wasser schlägt in diesem Bereich ziemlich heftig“, beschreibt ein Polizist. In Zusammenarbeit mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden, Außenstelle Mühlberg, und der inzwischen eingetroffenen Wasserschutzpolizei aus Riesa wird entschieden, eine Boje zu setzen und das Auto am nächsten Tag mit dem Baggerschiff „Mauken“, das bei Torgau liegt, zu bergen.

Die Elbe wird in diesem Abschnitt für den Schiffsverkehr gesperrt. Einem Hotelschiff, das aus Prag kommend weiter in Richtung Potsdam fahren soll, beschert das eine ungewollte Zwangspause. Die Fahrt wird unterbrochen, die Passanten übernachten in ihren Kabinen im Mühlberger Hafen. Abenteuer-Landgang ist nicht drin. Es ist spät abends, in Mühlberg sind längst die Bürgersteige hochgeklappt.

Keine Rücksicht aufs Auto

Gegen 13 Uhr trifft das Arbeitsschiff am Donnerstag in Mühlberg ein. Und dann geht alles ganz schnell, wie ein Polizist der Riesaer Wasserschutzpolizei erzählt. „Das Fahrzeug liegt mehr als zwölf Stunden im Wasser, ist ohnehin nicht mehr zu gebrauchen“, sagt er. Das Baggerschiff bezieht Position neben dem Auto, der Greifer des Baggers öffnet gierig seinen „Schlund“, beißt sich in der Karosse fest, hievt das Auto aus den Fluten und sichert es über dem Deck.

Das Schiff bringt es genau dorthin, wo es in die Elbe gerollt ist – an die einstige Zufahrt zur Fähre. Soweit wie möglich steuert es ans Ufer und setzt das Auto parallel zum Fluss ab. Die Entsorgung ist nun das Problem des Halters. Die weiteren Ermittlungen übernimmt die Polizeiinspektion Elbe-Elster. Und war die Handbremse, wie behauptet, nun angezogen? „Kein Kommentar“, meint der Beamte der Wasserschutzpolizei und verweist auf die laufenden Untersuchungen. (LR)